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    The Girl King
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    FILMGENUSS
    FILMGENUSS

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    3,0
    Veröffentlicht am 16. Oktober 2020
    STUDIEREN GEHT ÜBER REGIEREN
    von Michael Grünwald / filmgenuss.com

    Diese Thronfolgerin, die ist mir eine! Schweden hat im epischen Rahmen des dreißigjährigen Krieges eben erst ihren geliebten König Gustav Adolf verloren, schon muss dessen minderjährige Tochter ran – Königin Kristina. By the way: die Gute ist wirklich nicht fürs Regieren geschaffen. Unter der Obhut des Kanzlers, der seine eigenen Pläne verfolgt (welcher Kanzler tat und tut das nicht?), weicht das Interesse an der Politik stetig jenem an der Philosophie, insbesondere jener des großen Denkers René Descartes. In dieser Wissbegier steht die aufmüpfige Jungregentin anderen Querdenkerinnnen aus der Antike wie zum Beispiel jener Hypatia aus Alexandrien, die bereits in Alejandro Amanebars Historienfilm Agora ihren filmischen Zuspruch bekam, um nichts nach. Doch welche Untertanen wollten damals schon über das Sein philosophieren? Gebt den Leuten Essen, Trinken, Wohlstand! Für den Blick hinter die Kulissen eines entbehrungsreichen Daseins des 17. Jahrhunderts hatte wohl niemand wirklich die Muße – außer Kristina, und ihr Philosophenfreund natürlich. An Männergeschichten ist die stark an Kaiserin Sisi erinnernde, stets hosentragende Jungfrau genauso wenig interessiert, zum Leidwesen des Kanzlersohns, der gedanklich schon mit dem Reichsapfel spielt.

    The Girl King erzählt eine recht ungewöhnliche Episode aus der europäischen Monarchengalerie, ein Kuriosum des Nichtregierens sozusagen, das in Ludwig II. oder Stefan von Lothringen Fortsetzung findet, die außerdem allesamt anderes im Sinn hatten als irgendeine Verantwortung für ihre Pflicht zu übernehmen. Da sieht man wieder, wie ignorant dieser Tribut des blauen Blutes stets gewesen war. Nicht für alle war Macht das hehre Ziel. Eine Lösung für dieses Problem aber gab es meistens. Und selbst im Falle der jungfräulichen Kristina, die tatsächlich bis zu ihrem Lebensende jungfräulich blieb, nicht alleine wegen ihrer homosexuellen Orientierung. Für seine Titelrolle fand Regisseur Mika Kaurismäki, der diesjährig mit Master Cheng in Pohjanjoki für wohlige Gefühle in der Bauchgegend sorgte, mit der Schwedin Malin Buska die ideale Besetzung. Ihr expressives Minenspiel ist grandios, ihre trotzigen Züge weichen nur selten sehnsüchtigem Lächeln. Dieses hat dafür ihre bessere, femininere Hälfte Sarah Gadon, die nicht ständig Hosen trägt und die längst einem anderen versprochen zu sein scheint, die aber der Libido ihrer Königin nichts entgegenzusetzen hat.

    Schön ausgestattet ist The Girl King allemal, interessant besetzt ebenso. Eine Entdeckung ganz nebenbei ist Martina Gedeck als die exaltierte, völlig verschrobene Königin Mutter, die mit ihrer Tochter nichts anzufangen weiß. Kaurismäki selbst überlässt den Film auch lieber seinem Schauspielensemble, ohne sich selbst als Künstler groß hervorzutun. Sein Historienfilm wirkt wie eine Auftragsarbeit, die man in professioneller Routine natürlich zu Ende bringt, für die man aber jetzt keine großen Gefühle hegt oder eine wie auch wie geartete persönliche Ambition. Prinzipiell macht das nichts – die Zeitgeschichte spricht für sich, und fasziniert auf gewisse Weise ganz von selbst. Da reicht, wie bei so vielen Geschichtsfilmen, die sich auf ihren Stoff verlassen, zumindest die geglückte Wahl einer spannenden Anekdote aus den Herrscherhäusern, die die egozentrische Luft der frühen Selbstbestimmung atmen. Die Queen allerdings wäre not amused.
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    Michael S.
    Michael S.

    278 Follower 415 Kritiken User folgen

    3,0
    Veröffentlicht am 7. März 2017
    Mika Kaurismäki stellt Kristina Wasa als starke Frau mit viel Durchsetzungsvermögen dar, die aus der Not heraus zur Monarchin wird, zugleich aber auch eine Gefangene ihrer Leidenschaften ist. Im Vordergrund steht die durch einen regen Briefwechsel nachgewiesene intensive Zuneigung zu ihrer Hofdame Ebba Sparre. Die bisher eher vermutete lesbische Beziehung zwischen den beiden Frauen wird im Film zur Tatsache, was man im Rahmen einer biografischen Erzählung noch akzeptieren könnte. Gleichzeitig sollen aber auch noch Kristinas Leidenschaft für Kunst und Philosophie, sowie diverse politische Errungenschaften thematisiert werden.

    Anstatt all diese Themen gleichberechtigt in die Handlung einzubetten werden einzelne Episoden aneinandergereiht, Andeutungen in Nebensätzen gemacht, der Westfälische Frieden ist ohne große Vorgeschichte plötzlich da und verschiedene historische Persönlichkeiten wie René Descartes betreten die Bühne und verlassen sie anschließend ohne große Erklärungen wieder. Man munkelt von Vergiftung, aufgeklärt wird davon nichts. Gerade die Verschwörung um eine mögliche Absetzung der beim Adel zunehmend unbeliebten Königin hätte viel hergegeben, am Ende bleibt aber auch dieser Umstand eine von vielen Randnotizen in einer Handlung, die viel erzählen will, letztlich aber sperrig und unzugänglich bleibt.

    © NFP
    Malin Buska bemüht sich redlich der umstrittenen Monarchin ein Gesicht zu geben, doch wirkliches Verständnis für ihre Gefühlslage kann man ihrer eigentlich recht leidenschaftlichen Figur auch angesichts ihrer nachvollziehbaren Einsamkeit nicht abgewinnen. Selbst die Beziehung zu Ebba Sparre bleibt trotz Kristinas nachvollziehbarer Einsamkeit ein Rätsel. Erst scheinen beide noch die Distanz zueinander zu wahren, im nächsten Moment folgt Sex zu pathetischer Chormusik. Michael Nyqvist bleibt der einzige Lichtblick in der Besetzung, mal als väterlicher Mentor, dann wieder als strenger Lehrer, der nur das beste für sein Land will.

    Ein wenig erinnert das und Kristinas Gesamtsituation an die von Cate Blanchett so denkwürdig verkörperte Elizabeth I., doch vieles bleibt hier im Ansatz stecken. Die Skandalgeschichten stehen hier über der Figurenzeichnung, die in der frühen Neuzeit durchaus heiklen Themen tragen den Film jedoch nicht. Ein Großteil der Charaktere, inklusive der Hauptfigur, bleibt zudem derart distanziert, dass die gut einhundert Minuten auch aufgrund der eher biederen Austattung und Musik nur sehr langsam vergehen.
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