Was tut man nur diesen armen beiden "Grave Encounters"-Teilen an? Überall sieht man schlechte Zahlen oder liest miese Reviews. Dabei ist der 2. Teil, genauso wie sein Vorgänger, ein ziemlich interessantes Stück Kino. Man kann sagen: Neu erfinden tut's das Genre found footage nicht, aber es kann in Sachen Qualität doch mindestens mit der "Paranormal Activity"-Reihe gleichziehen, wenn nicht sogar diese überbieten (was vielleicht auch gar kein Problem ist - doch das ist eine andere Diskussion!).
Zuerst einmal übernimmt das Sequel eine gewisse ironische Doppelbödigkeit bei Szenario und Rahmenhandlung, treibt da das Ganze aber noch sehr amüsant auf die Spitze, wie ich finde. In "Grave Encounters 2" ist der erste Teil wie in der realen Welt als Film erschienen und wird so behandelt, was zu Anfang auf lustige Weise mit diversen YouTube-Reviewern dargestellt. Wo der erste Teil da ein Seitenhieb auf die Dokusoaps war, lässt das Sequel über die Internet-Nerdkultur schmunzeln. Hauptfigur Alex ist ein solcher besessener Nerd und Filmstudent, der unbedingt hinter das Geheimnis des ersten Teils kommen will. Der Film nimmt sich dabei genüsslich selbst auf die Schippe, ist da aber auch gleichzeitig an die Kritiker adressiert, wenn über die "billigen Effekte" gesprochen wird. Das ist wirklich witzig, leider nur einen Tick zu langatmig, genauso wie die obligatorische Vorstellung der Protagonisten, die dieses Mal weniger sympathisch und identifizierbar sind. Dafür schafft es auch das Sequel wieder anfangs wie eine Satire zu wirken.
Richtigerweise schwenkt der Film aber ins Ernste um und bleibt dann düsterer, teils auch brutaler (was auf einer Metaebene cool zu den Filmen im Film passt). Was man allerdings vom Krankenhaus sieht, wirkt anfangs wenig innovativ: Geschmissene Türen, eine aufgesplittete Gruppe und einzelne Tode. Hier schaffen es die Macher zum Glück sich nicht übermäßig ins Wiederholen zu verlieren, denn so richtig interessant wird es wenn
Lance/Sean wieder auftaucht, der sein Dasein seit 9 Jahren als Gefangener des Krankenhauses fristet und nun eine neue Hoffnung wittert.
Und auch hier ist das Sequel wieder zu loben, da es mehr über den Hintergrund des Ortes verrät, nachdem in der ersten Hälfte über den Hintergrund des angeblich fiktiven Werkes fabuliert wurde. Für mich wären mehr Details wünschenswert gewesen, klar.
Gegen Ende holt der Film dann richtig auf und bietet ein tolles Finale mitsamt einem interessanten Schlussakt. Ein paar Fragen wurden beantwortet, einiges wirkte abgedrehter, und auch handwerklich gab es da noch etwas zu bestaunen.
Fazit: "Grave Encounters 2" führt die Geschichte sinnvoll weiter - was das wichtigste ist, aber auch noch hätte mehr sein dürften - und hat auch einige neue Stilelemente zu bieten. Der Satire-Anteil geht noch mehr auf, während die Nebencharaktere nicht so toll sind. Zwei Dinge stehen jedenfalls fest: Zum einen ist der Film sträflich unterbewertet und -schätzt, und zweitens muss dringend ein dritter Teil her, der im Sinne der guten Erzählung, diese Reihe mit viel Hintergrundwissen abschließt!