[...]Logans Vorlage stammt aus dem Jahr 2005, der Film ist von 2013, die Gesinnung von „Homefront“ hat jedoch ihre dreißig, vierzig Jahre auf dem Buckel. Der reaktionäre Manipulationsplan des Films ist durchsichtiger als Spitzenunterwäsche und genauso verführerisch: der von Brutalität und Gewalt seines Tagewerks angedetschte Held, der nur in Ruhe und Frieden seiner schnuckeligen Tochter ein guter Vater sein will, angereichert mit einem „back to nature“-Setting – das ist besonders für’s maskuline „pflanz Baum, bau Haus, zeug Kind“-Publikum auch beim drölfmillionsten Mal noch catchy; zivilisationsmüde kehrt der Mann zu seinen Ursprüngen zurück, bearbeitet Holz und reitet aus. Und ach was ist das tragisch, wenn der Held vom Blutvergießen und seiner Vergangenheit eingeholt, von einer grausamen Umwelt doch wieder aus seiner virilen Idylle gerissen wird. Damn, there’s no choice, he’s GOTTA fight! Diese Wahllosigkeit überträgt „Homefront“ von Recke Statham direkt auf seine minderjährige Tochter: da genügt kein Durchschnittsrowdy, die wird in der Schule von einem Bengel gebullyt, für den der Casting-Aufruf vermutlich »fat, ugly real-life Cartman« lautete. Verdammt, die Kleine hat keine Wahl, sie MUSS diesem dicken, hässlichen Sackgesicht einfach die feiste Fresse polieren! Dazu die degenerierten Rednecks, die im tiefen Süden noch nach Fehderecht und Sippenfeindschaft urteilen und handeln, während das bequemliche Gesetz mal drüber-, aber meist in die andere Richtung schaut: das sind hinterhältige und bis zur Grenzwertigkeit fragwürdige Stereotypien, mit denen „Homefront“ da arbeitet und daraus einen grobmotorischen Handlungsaufbau initiiert. Steckt da bewusste Überzeichnung hinter? Nein, „Homefront“ erzählt seine Rocker-, Hinterwäldler- und Ex-Cop-somewhat-Klischees ohne ironischen Bruch, Stallones Script hängt einen unwahrscheinlichen Zufall an den nächsten, um die Situation um Broker, Gator und die Biker-Bande weiter und weiter eskalieren zu lassen, bis aus einer Schulhofrauferei schließlich eine Massenschießerei wird. Aber wie mit allem, wo Stallone zuletzt seine Finger drin hatte, kann man mit dieser Rückbesinnung auf dieses »good old fashioned american movie-making« (wie James Franco das im MakingOf nennt) in all seiner Simplizität und Klarheit absolut Spaß haben, erst recht wenn man den schon mit der Geistesverwandschaft aus den 80ern hatte. Das »Don’t push it!«-Muster aus „Rambo“, Western-Motive, Merkmale exploitativer Selbstjustiz-Actioner, die von Mark Isham komponierten Akustik-Gitarrenklänge zu den von Weichzeichnern übersättigten Familienszenen, die Schrammelmucke, wenn die Action anzieht… Das ist tatsächlich gutes altmodisches amerikanisches Kino (wohlgemerkt nicht grundsätzlich, sondern innerhalb seiner Gattungszugehörigkeit).[...]