Ich möchte diese Kritik unter Vorbehalt schreiben, da ich eine der offenbar ganz wenigen Personen bin, die das Buch nicht gelesen haben. Ich hörte schon, dass der Film äußerst vom Buch abweicht. Nun, ich kann es nicht beurteilen, ich kann nur sagen: Nach dem Film habe ich nicht unbedingt Lust aufs Buch.
Ich fand den Handlungsstrang, während die Geschichte sich noch in England zutrug, wirklich gut gemacht. Ich war durchaus hineingezogen, unterhalten und die Kulissen haben mir sehr gefallen. Tom Payne - mir bis dahin unbekannt - ist mir sehr positiv aufgefallen, ein sehr bemerkenswerter und besonderer Schauspieler, der die Figur liebenswert macht und gleich mitfiebern lässt.
Dann kommt die große Reise, auf die wir uns durchaus freuten und die für uns die fast 3 Stunden rechtfertigte. Bloß... die große Reise... war dann ganz klein bzw. gar nicht da. Ich war so gespannt auf die vielen landschaftlichen Eindrücke und Dinge, die der Hauptfigur wiederfahren würden, da man hierauf richtig "heiß" gemacht wurde. Außer Spesen nix gewesen. Es geht fast direkt an den Schauplatz Isfahan, und ab da nimmt die Geschichte für mich deutlich ab und hätte um mindestens die Hälfte gekürzt werden können. Viele sehr lang gezogene Sequenzen, unnötige Wiederholungen von Dingen, die man auch schon nach dem ersten Mal verstanden hat.
Ich gebe es zu, teilweise hat es sicher mit meiner persönlichen Abneigung gegen die Landschaft am Schauplatz zu tun und kann dem Filmemacher sicher nicht angelastet werden, da das nun mal der Schauplatz ist. Doch ich tausche eine trockene Wüste und permanent lautes Gemenge nur ungern gegen die saftigen grünen Wiesen und herrlichen Burgen Englands ein. Umso wichtiger ist für mich dann, dass die Geschichte einen weiter mitreißt.
Wie gesagt, dass hat bei mir und meiner Kinobegleitung leider nicht geklappt. Scheinbar innerhalb von Augenblicken hat Rob es gelernt, wie ein Jude zu leben (hmmm... ein wenig komplexer ist das aber dann doch oder?), anderes, in meinen Augen Unwichtigeres wurde zu breit getreten. Was mich sehr gestört hat, war ein fehlender Fokus. Worum ging es denn nun wirklich? Um Robs Entwicklung zum brillianten Medicus, würde ich meinen. Nach dem Film weiß ich nicht so genau, ob nicht vielleicht die Politik im Mittelpunkt stand. Oder doch die Religion?
Dass das alles sehr eng miteinander verwoben ist und vor allem zur damaligen Zeit noch stärker war, ist mir bewusst. Ich nehme an, das Buch bleibt den Verflechtungen nichts schuldig, zumindest nach allgemeiner Meinung nicht. Der Film sollte sich hier - finde ich - etwas klarer fokussieren. Ich habe irgendwann das Interesse verloren und fand ca. 1 Stunde vorm Ende des Films, dass es sich nun wirklich dem Ende neigen sollte. Häufig war ich gelangweilt und verlor die Bindung an Rob, den ich in der ersten Hälfte noch so beeindruckend fand.
Alles in allem kann ich den Hype nicht teilen. Aber wie gesagt, sicher spielen hier persönliche Vorlieben und Abneigungen eine Rolle, ebenso dass ich das Buch nicht kenne.
Meine Kinobegleitung empfand es ebenso. Ich finde, man kann ihn sich mal anschauen, im Nachhinein lieber im TV, als im Kino. Allerdings hätte ich im TV vermutlich nach etwa der Hälfte des Filmes abgeschaltet.
Es scheint sich der Trend durchzusetzen, Filme auf 3 Stunden zu ziehen, vermutlich Geldmacherei. 3 Stunden wären hier nicht nötig gewesen.