Der neue Film des MCU "Spider-Man Homecoming" spielt kurz nach "Civil War". Dieses Mal darf Regisseur Jon Watts ran und den, in Civil War eingeführten Spider-Man, ein Solo Abenteuer spendieren. Der 15 jährige Peter Parker/Spider-Man kann es immer noch nicht fassen, dass er tatsächlich bei einem Kampf der Avengers mitgewirkt hat! Seine Aufregung ist so groß, dass er Tony Starks Rechter Hand Happy (John Favreau) gleiche dutzende SMS schreibt- um beim nächsten Einsatz auch ja dabei zu sein. Doch Stark hat andere Pläne mit ihm. Er will den unbändigen Peter erstmal "erziehen". Währenddessen sammelt der Schrotthändler und Bastler Adrian Toomes (Michael Keaton) fleißig Einzelteile aus den Kämpfen der Avengers ein und bastelt daraus hochgradig gefährliche Waffen...
Als Homecoming preisgegeben wurde, war die Aufregung recht groß. Nachdem die Geschichte rund um die freundliche Spinne aus der Nachbarschaft nur wenige Jahre nach Raimis großartiger Trilogie mit Andrew Garfield in der Hauptrolle erneut verfilmt wurde, kommt nur 4 Jahre später erneut eine Neuauflage! Verständlich die ablehnende Reaktion. Doch Marvel erzählt nicht erneut wie Peter die Kräfte bekam, wie sein Onkel Ben starb und aus großer Kraft folgt große Verantwortung kommt auch nicht vor. Stattdessen wird die Figur deutlich verjüngt und einfach eingeführt. Der Vorteil ist, wir müssen uns die Geschichte nicht wieder anhören und das sowieso zusammenhängende Universum geht nahtlos weiter bzw über. Der Nachteil daran ist, dass Spider Man sich im Prinzip null profilieren kann, weil gezwungenermaßen sofort funktionieren muss- so als wäre er schon immer Teil des MCU gewesen. Somit schafft es der neue Spider Man recht wenig Verständnis herüber zu bringen. Im Grunde genommen handelt der Film von nichts anderen, als Spider Mans unbedingter Wille zu den Avengers dazu zu gehören. Warum er das will, wie er mit seinen Kräften umgeht und was es für ihn bedeutet ein Superheld zu sein, bleibt einen bis zum Ende völlig schleierhaft. Während in Raimis Film das Thema sehr gut behandelt wird, wird hier gar nicht drauf eingegangen. Das Spider Man sein bringt Toby Mcquieres Leben völlig aus dem Spiel. Tom Holland hat hier gewisse soziale Diskrepanzen. Beispielweise vernachlässigt er immer wieder seinen Kurs, für alle wirkt er nur gestresst, aber seine eigentliche Meinung dazu, fehlt völlig. Jon Watts versucht hier zwar all das zu ignorieren und einen normalen Jugendlichen zu zeigen, aber das gelingt ihm nicht. Denn einerseits ist Peter Parker kein normaler Jugendlicher (er selbst sagt, er sei keiner, da er ein Auto stemmen kann) und andererseits zeichnet er ihn völlig unrealistisch. Ein nerdiger Jugendliche der von fast allen ignoriert wird, aber einen Sixpack hat? Wer soll das glauben? Was Watts dagegen gut gelingt, ist Peters Unerfahrenheit und Naivität zu zeigen. Dadurch entstehen auch lustige Szenen, wenn er Beispielweise mit verstellter Stimme jemanden verhören will und sofort auffliegt. Tom Holland macht seine Sache insgesamt sehr gut. Seine hipplige und aufgedrehte Art kann zwar nerven, aber ansonsten punktet er mit seiner frechen und frischen Art. In "Birdman" spielte Michael Keane genau das, was er hier nicht machen wollte. Hier darf er erneut den Birdman spielen (und das in einem CGI Gewitter, was er eigentlich abgelehnt hat). Schlechte Bösewichte sind bei Marvel schon Tradition und hier bleiben sie ihrer Linie treu. Keane macht schauspielerisch seine Sache zwar gewohnt sehr gut, aber seine Figur ist recht dünn. Er sorgt zwar für eine recht unerwartete Wendung, aber ansonsten ist seine Figur sehr flach. Ziele und Gründe fallen wie immer sehr mager aus. Nächster Schwachpunkt des Filmes ist die übergroße Verwendung von hochentwickelten Geräten. Alleine Spider-Man´s Anzug verfügt über 200 verschiedene Schussarten des Netzes. Als wäre das nicht schon verrückt genug, versteckt sich auch noch eine komplette James Bond Ausrüstung darin! Habe ich schon die Heizung erwähnt? Ernsthaft? Das ist mehr als lächerlich. Dass Disney sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, der Welt Menschenrechte, Schwulenrechte und Gleichberechtigung für Frauen beizubringen, ist ein alter Hut, Hier hat man es wohl dieses Mal auf keinen geringeren als Präsident Donald Trump abgesehen, der sehr viele Figuren sind mit Latinos besetzt. Das ist zwar eine löbliche und willkommene Sache, aber mal wieder wird es zu aufdringlich einen aufs Auge gedrückt.
Technisch ist der Film auf einen sehr hohen Level. Wenn Volture in die Lüfte steigt und Spider-Man wie ein Adler eine Maus greift, sieht das stark aus. Es gab jedoch keine Szene, die einen völlig umhaut. Kameratechnisch ist der Film schwach. In den hektischen Szenen (gibt es leider sehr viele), wackelt sie zur sehr und die dazugehörigen dunklen Bilder verschlimmern das nur. Auch mit der Musik glänzt der Film nicht unbedingt.
FAZIT: Homecoming ist kein besonderer Film. Er ist stellenweise sogar sehr langweilig (hab um die 10x auf mein Handy geschaut). Besonders in der Mitte plätschert er nur so vor sich hin. Homecoming ist keine Studie über einen jungen Mann, der gerne zu den großen Superhelden möchte und keine über den Umgang mit den Kräften. Ja, was ist er eigentlich? Am Ende bleibt nur eine neue Sicht (auch wenn flach, unrealistisch und zu gekünselt) und ein neuer Spider-Man, auf den ich schon recht gespannt bin, was er noch so bringen wird (bitte ohne diesen peinlichen Sixpack!).