In Danny Boyls Biopic/Drama "Steve Jobs", erzählt er die Geschichte des großen Visionärs Steve Jobs (Michael Fassbender). Dabei konzentriert er sich auf drei bedeutende Abschnitte seines Lebens. Diese wären die Vorstellung des Macintosh 1984, sein Versuch mit Next 1988 und schließlich die Präsentation des legendären IMac. Doch anders als in den Filmen mit Ashton Kutcher, zeigt uns Boyle viel mehr den Menschen hinter dem großen Namen anstatt seiner Meilensteine.
Den Namen "Steve Jobs" sollte heutzutage jeder kennen. Wenn nicht, dann seine Marke namens Apple. Job polarisiert die Menschen. Viele feiern ihn als großen Visionär und ebenso viele hassen ihn weil Apple die Menschen so sehr beeinflusse. Wenn Steve Jobs ein neues Produkt präsentierte, schaute die ganze Welt zu. Und so war auch eine große Trauer als er uns nach seinen Kampf gegen Krebs 2011 verlassen musste. Ich war äußert gespannt auf den Film. Regisseur Boyle ist eben jener, der kein Blatt vor dem Mund nimmt. Ich wollte unbedingt wissen wie ihn Boyle (und natürlich Fassbender) darstellt. Wird er ihn kritisieren oder eher huldigen? Die Antwort? Beides! Boyle führt Jobs als arrogantes Arschloch ein! Er lässt seine Ex Frau Chrisann Brennan ihrer Tochter Lisa etliche Stunden warten und sagt anschließend dem kleinen, süßen Mädchen immer wieder, dass er nicht ihr Vater ist! Dass er reich ist und seine Frau vom Sozialgeld lebt, ist ihm egal. Er ist sehr verschlossen und wehe jemand tut nicht das, was er will! Dann droht er den Mitarbeitern schnell mit Kündigung und schlimmeren! Ich habe jedoch die Figur nicht gehasst oder verabscheut, sondern viel mehr bewundert. Weil er eben seine Gedanken durchgesetzt hat und das gesagt hat, was andere sich nicht trauen würden. Dass das ganze aber auch so gut wirkt, liegt natürlich auch an der phänomenalen Leistung von Michael Fassbender! Er ist so cool und energisch, er könnte glatt als Mafiosi durchgehen! Besonders in der Szene, in der er mit den Fingern am Fahrstuhl eine Pistole simuliert und damit seinen Mitarbeiter Andy Hertzfeld (Michael Stuhlbarg) unter Druck setzt. Dabei werden die Ereignisse, ähnlich wie bei Birdman, gefilmt. Eine Kamera begleitet die Figuren durch die Räume und Flure hinter der Bühne. Man hat immer das Gefühl, selbst mitzugehen. Ganz starke Kameraleistung. Boyls Film sieht technisch hervorragend aus. Das 80er Jahre Feeling stimmt und die Kulisse sind ebenso gut aus. Die 3 Darstellerinnen von Lisa (5, 9 und 17 Jahre) ähneln sich extrem. Doch es gab etwas, was mich am Film gestört hat. Das war nämlich die Erzählweise! Das Tempo ist relativ hoch und passiert immer etwas! So etwas Langeweile entsteht nie. Dafür aber große Verwirrung. Natürlich weiß ich wer Steve Jobs ist und wer Steve Wozniak (Seth Rogan) ist. Ich habe auch mal den Namen John Sculley (Jeff Daniels) vernommen. Boyle erwartet aber von uns Zuschauer recht viel Hintergrundwissen. Diverse Themen wie zum Beispiel der Streit zwischen den beiden Stev´s werden nur angeschnitten. Man weiß aber nicht recht, was nun passiert ist. Rückblenden werden kurz und schnell zwischendurch eingefügt und sollen für Aufklärung sorgen, aber so wirklich schlau, ist man danach auch nicht. Technisches Wissen wird auch benötigt! Bezeichnungen, Abkürzungen, ect. werden uns an den Kopf geschmissen, als wäre es völlig selbstverständlich zu wissen, was genau Hertz beim Rechner bedeutet.
Ebenfalls negativ, fällt die Veränderung von Jobs auf. Vom cholerischen Sklaventreiber und Kindverweigerer, wandelt er sich urplötzlich zum liebenden Papa der um jeden Preis die Collage Kosten für Lisa zahlen will. Klar, da ist eine Zeitspanne von 14 Jahren, trotzdem wäre eine Begründung für plötzliche Läuterung wünschenswert. Nebenbei macht er Witze mit den Mitarbeitern. Dafür liefert uns Boyle aber eine hoch interessante Stelle an. Im zweiten Abschnitt (Jahr 1988), wird die Kündigung von Jobs bei Apple beleuchtet. Dabei werden 3 Ebenen miteinander verwoben und gleichzeitig erzählt. Das sieht einfach fantastisch aus und ich war schwer beeindruckt. Ob Jobs jetzt der Messias war oder nicht, beantwortet Boyle nicht. Gegen Ende wird er mit der Frage konfrontiert, was er eigentliche mache. Die Frage fand ich sehr interessant. Es wird ja immer wieder gesagt, dass Jobs nichts gemacht hat außer Ideen zu haben, während andere Rund um Wozniak die Geräte programmiert haben. Auch diese Frage wird selbstverständlich nicht beantwortet! Der Zuschauer selbst muss eine Antwort für sich finden.
FAZIT: Danny Boyls Film über den verstorbenen Visionär ist definitiv ein sehr guter Film. Er zeigt eine interessante und private Seite von ihm. Fassbender sieht zwar optisch nicht so aus wie er, dafür spielt er die Rolle schlichtweg brillant! Bei den Oscars wird er definitiv dabei sein. Auch andere Schauspieler wie Kate Winslet und Jeff Daniels überzeugen gewohnt auf ganzer Linie. Dabei sticht besonders Seth Rogan hervor. Er kommt zwar selten vor, aber dafür hinterlässt er einen bleibenden Eindruck. Eine Nominierung wäre auch angebracht. Leider erwartet Boyle zu viel Hintergrundwissen und man kommt als Zuschauer nicht so wirklich mit. Das positive: er kritisiert auch Jobs und hinterfragt einige Dinge!