Robyn Davidson hat 1977 einen rund 3000 km langen Selbstfindungstrip durch die Wüste Australiens durchgeführt und ihre Erlebnisse in dem Buch „Spuren“ (original „Tracks“) niedergeschrieben. Der US-amerikanische Regisseur John Curran hat das Geschehnis unter gleichem Namen verfilmt.
Die Australierin Robyn Davidson (Mia Wasikowska) ist Menschen gegenüber skeptisch eingestellt und möchte allein sein. Sie mag das Treiben in den Städten mit den ständigen Wiederholungen nicht. Ab 1975 bereitet die 25-Jährige zwei Jahre lang ihren Weg vor, arbeitet für die Finanzierung, erfährt Hindernisse, erlernt den Umgang mit Kamelen und Ausrüstung. Als das Geld nicht reicht, bekommt sie Unterstützung von dem Journalisten Rick Smolan (Adam Driver), der die Story veröffentlichen möchte. Mit Unbehagen willigt Robyn ein und lässt sich dann mit ihren vier Dromedaren und dem Hund Digity nicht mehr aufhalten.
Mia Wasikowska, die Australierin mit der von Polen emigrierten Mutter, läuft wie einst Robyn Davidson durch ihre Heimat. Allerdings nur in Takes. In Takes, die herrlicher ausgesucht und aneinandergereiht nicht sein könnten. Der Regisseur aus Big Apple, der 1986 nach Sydney zog, und die australische Kamerafrau Mandy Walker, die schon für „Australia“ (von Baz Luhrmann, auch Australier) die Chefin der Bilder war, haben die Chemie gefunden, eine Geschichte mit wunderbaren Aufnahmen zu verbinden. Das ist weniger überprächtig ausgestaltet worden als bei „Australia“ und schädigt den Plot somit weniger. Alles Gezeigte löst Emotionen im Publikum aus, selbst die Montagebilder laden zum Verlieben ein und sind deswegen installiert worden. Mit der Bildgewalt ist der Film von einem ebenso geeigneten Doku-Style zwar so weit entfernt wie der Ayers Rock vom Indischen Ozean, doch real wirkende Eindrücke werden einige vermittelt. Damit ist nicht die Erschießung der heranstürmenden Kamelbullen gemeint, die der Robyn Davidson freistehend mit einem Jagdkarabiner spielend gelingt. Und die Szene mit der Schlange gehört in eine Reptilienshow. Aber es ist Robyn Davidson selbst, ihre Statements, die Erfahrungen, die sie sammelt, vor und während Ihrer Reise durchs Fast-Alleinsein. Die wortkargen Dialoge und interessanten Begegnungen mit den Menschen, die sich aufbauende Beziehung zwischen Robyn und den Tieren, der Respekt gegenüber Ritualen und die Einsamkeit in der Natur geben den Rahmen, der zum Weiterschauen und Zuhören einlädt. „Reden ist überbewertet“, sagt Robyn zu Rick, weil sie einen alten Aborigine, der sie durch einen Landstrich begleitet, lediglich der Sprache nach nicht versteht.
Und die Kamera fängt eine überragende Mia Wasikowska aus jeder für Mandy Walker erdenklichen Perspektive ein. Die Australierin („Alice im Wunderland“, „Only Lovers Left Alive“) zeigt ihre vielen Gesichter (die der Plot auch erfordert) gerne aus der Nähe. Jede Empfindung ist mit oder ohne Schmutz und Sonnenbrand ablesbar, brilliant fotografiert und hebt den Film nochmals um einiges in der Gunst der Zuschauer, die nicht aufhören möchten, den Weg der Robyn Davidson mitzugehen. Das liegt sicherlich aber auch daran, dass das Gefühl für die vergehende Zeit und die Anstrengungen des neunmonatigen Unterfangens nur wenig übertragen bzw. von der Romantik überlagert wird. So sind es nur sehr kurze und wieder effektvolle Szenen, die eine besonders niedergeschlagene und abgekämpfte Robyn zeigen.
Der Film will schön sein, und er ist es auch dank 112 Minuten meisterlicher Kameraarbeit, einer mit der Rolle verschmolzenen Mia Wasikowska und vielen berührenden Momenten ohne Überschmalz. Genauso ist er für Anhänger möglichst wirklichkeitsgetreuer Darstellung biografischer Sachverhalte weniger geeignet.