Da ist es also, das Sequel zum Prequel des Remakes vom Original. Oder so ähnlich. Irgendwie nimmt das Filmen immer kuriosere Formen an, aber wenn die Ergebnisse so überzeugend sind, wie Rupert Wyatts starker Vorgänger „Prevolution“ kann die „Planet der Affen“ - Reihe auch gern noch ein wenig weitergehen.
Für die Fortsetzung hat man sich mit Regisseur Matt Reeves immerhin auch keinen untalentierten Nachfolger für den abgesprungenen Wyatt gesucht. Trotzdem, die Fortsetzung „Revolution“, die als dreckig – düsterer Thriller angepriesen wurde, ist etwas schlechter als sein zwar strukturell gradliniger, aber umso effektiverer erzählter Vorgänger. „Revolution“ bricht mit der ausgebrochnenen Apokalypse zwar das städtisch eingeschränkte Setting und die eingeschwungene Blockbuster – Erzählung, aber hält sich zu simpel mit einfachen Familienproblematiken und unterentwickelten Charakteren auf.
Es ist ein wenig das James Cameron – Syndrom, dass „Revolution“ jetzt ereilt, wobei nennen wir es lieber begünstigt. Cameron's bahnbrechende Technik in seinem monumentalen Sci – Fi – Trip „Avatar“ ließ das Publikum reihenweise verzücken und dabei vergessen, welch einfacherer Problematik er sich zugewendet hatte.
Sicherlich, Cesar und seine tierische Gefolgschaft sind ein clever konstruierter Haufen, der es versucht, sich nahezu menschlich zu organisieren. Da bedient sich Reeves auch gerne mal George Orwell's Gesetzmäßigkeiten aus „Animal Farm“. Dabei sind den exzellent animierten Tieren die Sympathien des Publikums sehr schnell sicher. Reeves konstruiert hier schon zu Beginn einige allegorische Vergleiche zu den Menschen, für die die „Planet der Affen“ - Reihe bereits schon immer Sinnbild war, und erzählt hier auch die Geschichte von Cesar's Sohn Blue Eyes und seinem andersdenkenden Kontrahenten Koba. Probleme wie den pubertär erscheinenden, aufbegehrenden Sohn oder aus blankem Zorn entstehende Führungsansprüche, wie wir sie alle kennen, werden eingefügt, um dem Verständnis des Zuschauers für die Affen entgegenzuwirken. Dennoch kann Reeves oft nicht verschleiern, wie banal das ganze letztlich wirkt, doppelt der menschliche Gegenpart Malcom (Jason Clarke) das ganze sogar noch mit einer eigenen Vater – Sohn Problematik, die fast noch trivialer wirkt und offensichtlich dazu erdacht wurde, bis auch beim letzten der Groschen fällt: „Affen und Menschen sind sich gar nicht so unähnlich.“ Zum allgemeinen Leidwesen darf Affe Cesar das gegen Ende auch noch mal verbal artikulieren.
Allerdings gelingt bei und um Affe Cesar eigentlich schon nahezu alles. Das liegt auch damit zusammen, dass Capture Motion Schauspieler (also meistens) Andy Serkis mit seiner Darbietung dem Oscar wohl nie näher kommen wird als dieses Jahr, fernab der ganzen Diskussion ob die Art des Schauspielens überhaupt zulässig sei (Meines Erachtens natürlich, schwachsinnige Debatte). Serkis' Cesar ist der verzweifelnd antreibende und in Bezug zum Vorgänger sogar noch zentralisiertere Charakter des Films, der zwar auch Hoch- und Tiefpunkte des Lebens durchleidet, wie der Zuschauer sie eben kennt, diese aber auszudrücken und vor allem mehrdimensionaler auszuleben weiß. Er weiß um die Last seines Führungsanspruchs und wirkt im Verlauf immer gequälter, ohne sich dabei in pathetischen Worthülsen zu verlieren. Zudem schafft es Serkis mit seiner Darstellung und seinem visuellen Mantel alle Figuren um sich herum in seinen Bann zu ziehen. Alle Szenen mit Cesar erfahren eine ganz andere Atmosphäre, als die ohne ihn. Eine wahnsinnige Leistung.
Ihm ebenbürtig ist schlichtweg keiner, in seiner Nähe aber wohl am ehesten Toby Kebbel's Koba, der den Eindruck aus dem Vorgänger, als typischer Antagonist mit grimmigem Blick, ein wenig abstreifen kann. Ihm ist es auch zu verdanken, dass der zweite durchaus düsterere Teil des Films in ein wahres Revolutionsfeuerwerk abdriftet und „Revolution“ in Koba's Darstellung (und narbiger Fratze) den Schrecken des Krieges zu sehen bekommt. Zudem sind vor allem Koba's interessante Ideen, mit der er menschliche Widersacher täuscht, die überraschenden und taktisch überragenden Elemente des Films.
Der packende Schlagabtausch der beiden Affen voller Intrigen, der sich langsam entwickelt und beinah griechisch/römisch – tragödische Züge aufweist, stellt absolut alles in den Schatten, was sonst noch nebenher läuft. Bei diesem hochschaukelnden Spektakel ist die menschliche Komponente nicht viel mehr als ein Salatblatt am Rande des Tellers, das man nicht zwingend mitessen muss.
Jason Clarke, für den Matt Reeves gegen Ende auch noch die Kopf-an-Kopf-Gedächtnisszene aus dem 68er Original auspackt, müht sich hier als im Blockbuster – Bereich eher frisches Gesicht redlich, kann seine vom Drehbuch entworfenen Dialogkrümel allerdings nicht immer kaschieren. Dennoch überflügelt er allein charismatisch seine menschlichen Nebendarsteller recht mühelos, wobei vor allem Keri Russell's Ellie sich in das Sammelsurium unterentwickelter, weiblicher Nebenparts gesellt, die sich im Pool an Blockbustern angesammelt haben. Nicht ganz so schlimm wie der Trailer vermuten durfte (Zitat: „Wir werden jeden einzelnen von ihnen umbringen“ *Augenrollen*), aber immer noch ziemlich verschenkt, kommt ein auch wirklich nur dezent auftretender Gary Oldman daher, der das menschliche Arschloch spielt, was sich der Drehbuchautor wohl unbedingt noch aus eben jenem ziehen musste.
Trotzdem, man sollte es sich an dieser Stelle nicht so einfach machen, die menschlichen Schauspieler wecken logischerweise zu keinem Zeitpunkt das Interesse, was die Affen für sich verbuchen können, zudem es auch die Tiere sind, die hier die Handlung emotional ausleben, um den Zuschauer mitzureißen.
So kommt es auch, dass das düstere und umwerfend inszenierte Finale der beiden anfordernden Alphatiere Cesar und Koba, den intensivsten Kampf und Moment von „Revolution“ generiert.
Fazit: Hop oder Top? Zum ultimativen Affenepos gekürt, muss sich „Planet der Affen: Revolution“ doch zu seinem Genre-Ursprung zurückbesinnen. Er ist einfach mehr Blockbuster, als er gerne wäre. Aber das ist überhaupt nicht so schlimm, wie man es vielleicht verstehen könnte, und Reeves Werk als schlecht abzustempeln, rennt mindestens genauso weit an der Realität vorbei wie die vorschnellen Bekundungen vernarrter Huldiger. Manchmal ist ein Film auch einfach nur: gut.