KRITIK: THE BATMAN
The Batman ist nun seit dem 03. März 2022 in den deutschen Kinos zu sehen. Bei den Kritiken konnte er vollends überzeugen. Mit einem Rating von 8,2 ist er zudem direkt auf Platz 139 der besten Filme aller Zeiten bei imDb gelandet. Doch bevor der Film rauskam, gab es viele Menschen, die den Film kritisch beäugten. Besonders die Tatsache, dass Robert Pattinson Batman verkörpern sollte, kam überhaupt nicht gut an. Doch nun sind diese Kritiker verstummt. Ist der Film also tatsächlich so gut, vielleicht sogar ein Meisterwerk ?
Nun ja, der Begriff Meisterwerk ist wohl doch zu hoch gegriffen. Der Vergleich ist zwar mittlerweile nervig, aber an The Dark Knight kommt er nicht heran. Allerdings hat Matt Reeves hier einen Batman Film geschaffen, der fast gar nicht mehr wie ein Superheldenfilm wirkt und so generell schwer zu vergleichen ist. Fast alles ist realistisch und realitätsnah. Zudem ist dieser Film unfassbar düster, noch viel mehr als die Dark Knight Filme. Es geht explizit um Korruption und Verbrechen in der Großstadt, wie im Film Noir der 40er und 50er.
The Batman hat so unfassbar viele Details, die den Meisten wahrscheinlich gar nicht aufgefallen sind. Ohne diese Details hätten andere Szenen aber eine völlig andere Wirkung gehabt.
So beginnt der Film direkt düster. Wir sind in einem dunklen Raum und nur der laufende Fernseher verschafft Licht. Bürgermeister Mitchell schaut auf die gerade laufende Sendung. Doch dann bewegt sich die Kamera nach hinten in den Raum und der Zuschauer sieht eine unheimliche Gestalt. Das ist der Riddler, gespielt von Paul Dano. Dieser tötet den Bürgermeister. In mehreren Videos erklärt der Riddler darauf, warum er tötet. Alle seiner Opfer sind nämlich hohe, aber korrupte Beamte. Also versucht Batman, eben gespielt von Robert Pattinson, den Riddler zu finden und aufzuhalten. Doch es geschehen Anschläge. Catwoman, gespielt von Zoe Kravitz, wird gewissermaßen die Partnerin von Batman, widersetzt sich ihm aber oft. Lt. Gordon, gespielt von Jeffrey Wright, tut das nicht. Er vertraut Batman, ganz im Gegensatz zu allen anderen Beamten. Und da der Film 3 Stunden dauert, zieht sich der Kampf gegen den Riddler gewissermaßen den ganzen Film lang, im positiven Sinne gemeint. Mehr sollte dazu auch nicht gesagt werden, denn The Batman ist ein Film, den man nicht gespoilert kriegen sollte, aufgrund des dunklen Spannungsaufbaus.
Denn wer denkt, dass hier eine klassische Geschichte erzählt wird, bei der unser Held siegt und sich freut, der hat sich getäuscht. Nein, Matt Reeves gibt den Zuschauern einen völlig neuen Bruce Wayne. Nämlich einen, der depressiv ist und tatsächlich wie ein heruntergekommener Junkie aussieht. Dazu passt auch wunderbar der dazu gespielte Song „Something In The Way“, von der durch Suizid gestorbenen Rocklegende Kurt Cobain. Außerdem ist die Kamera, geführt von Greig Fraser, immer ganz nah an Waynes Gesicht dran. Die Zuschauer bekommen so ein glasklares Bild von ihm.
Das liegt aber an einer ganz bestimmten Sache, die wieder wunderbar in den Film eingebracht wurde. Wir sehen Bruce Wayne deutlich seltener als Batman. Und da er immer depressiv ist, kommt sein wahres Ich mehr und mehr in Batman zum Vorschein. Mit der Zeit merkt das auch der Zuschauer. Ob Bruce Wayne es selber schon gespürt hat, erfährt man dann aber auch. Allerdings nicht in einer normalen Szene, sondern in einer Szene mit dem Riddler, der es ihm ins Gesicht sagt. Diese Art der Wayne/ Batman Identität wurde in einem Batman Film zumindest in dieser Form das erste Mal auf die Leinwand gebracht.
Doch das Mittel dieses Films ist das Beste, das Wichtigste: die Düsternheit. Diese Düsternheit ist nämlich auch das, was diesen Film wie schon gesagt nun einmal ausmacht. Entscheidend ist dafür natürlich der Bösewicht. Neben Batman selber sind ja auch die Schurken in all den Filmen immer etwas Besonderes gewesen. Und es ist zu behaupten, dass Paul Dano´s Performance als Riddler die beste des ganzen Films gewesen ist. Direkt sein Aussehen ist angsteinflößend. Man sieht sein Gesicht nicht, er trägt trotzdem eine Brille, dazu ist er in einen schwarzen Mantel gehüllt. Da er auch direkt in der ersten Szene zu sehen ist, läuft es dem Zuschauer von Anfang an eiskalt über den Rücken. Spätestens dieser Film hat also bewiesen, was für ein großartiger Schauspieler Paul Dano eigentlich ist.
Auch Bruce Waynes Depressionen spielen noch einmal in die Atmosphäre mit rein. Eins sei hier schon einmal gesagt: Filmegucker, die Dunkelheit und Traurigkeit in Filmen nicht mögen, sollten diesen Film wohl eher nicht unbedingt gucken.
Zu Beginn werden auch noch die brutalen Gangs Gothams gezeigt und dem Zuschauer wird schnell klar: Die Lage in dieser Stadt ist seit den Dark Knight Filmen nicht besser geworden, eher noch schlechter. Ein kleines Detail gibt es da übrigens auch. In einer Szene sehen die Zuschauer, während Batman auf seinem Batmobil fährt, ein Plakat mit der Aufschrift „For a brighter tomorrow.“ Es ist zwar nur kurz zu sehen, dafür ist es aber recht groß. Problem: Es ist zerfetzt und hängt in einem Elendsviertel. Dieses Plakat soll also die Hoffnungslosigkeit in Gotham verdeutlichen, aber eben nur als kleines Detail.
Die Anwesenheit der Korruption, sowie der Mafia wird ebenfalls zur Verdüsterung noch gezeigt. Und an dieser Stelle muss man John Turturro als Mafiaboss Carmaine Falcone, bekannt aus den anderen Filmen und Comics, hochloben. Er hat den Mafiaboss perfekt glaubwürdig verkörpert, das aber ohne jegliche Übertreibung.
Ein netter Nebeneffekt, aufgrund seines Humors, ist da auch noch Collin Farrel als Pinguin, ebenfalls Gangsterboss. Man hätte jeden anderen Schauspieler nehmen können, denn Collin Farrel ist unter massenweise Make-up nicht wiederzuerkennen. Generell ist seine Rolle aber nicht wirklich interessant, auch Tiefsinn vermisst man bei ihm. Er ist verdächtigt, ein Verräter zu sein. Dann stellt sich heraus, dass er das nicht ist und ab der Stelle ist er im ganzen Film nicht mehr zu sehen. Dasselbe Problem gab es bei Andy Serkis als Alfred. Er ist insgesamt höchstens fünf Minuten in diesem dreistündigen Werk auf der Leinwand. Denkt man da an Michael Caine aus den Dark Knight Filmen zurück, dürfte der Unterschied klar sein.
Auch wenn wir hier weniger Hintergründe zu Bruce Wayne haben, wie es in Batman Begins der Fall war, ist das vielleicht auch ein gutes Zeichen. Denn da geht der Film neue Wege. Die Szene, in der die Eltern von Bruce getötet werden, wird nicht zum gefühlt tausendsten Fall gezeigt. Ein Problem ergibt sich hier allerdings: Manche Sachen im Film werden angesprochen, aber nicht erklärt. Diese Sachen kann man nur verstehen, wenn man sich ein wenig mit Batman auskennt, sprich: ein paar Filme schon einmal gesehen hat. Dieses Manko ist dann aber auch nicht wirklich sonderlich schlimm, da die meisten Leute eben sehr wohl schon Batman Filme gesehen haben, worauf Matt Reeves natürlich auch gesetzt hat.
Für einen weiteren positiven Punkt muss wieder ein Blick auf die Düsternheit gesetzt werden. Durch ihre kaum abweichende Abwesenheit gewöhnt man sich schließlich an sie. Und genau das macht dem Zuschauer eine Szene besonders schmackhaft. Da befinden sich Batman und Catwoman nämlich im riesigen Underground-Club, der im Besitz von Falcone ist, welchen sie dort herausholen wollen, um ihn auszufragen. Auch im Club ist alles düster. Das sorgt dafür, dass Batman in seinem schwarzen Anzug noch gefährlicher ist. Dies merken dann auch Falcones Angestellten, die andauernd überrascht werden. In dieser Szene verschmilzt der Zuschauer, auf jeden Fall im Kino, mit der Dunkelheit und kann sich entspannt zurücklehnen, da er nicht weiß, was Batman als Nächstes tut, hingegen aber schon im Wissen ist, dass er einen Vorteil hat. Vielleicht ist das die stärkste Szene des Films; allerdings ist wie schon gesagt auch jede Szene mit dem Riddler wahnsinnig interessant mitanzusehen.
Auch zu loben wäre hier noch der Batman-Soundtrack. Wie schon bei Mission Impossible hat Michael Giachino etwas Großartiges geschaffen. Denn dieser Soundtrack hat ungefähr die gleiche Wirkung wie der von Hans Zimmer in der Dark Knight Trilogie. Und damit sollte dann auch alles gesagt sein, da es einfach passt.
Bei diesem Film zählen die Stärken einfach so viel mehr als die Schwächen. Dennoch gibt es noch mehr Schwächen, als schon angesprochen, weswegen dieser Film eben auch kein Meisterwerk ist. Da ist z.B. direkt eine Logiklücke am Anfang. Batman geht auf eine kriminelle Jugendbande zu, um diese auf seine Art zurückzuhalten. Diese fragen sich dann, was das denn für ein Typ sei. Das macht absolut keinen Sinn, da Batman stadtbekannt ist. Teilweise sind auch die Kampfszenen überraschend schlecht dargestellt. Manchmal sieht es zu gekünstelt aus, manchmal war es schlechtes CGI. Und die Imitierung eines Sturzes hat Zoe Kravitz wirklich in einer Szene so gar nicht hinbekommen. Doch auch sonst kann man ihre schauspielerische Leistung nicht wirklich loben. Ein bisschen liegt das aber auch an ihrem Charakter. Catwoman wird zum Kampf gegen den Riddler und die Mafia angetrieben, da ihre Freundin Annika von diesen entführt wurde. Unpassend ist es da, dass man Annika im ganzen Film für vielleicht fünf Sekunden sieht und Catwomans Motivation nicht wirklich versteht. Als Letztes ist noch eine Szene anzumerken, die doch eher an James Bond erinnert. Das ist eher schade, da The Batman sonst absolut realistisch ist. Doch das Ende, welches doch zuviel Show hatte, und eben diese Szene machen das etwas zunichte. Es ist nämlich eine spannende Autoverfolgungsjagd. Doch als dann ein völlig zerfahrener Lastwagen auf der Straße liegt, hat dieser sich zu einer perfekten Rampe für das Batmobil gebildet, was Batman natürlich ausnutzt.
Letztendlich hat The Batman also völlig zurecht all die positiven Kritiken bekommen. Dieser Film hat wahnsinnig viele Stärken, was fast immer an der Düsternheit liegt. Robert Pattinson und John Turturro spielen auf sehr hohem Level, Paul Dano als Riddler ist aber eben noch einmal darüber. Zu berücksichtigen hat man die Schwächen natürlich auch, aber Fakt ist dann eben doch, dass dieser dreistündige Film nie langweilig ist und die Kritik an Robert Pattinson unberechtigt war. So kann man diesem anderen und neu gestrickten Batman Film sehr starke 8,5 von 10 Punkten geben, er ist sogar schon ziemlich nah an den 9 dran.