Der britische Regisseur und Oscar-Preisträger Sam Mendes hat nach „James Bond 007 - Skyfall“ auch die künstlerische Leitung für „James Bond 007 - Spectre“ übernommen.
Geheimagent James Bond (Daniel Craig) ermittelt gegen eine immer mächtiger werdende Verbrecher-Organisation, an deren Spitze der totgeglaubte Franz Oberhauser (Christoph Waltz) steht. Die Ausmaße des illegalen Strebens werden erst nach und nach klar. Und in der Führung des MI6 stehen die Doppelnull-Agenten kurz vor der Abschaffung.
Dazu gehört Mut: Sam Mendes ist zum klassischen Bond gewechselt. Klassisch im Sinne der ersten Bond-Filme. Die Action-Szenen sind wieder ein bisschen absurd und ein bisschen zu schön, ein smarter Humor hat Einzug gehalten, Bond liebt Frauen als Beiwerk und kommt auf sein Lieblingsgetränk. Das wird vielen Fans von Daniel Craig nicht passen, denn der stand für einen kälteren, realeren Bond und hat auf diese Weise viele Anhänger gewonnen. Dabei schließt sich doch der Kreis, weil Craig als Bond „nur“ ein Prequel war. Die Untergrundorganisation Spectre mit Blofeld inklusive weißer Mieze an der Spitze beschäftigte den MI6, als Bond in den 1960ern von Sean Connery verkörpert wurde und Felix vom CIA an seiner Seite stand. Aber „James Bond 007 - Spectre“ spielt in der heutigen Zeit, Q (Ben Whishaw) ist der junge Nerd, Miss Moneypenny (Naomi Harris) sitzt nicht nur im Büro und der am Landhaus Skyfall zum Schrotthaufen geschossene Aston Martin DB5 wird repariert und als Oldtimer aktiviert.
Ob Craig, Connery, Lazenby, Moore, Dalton oder Brosnan, man darf sich nichts vormachen: James Bond ist als Geheimagent, der stets öffentlich agiert, in den besten Hotels auf der ganzen Welt absteigt, mit unlimitierten Kreditkarten zahlt und die Frauen nach Gefallen flachlegt, einfach eine Fantasy-Figur. Craig passt in diesen Film nach alter Machart, bringt seinen eigenen, auch mal nachdenklichen Mr. Double-07 mit und muss gleichwohl die Ersetzbarkeit des Akteurs in dieser immer selben Hülle hinnehmen.
Als sog. Bond-Girl agiert Léa Seydoux, die mit ihrer herben Erscheinung auftrumpft, durch ein Lächeln alles verzaubert und äußerst beeindruckend (besonders im hinteren Drittel des Films mit altbewährten Bond-Film-Posing) die Rolle einer starken Frau spielt. Sie erhält somit ähnlich viel Spielraum wie Eva Green in Casino Royal.
An der von Mendes einfallsreich inszenierten Story, in der Bond einiges aus seiner verdrängten Kindheit erfährt, ist längst nicht alles schlüssig, aber das ist der Dramaturgie geschuldet, die das Katz-und-Maus-Spiel der Anführer von Gut und Böse als intellektuellen Wettbewerb erscheinen lassen soll. Attestieren muss man Mendes - und das ist wahrscheinlich das Wichtigste für gute Kinounterhaltung - dass sein zweiter Bond absolut rund läuft. Gänzlich ohne Hänger mit einer starken Balance aus Action und ruhigeren Parts bedient der Regisseur das Schema, das immer funktioniert hat, jedoch mit Pierce Brosnan als Bond zu scheinbar und zu technisch wurde.
Sam Mendes hat mit seinem zweiten Bond eine unterhaltsame und spannende Überraschung gelandet, für einige Craig-Liebhaber eine schlechte.