Der erste Teil des Horrorklassikers von Stephen King hatte mich vor zwei Jahren wirklich positiv überrascht und hat hier auch eine sehr gute Wertung von mir bekommen, hat doch vieles bei dieses Adaption so gut zusammengepasst. Entsprechend hoch waren meine Erwartungen an die Fortsetzung, die ich im Double Feature genießen konnte. Leider konnte der Film diesen Erwartungen aber nicht ganz gerecht werden. (Anmerkung: Ich habe das Buch nicht gelesen, kann daher also auch keinen Vergleich anstellen.)
"Es Kapitel 2" spielt 27 Jahre nach dem ersten Teil und handelt von der Rückkehr des Clowns Pennywise, der erneut eine Kleinstadt heimsucht und dort grausam Menschen ermordet. Die Looser aus dem ersten Teil sind inzwischen erwachsen geworden und kehren, nachdem sie zuvor geschworen haben Es bei einer erneuten Rückkehr zu besiegen, nach Derry zurück, um erneut den Kampf aufzunehmen.
Die Fortsetzung hat leider ihre Höhen und tiefen. Beginnend bei der Laufzeit. Auch wenn ich nicht weiß wie umfangreich die zweite Hälfte des Romans von "ES" ist, ist eine Laufzeit von fast drei Stunden eine stolze Laufzeit für einen Horrorfilm, ist ein Film vom Tempo, vom Rhythmus und von der Dynamik her gut getaktet ist dies auch kein großes Problem. Aber gerade bei Teil Zwei macht es sich der Film sehr schwer. Beginnt das erste Drittel sehr schleppend und mit vielen Rückblenden, wirkt der Mittelteil wie ein Episodenfilm, nur um dann in einem viel zu lange geratenen Finale zu enden. Im ersten Drittel hätte es etwas weniger Exposition getan. (Im Double wirkt es dann nochmal besonders anstregend, was aber kein Vorwurf an den Film ist, ich empfehle dennoch den ersten Teil vorher noch einmal zu schauen) Das zweite Drittel hätte deutlich besser getaktet werden müssen und das Finale gekürzt. Eine gute drei-viertel Stunde hätte dem Film durchaus gut getan.
Schwächen finden sich auch in den Effekten, die teilweise sehr künstlich wirken und dem ganzen den Ernst nehmen, da oft keine wirklich bedrohliche Stimmung dadurch entsteht. Der größte Fehler, den der Film aber macht, ist der Umgang mit dem Humor. Viel zu viele Gags, die oft so falsch platziert sind, rauben dem Film komplett die ernste Note und lindern die Atmosphäre. Der Film wirkt kaum gruselig, da alles doch am Ende immer mit einem lustigen Witz gebrochen wird. Schade um die Dramaturgie und vor allem die Atmosphäre.
Auf der anderen Seite hat der Film aber auch viele stärken. Die Kameraarbeit ist wunderbar und fängt ein paar wirklich sehr schöne Einstellungen ein. Das Spiel mit Schatten und wirklich schönen Details im Hintergrund funktioniert wunderbar.Auch die Musik von Benjamin Wallfish passt wieder wunderbar und auch das Sounddesigne ist hervorragend. Trotz einiger Jumpscares hat der Film auch ein paar wirklich schöne Momente wo sich der Horror frei entfalten darf. Gerade die Szenen in den praktische Effekte genutzt wurden, sehen super aus und sie funktionieren wunderbar (Stichwort Kopf). Ich würde dabei "Es 2" aber nicht als Horrorfilm bezeichnen, sondern vielmehr als eine Mischung aus Fantasie und Coming Of Age Drama. Positiv hervorstechen tut vor allem auch hier wieder die Szene gleich zu Beginn mit Xavier Dolan, die mich vollkommen in den Film gezogen hat. Diese Szene ist schon beeindruckend, auch ansonsten sind es vor allem die Szenen mit Bill Skasgard als Pennywise, die im Gedächtnis bleiben. Gerade die Szenen beim Football, im Spiegelkabinett, der Holzfäller, oder bei der alten Frau zuhause sind großartig und Skasgard stellt meiner Meinung nach auch Tim Curry hier deutlich in den Schatten und lässt seine Version schon harmlos wirken. Der Clown lässt hier deutlich mehr Blut fließen und ist deutlich brutaler, als noch im ersten Teil. Gerade in einer besonderen Szene, in der sich Skasgard selbst die Schminke zum Clown auflegt ist so wundervoll gruselig anzusehen, dass man sich vor ihm verneigen muss. Ihm gehören die besten Szenen, aber auch Jessica Chastain (Zero Dark Thrity, Interstellar) muss man wieder hervorheben, die ihre Sache großartig macht, ebenso wie James McAvoy (X-MEN, Split). Aber vor allem ist es auch Bill Hader, der hier wirklich wunderbar aufspielt und die Rolle des Ritchie wundervoll ausschmückt, wenn gleich ich aber sagen muss, dass mir der junge Cast besser gefallen hat und eine bessere Dynamik hatte, wenn gleich die erwachsenen Looser super besetzt wurden.
Inhaltlich hat der Film ein paar Pannen und vieles wirkt unfreiwillig komisch, manches auch gewollt komisch, aber er hat auch seine Stärken. Themen wie Selbstbehauptung, das Eingestehen seiner Angst, Vertrauen und Freundschaft, aber auch Täuschung werden aus dem ersten Teil wieder aufgegriffen.
Kurz: "Es Kapitel 2" ist bei weitem nicht so gut wie sein Vorgänger, hat er doch zu viele Schwachstellen, die sich vor allem in der zulangen Laufzeit, gemischt mit einer nicht gut ausgearbeiteten Dynamik und einem schlechten Erzählrhythmus bemerkbar machen. Etwas kürzer und weniger Effekte hätten dem Film gut getan, ebenso wie der Verzicht auf Gags, die die Atmosphäre dämpfen und oft die Bedrohung herausnehmen. Dennoch macht der Film an den richtigen Stellen Spaß, es fleißt mehr Blut, es gibt tolle, einzel betrachtet, wundervoll gruselige Horrorszenen, die allesamt vom großartigen Bill Skasgard leben. DEM Star des Film. Ein paar wirklich frische Ideen, praktische Effekte, gute Darsteller, eine gute Dynamik um jungen Cast und jede Szene mit Pennywise machen den Film am Ende aber doch zu einem Erlebnis das man sich ansehen sollte. Ein guter Abschluss!