Sensible Liebesgeschichte mit zwei tollen Protagonistinnen!
Regisseur Todd dürfte vielen sicherlich durch sein Bob Dylan-Film „i´m Not There“ von 2007 bekannt sein. Sein nächster Film kam tatsächlich erst 2015 heraus: „Carol“. Eine Buchverfilmung des Romans „Salz und sein Preis“ von Patricia Highsmith. „Carol“ kam bei den Oscars 2016 richtig gut an, immerhin gab es sechs Nominierungen, darunter zwei Nominierungen für beide Hauptdarstellerinnen (auch wenn Rooney Mara kurioserweise als beste Nebendarstellerin nominiert war, obwohl sie mindestens genau so viel, wenn nicht mehr Screentime hat als Cate Blanchett). Der Film konnte zwar keine Trophäe mit nach Hause nehmen, aber gewann dafür viele andere, zahlreiche Preise, darunter einige Dorian Awards (Society of LGBTQ Entertainment Critics).
Die Story spielt größtenteils in New York zur Weihnachtszeit in den frühen 50ern. Als die edle Carol Aird für ihre Tochter ein Weihnachtsgeschenk besorgen will, trifft sie auf die schüchterne Verkäuferin Therese. Beide entwickeln schnell eine Zuneigung zueinander und verabreden sich zu einem spontanen Trip durchs Land. Carol möchte ihrer Ehe, die kurz vor de Scheidung steht, entfliehen, während Therese ganz neue Gefühle in sich (und für Carol) entdeckt…
„Carol“ ist eine sehr solide und sensible Liebesgeschichte, die vor allem durch ihre beiden Protagonistinnen überzeugt. Cate Blanchett und Rooney Mara liefern tolle Performances ab und haben eine spürbare Chemie. Das Drehbuch von Phyllis Nagy gibt den beiden Figuren viel Substanz, aber auch der Figur der Abby, mit der Carol in der Vergangenheit eine Beziehung hatte. Die Männer hingegen sind in meinen Augen etwas blasser geschrieben. Nicht schlecht, aber auch nicht so facettenreich und dreidimensional wie ihre weiblichen Kolleginnen. Ist irgendwie auch gerecht, wenn man bedenkt, wie viele Jahrzehnte Frauen in Film und Fernsehen geschrieben wurden, aber dennoch hätte ich mir etwas mehr Feinfühligkeit in dieser Hinsicht gewünscht.
Der Film ist dennoch nicht perfekt: Ab und zu versinkt die Story etwas zu sehr im Kitsch und typischen Klischees entgeht das Werk auch nicht. Auch wirkt das Ganze schon sehr modern, trotz der Zeit, in der der Film spielt, gerade was die Thematik der Homosexualität angeht. Alles ist etwas weichgespült, aber auch nicht schlecht.
Die Kamera von Edward Lachman ist solide und die Musik von Carter Burwell ebenso. Nur hätten für mich einige Szenen auch super ohne Score funktioniert. So verlieren manche Momente schnell an Kraft, wenn eine tragische Musik über dem Bild liegt und uns sagt, wie tragisch das Ganze ist. Übrigens wurden beide (Lachman und Burwell) ebenfalls für den Oscar nominiert, was ich ehrlich gesagt nicht gerechtfertigt finde, dafür sind Bild und Ton zu lasch in meinen Augen (und Ohren).
Fazit: Ein hübscher, kleiner Film über eine tragische, aber dennoch positive Liebe zwischen zwei Menschen. Etwas kitschig, aber insgesamt nicht schlecht gemacht und vor allem überzeugen beide Hauptdarstellerinnen!