Wirft man einen Blick auf das Blockbusterkino der vergangenen Jahre fällt schnell etwas auf. Das Baden in Nostalgie, das Aufleben vergangener Werke, der Wahn der Sequels, Prequels und Reboots nimmt überhand und Filme müssen sich durch ein raschen Tempo und durch ein Effektgewitter durchhetzen. Immer seltener haben mich die großen, teuren Produktionen, der vergangenen Jahre, gefesselt. Einzig „Dune“, „Blade Runner 2049“, „Mad Max: Fury Road“ oder die Nolan Filme bilden da eine Ausnahme. Mit „The Batman“ erwartet uns nun innerhalb kürzester Zeit, ein neuer Batman, der mich auf ganze Ebene begeistert hat und mir all das gegeben hat, was mir in den letzten Jahren immer wieder gefehlt hat. Den „The Batman“ von Matt Reeves fühlt man die Liebe des Projektes förmlich an. Eigentlich könnte man dem Film vorwerfen, dass wir in den letzten Jahren genug Batman hatten und auch doch im Grunde nichts neues mehr zu erzählen ist, aber Reeves schafft hier etwas wovor ich Hochachtung habe. Anders als Marvel, wo wir zwar in jedem Film neue Gesichter bekommen, aber sich die Filme am Ende doch nicht unterscheiden, da sie handwerklich und tonal immer so eng zusammen sind, dass man keine visionäre Handschrift mehr erkennt, macht es DC hier deutlich besser, in dem man bekannte Figuren nimmt, diese aber in eine komplett neue Welt auf der filmischen Leinwand wirft. Den im Voraus lässt sich sagen, dass dieser Film wieder eine ganz eigene Richtung einschlägt und sich nicht vergleichen lässt mit den Universen von Burton, Schumacher, Nolan oder Snyder.
„The Batman“ handelt von einem sehr jungen Batman, der noch nicht lange aktiv ist. Eines Nachts wird ein hohes Tier von Gotham brutal ermordert und schnell wird klar, dass der mysteriöse Riddler dahinter steckt und ein perfides Spiel mit dem dunklen Ritter spielen möchte. Es beginnt ein Detektivspiel um den Rätselmeister zu stoppen.
Dieser Film lässt sich unglaublich viel Zeit und die braucht er auch! In fast drei Stunden Laufzeit kann Reeves mich auf jeder Ebene, des Handwerks, des Inhalts und auch der Atmosphäre überzeugen. Der Ansatz des Filmes liegt hier stark auf dem Thriller Noir Aspekt. Batman muss viel ermitteln und sich auch mit seinem eigenen Wesen auseinandersetzen. Dabei schafft es Reeves ziemlich gezielt den Charakter zu dekonstruieren und die Motive des dunklen Rächers zu hinterfragen. Oft wirkt Batman wie der Schurke in seinem eigenen Film. Aber auch eine gewisse Medienkritik lässt sich in Form des Riddlers sehr gut aus dem Film herauslesen.
Handwerklich ist der Film große Klasse. Gotham wirkt wie ein wahrer Charakter und sieht hier so fantastisch aus wie in keinem anderen Batman-Film. Der ständige Regen, die verdreckten Straßen und die heruntergekommenen Figuren fügen den Rest hinzu. Die Aktion ist eher rar gesät, aber was wir bekommen ist eine Wucht. So ist gerade die Verfolgung des Pinguin im neuen Batmobil mein Highlight des Films. Das echte Handwerk spürt man und die Sounds und Dramatik haben mir ein fettes Grinsen ins Gesicht gezaubert. Aber auch die Einführung der Fledermaus war ein waschechter Gänsehautmoment. Ähnlich sieht es mit einer wundervollen Szenen in einem dunklen Korridor aus, in dem die Kulisse nur durch das Abfeuern der Pistolen erleuchtet wird. Greig Fraser, der zuvor auch die Kameraarbeit bei „Dune“ übernahm, liefert hier ganz großes Kino und fängt unfassbar viele Bilder auch ein wie ein Comicpannel.
Die Musik von Michael Giacchino fügt sein bestes hinzu. Sei es ein mysteriöses und hypnotisierendes Spiel um den Riddler oder an alte Bondfilme erinnernde Klänge für Catwoman, all die wundervollen Stücke werden vereint im großartigen Theme für Batman, das eine wahre Bedrohung verkörpert und fast nichts heroisches mehr an sich hat.
Darstellerisch ist der Film eine Wucht. Robert Pattinson, der mit Filmen wie „Der Leuchtturm“ oder „Good Time“ schon unzählige Male bewiesen hat, was ein hervorragender Darsteller er ist, spielt Batman hier auf eine ganz eigene Art und Weise. Unheimlich, bedrohlich, gebrochen, düster und immer kurz davor vollkommen die Fassung zu verlieren. Seine Interpretation ist Anders, aber absolut hervorragend. Als Bruce Wayne tritt er weniger in Erscheinung, wenn gleich auch diese zurückhaltende Interpretation angenehm erfrischend ist. Zoe Kravitz als Catwoman wird zu einem faszinierendem dreidimensionalen Charakter gemacht. Sie ist smart, unfassbar charmant, voller Ausstrahlung, aber hat eine klare Motivation und ist ebenfalls eine gebrochene Seele. Jeffrey Wright funktioniert ebenfalls als Gordon und seine Chemie zu Batman ist ebenfalls große Klasse. Einzig Andy Serkis als Alfred fällt hier leider etwas ab, da er im Film eigentlich kaum Präsent ist. Auf der anderen Seite sind die Schurken ein wahrer Schmaus. John Tuturro als Falcone ist super gecastet, während ein nicht wieder zu erkennender Colin Farrell als Pinguin den Spaß seines Lebens in der Rolle hat und Lust auf mehr macht. Sein Pinguin war ein heimlicher Star des Films. Hervorheben muss man aber Paul Damos Interpretation des Riddlers. Dieser hat nichts mehr gemeinsam mit dem grausamen Riddler aus „Batman Forever“. Dieser hier ist ein regelrechter Psychopath, der ein perfides Spiel treibt und dabei gezielt Social-Media benutzt um seine Opfer in Saw Manier zu ermorden. Er versprüht eine waschechte Angst und ist ein widerlicher Schurke, der glücklicherweise sehr gezielt eingesetzt wird. Seine ganze Aura ist fantastisch ob mit oder ohne Maske. Dabei reiht er sich für mich wohl direkt hinter Heath Ledgers Joker ein.
Und die Eventualitäten einer Fortsetzung sind auch bereits gegeben.
Kurz: „The Batman“ ist perfektes Arthous-Blockbusterkino, das den Charakter Batman neu definiert und neu interpretiert. Gespickt mit einer Vielzahl aktueller Themen und einer perfekten handwerklichen Leistung, tritt Gotham in ein nie dagewesenes Licht und serviert uns dosierte Aktion vom Feinsten, gepaart mit Thriller-Noir Anleihen. Ein hervorragender Cast, niederschmetternde Stimmung und ein Schurke zum Fürchten, schafften eine einzigartige Atmosphäre, die Lust auf mehr macht!