Die Schauspieler:
Allen voran hier ein einmal mehr brillanter Michael Fassbender in seiner Doppelrolle als Android David / Walter. So hölzern seine Rolle auch dargestellt sein soll, liefert Fassbender in seiner ganz eigenen Art eine bühnenreife Perfomance ab, schafft es den beiden physisch identischen Androiden jeweils eigene Züge, mit Erkennungswerten der technischen Veränderungen der Modelle, zu verleihen. Mit Katherine Waterston hat das Franchise seine neue Ellen Ripley in der Rolle von Crewmitglied „Daniels“ gefunden. Mit burschikosem Auftreten bietet sie der legendären Alien Jägerin Paroli und löst die „Prometheus“ Darstellerin Noomi Rapace als weibliche Hauptrolle des Franchise ab. „Spotlight“ Darsteller Billy Crudup ist wahrlich kein schlechter Schauspieler, jedoch ist ihm die Rolle des leicht überforderten Captain Christopher Oram nicht gerade auf den Leib geschnitten und wirkt etwas fehl am Platz. Comedy Haudegen Danny McBride macht eigentlich das was er am besten kann – Sprüche klopfen. Mit einer Ridley Scott Produktion levelt sich der sonst aus derben Seth Rogen Komödien bekannte Schauspieler, noch einmal auf und zeigt als Pilot „T“ Tennessee, dass er wesentlich mehr kann als nur tiefsitzende Gags abzubrennen. Der Rest des soliden Ensembles macht ebenfalls einen sehr guten Job, bekommt jedoch nicht genug Screentime um sich besonders herauszutun. Dies liegt teilweise an den vernachlässigten Personenzeichnungen, teilweise auch am zu frühen Ableben des Charakters. Noch zu erwähnen wäre Guy Pearce, der in einem kurzen Rückblick auf David`s Einführung, wie schon in „Prometheus“, einen sehr interessanten Peter Weyland spielt. Pearce und Michael Fassbender in Kombination spielen absolut theaterhaft und wirken wie eine Shakespeare Darbietung.
Der Film:
Regisseur und Produzent Ridley Scott kümmert sich wieder um sein „Baby“ - dem allseits beliebten Xenomorph und dessen Erschaffung. Auf dem Drang zur Erschaffung basiert ohnehin die gesamte Prequel Reihe, die mit „Prometheus“ ihren Anfang nahm. Damals noch teilweise stark kritisiert, er lasse zu vieles im Raum stehen und Fragen unbeantwortet, gibt sich Scott die aller größte Mühe, in „Covenant“ alles so schlüssig und verständlich wie möglich zu erläutern. Nichts bleibt unbeantwortet und die Drehbuchautoren John Logan und Dante Harper ziehen handlungstechnisch eine wahrlich meisterhafte Brücke vom recht wackligen „Prometheus“ Finale bis zu den „Covenant“ Ereignissen, die 10 Jahre später stattfinden. Genau hier tut sich aber schon eines der am schwer verdaulichsten Probleme des Films auf. Ridley Scott scheint nach der damaligen Kritik am Prequel so akribisch darauf versessen gewesen zu sein, dass er, nach ursprünglichen Plänen gar keine Xenomorphs zu bringen, nun sogar mehrere Rassen einbaut, diese für „Alien“ Maßstäbe sehr präzise auf den Schirm bringt und jede noch so kleine entstehende Unklarheit beinahe sofort und lehrbuchmäßig erörtert. Die vollkommene Darstellung der Bestien und die, zwar wundervoll ausgestatteten, jedoch recht gut einsehbaren Sets, beschneiden das Franchise in seinen größten Stärken – die Spannung in der Dunkelheit, klaustrophobisch wirkende Einstellungen in denen manches einfach der Fantasie überlassen wird, kombiniert mit einem einzigartigen Soundtrack. Die Musik lässt zwar erkennen wo die Wurzeln der Inspiration für Komponist Jed Kurzel liegen, jedoch mit den klassischen „Alien“ Scores von Jerry Goldsmith und James Horner, kann sich das aktuelle Arrangement nicht ganz messen. Besagte Erklärungen, die Ridley Scott am laufenden Band liefert, nehmen auch das Tempo des Films nach einer Weile in einen leichten Würgegriff. Nach einem soliden Start und einer Beschleunigung die ihresgleichen sucht, kommt der Film an einen Punkt, an dem er das vorgelegte Tempo nicht mehr aufnehmen kann. Man bekommt das Gefühl, dass Ridley Scott sich selbst als den Androiden David sieht, der ebenfalls von einem unbändigen Schaffungsdrang getrieben wird. Die Bilder die hierbei entstehen sind wirklich einzigartig. Sei es die Darstellung der fremden Welt in dem ein oder anderen Flashback, oder Atmosphärenstürme aus dem Weltall betrachtet – „Covenant“ ist optisch ein wahrer Gourmethappen. Beim Design des Raumschiffs und dessen Ausstattung, bedient sich Scott der Wiedererkennungswerte seiner früheren Teile und spart auch nicht mit Hommagen an den 79er „Alien“ und James Camerons 86er „Die Rückkehr“ (Man beachte hierbei die Vorliebe von Crewmitglied Daniels für einfarbige Trägershirts). Rustikale Aufbauten und wenig filigrane Spielereien kennzeichnen sofort, in welchem Franchise man sich befindet. Die Charakterzeichnungen der einzelnen Crewmitglieder, welche nicht im Hauptdarsteller Bereich sind, hätte noch etwas präziser sein können, doch Ridley Scott verlässt sich offensichtlich zur Gänze darauf, dass sich alle Zuschauer im Vorfeld sein Merchandising Video „Prologue – Last Supper“ (letztes Abendmahl), zur Vorgeschichte des Reisebeginns der Covenant angesehen haben. Hier sei als Empfehlung zu geben – unbedingt ansehen, dann wirkt der Einstieg in den eigentlichen Streifen etwas weniger plötzlich und das bekannte Gesicht von James Franco wirft dann weniger Fragen auf. Crew hin oder her, der unbestreitbare Dreh und Angelpunkt des gesamten Handlungsaufbaus, ist Fassbender als David / Walter. Es keimt manchmal das Gefühl auf, dass Scott hier nur ein paar weitere Besatzungsmitglieder über die Klinge springen lässt, um sein „David Projekt“ voranzutreiben und mit Vollendung der aktuellen Trilogie, der Bogen zu „Alien“ gespannt werden kann. Das Interesse, wie er dies vollbringen wird, bleibt auf jeden Fall groß und spannend.
Fazit:
Schöner Sci Fi Horror, der sich handlungstechnisch sehr durchdacht an seinen deutlich weniger blutigen Vorgänger knüpft, mit einem (vor allem Michael Fassbender) fantastischen Schauspieler Ensemble aufwarten kann und schön platzierte Hommagen und bildgewaltige Schauwerte bietet, sich aber zuweilen in Ridley Scotts Überpräzisierung, Darstellungs-und Erklärungssucht etwas verläuft und dadurch einige der eigentlichen Stärken des Franchise und Erzähltempo einbüßen muss – weniger ist eben manchmal doch mehr !!
Kritik von film-total.simplesite