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    The Sapphires
    Kritik der FILMSTARTS-Redaktion
    3,0
    solide
    The Sapphires
    Von Carsten Baumgardt

    Mit Musik geht alles besser. Dieser Volksweisheit hat sich schon so mancher Künstler verschrieben. Selbst in der Extremsituation eines Krieges helfen Unterhaltung und Ablenkung weiter – und so traten schon Showgrößen wie James Brown, Nancy Sinatra und Sammy Davis Jr. zur moralischen Unterstützung der Kampfestruppen auf. Der australische Debüt-Regisseur Wayne Blair macht in „The Sapphires" aus dem Thema „Musik im Krieg" eine regenbogenbunte Feel-Good-Komödie über eine Gruppe von Aborigine-Frauen, die als Girl-Soul-Band Ende der 60er Jahre durch Vietnam tourt – natürlich nach wahren Begebenheiten, so etwas kann sich schließlich niemand ausdenken. Das Musical gefällt durch einen überragend-lustigen Hauptdarsteller Chris O'Dowd („The IT Crowd") und phantastische Soul-Performances, wodurch die Untiefen der insgesamt doch recht seichten Geschichte zumeist überdeckt werden.

    Einen unpraktischeren Bandnamen gibt es wohl nicht: Aber die „Cummeragunja Song Birds" gewinnen im australischen Outback der späten 60er Jahre bei einem fünftklassigen Gesangswettbewerb trotz haushoch überlegener gesanglicher Darbietung nur deshalb nicht, weil sie Aborigines sind. Der Rassismus gegenüber den Ureinwohnern Australiens ist zu der Zeit noch immer allgegenwärtig. Doch Entertainer Dave Lovelace (Chris O'Dowd) wird hellhörig bei den grandiosen Stimmen der Schwestern Julie („Australian Idol"-Star Jessica Mauboy), Gail (Deborah Mailman) und Cynthia (Miranda Tapsell). Der versoffene Musiker will die Cummeragunja Song Birds managen und tauft sie als ersten Akt seiner Tätigkeit gleich mal in The Sapphires um. Als per Zeitungsannonce Showtalente gesucht werden, die amerikanische GIs im Vietnamkrieg unterhalten, überzeugt Lovelace seine neue Band von dem Engagement – es wird ordentlich bezahlt und die Verpflegung ist frei. Als die ebenfalls stimmgewaltige Kay (Shari Sebbens), die Cousine der Schwestern nach einiger Überredung dazu stößt, starten die Sapphires in ihr Abenteuer.

    „The Sapphires" hat letztlich „nur" zwei wirklich nennenswerte Stärken, die allerdings über weite Strecken reichlich für alles weniger Gelungene entschädigen. Da ist zum einen der charismatische Hauptdarsteller Chris O'Dowd, der sich nach seinem tollen Auftritt in der Smash-Hit-Komödie „Brautalarm" weiter als Komiker nach vorne spielt. Sein Säufer Lovelace ist sympathisch, charmant, wirklich nie um einen Spruch verlegen und dennoch kümmert er sich - so gut es sein Alkoholkonsum zulässt - ernsthaft um seine Frauen-Band und deren Probleme. O'Dowd reißt vergnügt Oneliner und zeigt mit perfektem Timing sein herausragendes Talent für Situationskomik – er ist schlicht eine Wucht. Mit seiner flamboyant-dominanten Art droht er seine Mitspielerinnen allerdings gelegentlich regelrecht zu erdrücken. Die wiederum haben den Groove und sind bei ihren musikalischen Auftritten als The Sapphires ganz in ihrem Element. Mit atmosphärischen Soulnummern wie einer Neuinterpretation von „Who's Loving You?" der Jackson Five sorgen sie für Begeisterung und werden somit zum zweiten Ass im Ärmel von Regisseur Wayne Blair.

    „The Sapphires" ist aber nicht nur ein Showspektakel, sondern auch eine Familiengeschichte vor ernstem historisch-politischem Hintergrund. Und während Themen wie die Gestohlene Generation der Aborigines (jahrzehntelang wurden [Mischlings-]Kinder zwangsweise aus Ureinwohner-Familien entfernt) und die Ermordung von Martin Luther King vor dem Hintergrund des Rassismus der Zeit noch einigermaßen stimmig angesprochen werden, ist die Entwicklung der Figuren und der Konflikte sehr oberflächlich geraten. Das extrem vorhersehbare Drehbuch von Tony Briggs und Keith Thompson strotzt nur so vor Klischees und das obwohl der Erstgenannte durch die Erfahrungen seiner eigenen Mutter Laurel Robinson und seiner Tante Lois Peeler als Sängerinnen im Vietnamkrieg zu dem Stoff inspiriert wurde. Trotz dieses persönlichen Hintergrunds bleiben die Probleme der Figuren meist reine Konstrukte und werden nach dem ein oder anderen kleinen Schlenker mit einem Handstreich aufgelöst. Und dabei bleibt auch der Krieg in Vietnam nur die austauschbare Kulisse für den Aufstieg und das umtriebige Leben der Sapphires-Mädels.

    Fazit: Wayne Blair verpasst dem Publikum mit seinem sympathischen Kino-Debüt „The Sapphires" eine regelrechte Gute-Laune-Infusion mit sensationellen Sangesdarbietungen und einem tollen Komiker in der Hauptrolle. Da sieht man gerne darüber hinweg, dass die eigentliche Geschichte des Films oberflächlich und trivial ist.

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