Als bekannt wurde, dass von eine neue Film-Adaption von Batman mit Robert Pattinson in der Hauptrolle kommen sollte, war ich skeptisch. Würde dies nur ein weiterer Versuch sein, mit dem Batman-Franchise so viel Geld wie möglich zu machen und mit diesem Reboot etwas bereits gemachtes erneut zu wiederholen? Als dann die ersten Trailer rauskamen, verflogen diese Sorgen immer mehr. Doch als jemand, der mit der „The Dark Knight“-Trilogie von Christopher Nolan und den „Batman Arkham“-Spielen aufgewachsen ist, habe ich mich trotzdem auf dem Weg ins Kino gefragt, ob dieser neue Film meinen Erwartungen gerecht werden konnte.
Jetzt, nachdem ich ihn in der Vorpremiere in IMAX gesehen habe, kann ich endlich mit Sicherheit sagen, dass „The Batman“ ein wirklich besonderer Film ist, der sich anders anfühlt als jeder Batman-Streifen, den man zuvor gesehen hat. Direkt von der ersten Sekunde merkt man, dass dies Matt Reeves Vision ist und er diese konsequent umsetzen konnte. Er ist von der Atmosphäre und dem Erzähltempo weit davon entfernt, was man speziell von Superhelden-Filmen sonst gewohnt ist. Bereits ab der ersten Sequenz wird der düstere, ernstere Ton für die Gesamtheit der 175 Minuten angegeben.
Die Story von „The Batman“ ist packend und zieht einen tief in das bedrückende Leben der Figuren von Gotham City hinein, das in dieser Version mehr hinuntergekommen ist, als man es jemals zuvor gesehen hat. Es gibt keine einzige Einstellung im Film, die sich anfühlt, als wäre sie unter der ausschließlichen Verwendung von CGI entstanden. Alles wirkt wie eine echte, glaubhafte Stadt und das Produktionsteam hat hier wirklich fantastische Arbeit geleistet, sie zum Leben zu erwecken. Vor allem, wenn man beachtet, dass die Produktion fast komplett während der Corona-Pandemie stattgefunden hat. Die Kamera-Arbeit und der Schnitt sind klasse und es wird auf das Geschehen häufig lange draufgehalten, so dass man jedes Detail im Bild inspizieren kann. Die Kamera ist oft sehr nah an Figuren und Gegenständen dran und es wird viel mit der Schärfentiefe gearbeitet, um all dem zusätzliche Bedeutung zu verleihen.
Eine Sache, die mir wirklich gefallen hat, ist, wie alle Charaktere in die Geschichte eingearbeitet wurden. Neben Batman gibt es viele bekannte Bösewichte aus dem Batman-Universum, doch anstatt, dass der Film dadurch überladen wirkt und man einfach verschiedene Geschichten parallel erzählt, sind sie alle Teil des großen Ganzen. Währenddessen haben alle ihre Ecken und Kanten, kaum jemand hier scheint eine wirklich weiße Weste zu haben. Das alles so gut herüberzubringen, wäre allerdings nicht ohne den echt starken Cast möglich gewesen.
Robert Pattinson spielt einen Bruce Wayne, bei dem die Rolle als Batman quasi sein gesamtes Leben eingenommen hat. Er ist eher still und vieles davon, was in ihm vorgeht, wird hauptsächlich über den Gesichtsausdruck herübergebracht. Hier ist es erstaunlich, wie viel über die Augen und den Mund kommuniziert wurde. Auch die Maske wurde so gebaut, dass man noch genug von Pattinsons Augen sehen kann. Batman ist an einem Punkt, an dem er sich nicht sicher ist, was er mit seinem Feldzug gegen das Verbrechen überhaupt darstellen soll. Zoë Kravitz als Catwoman aka Selina Kyle ist ebenfalls klasse und ich war positiv überrascht, was für eine wichtige Rolle sie im Film direkt einnimmt.
Der Haupt-Antagonist ist der Riddler, der hier von Paul Dano gespielt wird. Seine Performance ist angsteinflößend und ein zentraler Grund dafür, warum „The Batman“ sich so anders anfühlt. Dieser Riddler lässt alle Riddler, die es bisher in anderen Batman-Adaptionen gab, wie Clowns aussehen, er ist ein richtig geistesgestörter Wahnsinniger und der Film ist bei seinen Taten gefühlt nur eine Handbreit davon entfernt, eine höhere Alterseinstufung zu bekommen. Auch alle anderen Schauspieler machen ihren Job großartig und bringen ihre Figuren glaubhaft herüber, während jede von ihnen sich anders anfühlt, als man sie in vorherigen Adaptionen gesehen hat.
All das fügt sich letztendlich zu einem Film zusammen, der mit seiner von Überraschungen gespickten und spannenden Handlung sowohl für neue Zuschauer als auch für Fans ein Batman-Erlebnis bietet, das es so noch nie gab. Das Drehbuch ist generell richtig gut. Die Detektiv-Arbeit wird hier in den Vordergrund gerückt, während die Geheimnisse der Charaktere und der Stadt immer mehr aufgedeckt werden. „The Batman“ ist kein Action-lastiger Streifen, aber es gibt einige, wirklich starke Sequenzen, die alle ebenfalls sehr gut choreografiert, aufregend sind und viel Wucht haben. Das alles wird mit einem starken Sound-Design untermalt, das den Film atmosphärisch perfekt unterstützt und Michael Giacchinos ist als Komponist für den Soundtrack eine großartige Wahl gewesen, die wichtigsten Figuren haben ihr eigenes Theme bekommen, auf denen man ständig aufbauen konnte.
Doch ist „The Batman“ nun auf demselben Level wie Christopher Nolans „The Dark Knight“-Trilogie oder sogar besser als diese Filme, die bis heute zu den besten Comicbuch-Verfilmungen aller Zeiten zählen? Ich denke, dass es zu früh ist, einen Vergleich zu machen und es vielleicht auch nicht fair gegenüber den Machern ist, die so sehr daran gearbeitet haben, dass dieses Erlebnis sich anders und neu anfühlt als das, was wir bereits kennen. Ich bin gespannt, wie er mit seinem Stil bei dem großen Publikum ankommen wird. Aber egal, wie die allgemeine Meinung ausfallen wird, hoffe ich, dass wir in ein paar Jahren eine Fortsetzung bekommen werden. Denn das Potenzial ist hier da, eine weitere Trilogie zu schaffen, die Nolans Trilogie nicht ersetzt, sondern als großartige, weitere Erzählung der Batman-Welt koexistiert.