„Frank“ ist in den deutschen Kinos angekommen. Die 2014 entstandene irisch-britisch-US-amerikanische Produktion mit Lenny Abrahamson als Director zeigt eine groteske Musiker-Dramödie, die nicht im Einheitsbrei des Genres schwimmt. Autor Jon Ronson war Mitglied der Oh Blimey Big Band, deren Frontmann Frank Sidebottom maskiert auftrat. Ronson schrieb auf Grundlage seiner Erinnerungen mit Peter Straughan („Männer, die auf Ziegen starren“, „Dame, König, As, Spion“) das Drehbuch. Die Handlung soll frei erfunden sein.
Jon (Domhnall Gleeson) wohnt bei den Eltern und versucht sich als Hobby-Komponist. Aber so richtig gelingen will ihm nichts. Durch Zufall trifft er auf die Formation Soronprfbs, deren Keyboarder psychisch fertig ist. Jon wird zu seiner Verwunderung sofort engagiert und darf an der Produktion des neuen Albums mitwirken. Das künstlerische Zentrum bildet Frank (Michael Fassbender), der wegen eines Traumas stets maskiert erscheint. Auch die anderen Musiker, insbesondere Clara (Maggie Gyllenhaal), wirken recht strange. Jon möchte sich einbringen und zugunsten einer größeren Popularität den Experimentalsound mit mehr Mainstream untermalen. Das erzeugt Spannungen.
Musiker-Dramen verarbeiten überwiegend das Muster Aufstieg, Fall, Läuterung, tosendes Finale (vgl. „Whiplash“ u.v.a.). Nicht ganz so arg ins Schema gedrückt, ist das Werk von Lenny Abrahamson. „Frank“ zeigt auf humorige Art, aber auch mit bedrückenden Elementen die Auseinandersetzung zwischen kreativen Menschen. Das Launige ist britisch schräg. Nicht jeder Gag passt in das Gemenge, die Unterhaltung ist jedoch fantastisch ohne viel Alberei. Die geniale Körpersprache des Michael Fassbender, die sein Gesicht beinahe vermissen lässt, zeigt stets den Gemütszustand von Frank, der es für notwendig hält, seine Mimik wörtlich zu beschreiben. Dazu passend erklingt der unaussprechbare Bandname, die ungetaktete, antimelodiöse Kunst aus selbstgebastelten Samples und dem Einsatz des elektronischen Theremin, das 1920 erfunden wurde.
Abrahamson hat die Spannungskurve so simpel wie geschickt gesetzt. Man sieht Frank zunehmend an, das etwas nicht stimmt. Der komödiantische Anteil nimmt sukzessive ab. Das ist hervorragend ausbalanciert wie auch die Konzentration auf Frank und Jon.
Die Auseinandersetzung mit Social Media (Twitter, Facebook, YouTube) setzt Frank zu und führt die Band in die USA zu einem Wettbewerb. Dort kommt es zu dramatischen Spitzen und notwendigem Reparaturbedarf.
Muss man das gesehen haben? Als Sammler von Skurrilitäten sicherlich. Frank beantwortet das mit „I love you all“ und bringt bis zur letzten Minute Genuss am Kinogang.