Der belgische Regisseur Michaël R. Roskam hat mit „The Drop - Bargeld“ einen US-amerikanischen Gangster-Thriller geschaffen. Sein Landsmann Matthias Schoenaerts bekam eine Nebenrolle im gut besetzten Cast.
Cousin Marv (James Gandolfini) betreibt eine gleichnamige Bar mit seinem weichherzigen Neffen Bob (Tom Hardy) in Brooklyn, die seit 10 Jahren von der Tschetschenen-Mafia kontrolliert und gelegentlich als sogenannte Drop-Bar zum Einsammeln von illegalen Geldern genutzt wird. Als Bob einen misshandelten Hund findet, trifft er auf Nadia (Noomi Rapace) und kommt wenig später in Konflikt mit dem psychopathischen Hundebesitzer Eric Deeds (Matthias Schoenaerts). Marv, früher ein gemachter Mann im kriminellen Wettgeschäft, passt die Herrschaft der Tschetschenen schon lange nicht mehr. Als die Bar überfallen wird, möchten die Tschetschenen das Geld zurück.
Willkommen in der Welt der handgemachten Kinofilme. Die Funktion einer Drop-Bar und die Charaktere werden vorgestellt, der Alltag der Hauptfiguren ist anfänglich nur kurz beschrieben, weil die oben genannten Störungen sehr baldauftreten. Die Härten halten sich in Grenzen, aber die Einstufung FSK 12 ist bis an die Grenze ausgereizt und nicht deutlich überschritten wie beim Alpen-Western „Das Finstere Tal“. Unsere 12-Jährigen (und 6-Jährige in Begleitung der Eltern) müssen heutzutage eben mehr aushalten. „The Drop - Bargeld“ ist aber nicht nur deswegen kein Film zum Ausruhen, das Publikum muss ein wenig aufpassen: Kleine Details und Andeutungen in ansehnlichen Szenen werden gestreut. Wer diese aufnimmt, kann spüren, wo die Spannung in Roskams Werk mit seiner realitätsgetreu generierten, halbschmuddeligen Kneipenumgebung liegt. Und das ist mehr als ein Thriller von der Stange liefert, wobei allerdings der Score genauso klingt. Die Tschetschenen bauen Bedrohlichkeit auf und die Zuschauer entdecken allmählich Marv’s rücksichtslose Schlitzohrigkeit, die neben dem nicht so ganz hellen Bob ihre Wirkung entfaltet.
Der im Juni 2013 verstorbene James Gandolfini spielt den Marv mit seiner ganzen Gangster-Routine. Matthias Schoenaerts, der mehrmals mit Roskam zusammengearbeitet hat und in „Der Geschmack von Rost und Knochen“ brillierte, liefert eine exzellente Nebenleistung ab. Und der vielseitige Tom Hardy gibt seinem Bob den Habitus und die vernuschelte verbale Ausdrucksweise eines Naiven mit Hilfsbereitschaft. Überzeugend ist ebenso Noomi Rapace, die seit der schwedischen Verfilmung der Stieg-Larsson-Trilogie in Hollywood gern gesehen ist. Interessant ist John Ortiz („Silver Linings“), der als religiöser Ermittler Detective Torres den Kneipiers auf den Leib rückt.
Die Suspense nimmt im Verlaufe der Handlung ordnungsgemäß zu, der Hundeplot stört, aber nicht den Film, sondern andere Vorhaben der Geschichte und verwebt sich anschließend mit diesen zu einem geschickt konstruierten Ganzen.
Bob’s Leichtgläubigkeit hat Grenzen und dann präsentiert Roskam einen Überraschungstäter, weil er einen Überraschungstäter präsentieren wollte. Das rundet zwar die Story ab, führt aber beinahe zur Unglaubwürdigkeit dieser Figur, da sie in allen vorherigen Einstellungen so anders beeindruckte, nicht nur nach außen, sondern auch ganz allein im stillen Kämmerlein.
„The Drop - Bargeld“ ist ein pfiffig zusammengebauter, hervorragend besetzter Thriller mit Spannung und dürfte vor allem das Mainstream-Publikum begeistern, nicht jedoch empfindliche Beobachter.