Nachdem wir dieses Jahr bereits mit Tarantinos "The hateful 8" einen herrlichen Western im Kino betrachten durften, kommt gerade einmal 8 Monate später der nächste- auch wenn dieser "nur" eine Neuauflage des Klassikers von John Sturges (der wiederum Akira Kurosawa kopierte) ist.
In Antoine Fuqua´s (Training Day) erzählt er die Geschichte der kleinen Stadt Rose Creek- irgendwo im nirgendwo. Diese wird brutal von Millionär Bogue (Peter Sarsgaard) gepeinigt. Er will die Bürger mit aller Härte dazu zwingen ihn deren Grundstück legal weit unter Wert zu verkaufen. Da die Stadtbewohner nur einfache Bauern sind und sich nicht wehren können, engagieren sie den Kopfgeldjäger Sam Chisolm (Denzel Washington) damit er den Kampf für sie austrägt. Anfangs ist er dagegen, als er jedoch den Namen Bogue hört, überlegt er es sich doch anders. Alleine kann er diesen Kampf jedoch nicht bestreiten und engagiert so selbst kurzer Hand 6 weitere Cowboys. Diese wären der stehts betrunkene irische Spieler Josh Ferraday (Chris Pratt), den gesetzlosen Mexikaner Vasquez (Manuel Garcia-Rulfo), den bibeltreuen Fährtenleser Jack Horne (Vincent D´Onofrio), den Indianer "Red Harvest" (Martin Sensmeier), sowie den Scharfschützen Goodnight Robicheuax (Ethan Hawke) und sein Partner der Killer Billy Rocks (Byung-Hung Lee)...
Fuqua´s Film geht ganze 2 Stunden und 13 Minuten, beginnt äußerst eindrucksvoll und unterhält einen die ganze Zeit über fabelhaft mit wunderschönen Bildern, lustigen Dialogen und einer menge Action gegen Ende.
Dabei fackelt Fuqua nicht lange und beginnt sofort mit Bildern über Bogue´s Terrorherrschaft. Eine Kirche wird niedergebrannt, einige Unschuldige sterben und als Zuschauer erkennt man die missliche Lage der Bewohner sofort an. Bösewicht Bogue wird eindrucksvoll vorgestellt und man will unbedingt mehr von ihm sehen. Nach den ersten wirklich brillanten 10 Minuten, wird uns der Titel des Films eingeblendet und Denzel Washington reitet einsam der Prärie entgegen. Wenn der Film so weitergegangen wäre, hätte ich mühelos 5 Sterne vergeben. Zwar wird der Film mit voranstreitender Zeit zwar nicht schlechter, erzeugt jedoch nicht mehr diesen elektriesierenden Effekt. Was John Sturges schon falsch machte, macht auch Fuqua ebenfalls falsch und das leider gar schlimmer. Während bei Korosawas Samurai Meisterwerk die Rekrutierung der restlichen 6 Helden einen enorm großen Bestandteil der Handlung einnahm und man somit wirklich nachvollziehen konnte, warum sich die Helden anschließen und für das Dorf kämpfen wollten, nimmt es hier vielleicht 20 Minuten ein. Schlimmer ist jedoch, dass man bei den meisten überhaupt nicht nachvollziehen kann, weshalb sie sich anschließen. Ganz heftig ist zum Beispiel die Rekrutierung von Jack Horne. Er wird gefragt, lehnt wortlos ab, verschwindet und taucht 10 Minuten später wieder auf und gehört einfach so der Gruppe an. Ferraday schließt sich Chisolm an weil dieser ihn sein Pferd zurückgekauft hat. Aha! Vasquez wird eigentlich gesucht und macht dann ganz plötzlich einen auf beste Freunde? Red Harvest schließt sich der Gruppe nur an weil Chisolm etwas seine Sprache spricht. Aja! Und Goodnight und Billy schließen sich ihn an...weil...ähm...sie Chisolm aus dem Bürgerkrieg kennen? Die Zusammenstellung ergibt folgerichtig null Sinn! Dafür gehören alle 7 besonderen ethnischen Gruppen an und man so das Gefühl, das ist der einzige Grund für die Zusammenstellung! Wir haben hier einen Afro-Amerikaner, einen Südstaatler, einen Mexikaner, einen Asiaten, einen Idianer und einen geistlichen. Eben eine super coole Multikultitruppe. Man will es ja eben jeden recht machen. Auch wenn diese Zusammenstellung bescheiden formuliert schrecklich war und diese sich zu schnell anfreunden, hat sie unheimlich viel Spaß gemacht. Faque schafft es in den 2 Stunden jeden ein einprägsamen Charakter zu verpassen. Chisolm ist der Held wie er im Buche steht, Farreday zeigt gerne Kartentricks. Billy will den Rassismus beenden, Goodnight ist ein strahlender Held vergangener Tage- hat jedoch psychische Probleme, Jack betet gerne und tötet nur um das Böse auszumerzen, Red Harvest findet die Kultur (insbesondere das Essen) der weißen schrecklich und Vasquez hat seine Marias...
Ich hatte zunächst die Befürchtung, dass die drei großen Schauspielstars Washington, Pratt und Hawke die meiste Zeit abbekommen würden und die restlichen vier nur so nebenbei mitgezogen werden. Die Befürchtungen stellten sich zum Glück als falsch dar. Zwar haben die drei genannten mehr Leinwandzeit als die anderen vier, aber das hält sich wirklich in Grenzen. Dagegen bleibt Bösewicht Bogue völlig blass. Nach der unglaublichen genialen Einführung, taucht er völlig ab. Man sieht ihn im Mittelteil kurz und am Ende etwas. Was wirklich sehr schade war. Er bekommt zwar noch hier und da einen genialen Moment spendiert (wenns ihn überhaupt nicht juckt weil seine eigenen Männer sterben), aber im Endeffekt doch zu wenig. Am meisten hat mich jedoch die Figur der Emma Cullen (Haley Bennet) gestört. Eine nervtötende Figur die stets schlecht gelaunt ist, einen sehr großen Ausschnitt trägt und immer wieder völlig belanglos mit Geschichten wie die ihres Vaters die Stimmung in den Keller zieht. Meiner Meinung nach ist sie einfach nur da, um eine starke weibliche Figur einzubauen! Kommen wir zu den Bildern. Diese sind erstklassig. Schön schmutzig und dreckig. Sowie man sich den wilden Westen vorstellt und durch die Filme auch kennengelernt hat. Was bei Tarantino leider nicht so ausgesehen hat, zeigt Faque hier sehr gut. Die Schießereien sind eindrucksvoll und die die Leinwand knisterte schon fast vor Spannung kurz vor dem Bleihagel. Die musikalische Untermalung ist ebenfalls sehr gut gelungen. Zwar nicht westernüblich, aber sehr einprägsam. Besonders in den Szenen wenn geritten wird. Womit ich zum nächsten Punkt kommen möchte: endlich kriegen wir auch mal schöne und langsame Bilder. Es ist einfach sehr beruhigend wenn die Männer durch die Gegend reiten, eine schöne Musik im Hintergrund läuft und einfach nichts wichtiges passiert. Das ist heutzutage ja leider sehr selten geworden. Solche grandiosen Bilder gibt es immer wieder. Beispielweise sieht es einfach unheimlich cool aus wenn die glorreichen 7 Richtung Kirche laufen und Faque das alles von hinten filmt.
FAZIT: Faque schafft es den Klassiker sehr gut auf die Leinwand zurück zu bringen. Zwar ist ihm die Zusammenstellung der 7 Helden überhaupt nicht gelungen, dafür schafft er es aber jeden eine eigene Persönlichkeit zu verleihen. Sein Film ist humoristisch, teilweise wahnsinnig cool und manchmal ungemein brutal! Der Film hat auch erzählerische Schwächen. So wird kaum auf die Beweggründe eingegangen. Kurosawas Übermeisterwerk bleibt damit immer noch der einzig wahre Film über 7 Helden die ein Dorf für nichts retten wollen.