Im neuen James Bond "Spectre" von Sam Mendes, muss unser Doppel-Null Agent (Daniel Craig) seine Lizenz zum Töten abgeben, nach dem er in Eigenregie in Mexiko Stadt für Chaos gesorgt hat. Wie zu erwarten, lässt sich Bond nicht abschrecken und er sucht weiter nach einer mysteriösen Organisation. Seine Mission bringt ihn nach Rom. Dort wohnt er einer Versammlung bei. Während eben dieser Versammlung, muss er feststellen, dass der tot geglaubte Franz Oberhauser Christoph Waltz) noch lebt...doch so wirklich niemand will ihm das glauben. Währenddessen muss M (Ralpf Fiennes) gegen eine Modernisierung des MI6 kämpfen...
Vorab: Wer nicht alle Bondfilme mit Craig gesehen hat, wird es noch schwieriger haben!
Im Vorfeld wurde sehr Film über den Film berichtet. Viele Fragen standen offen. Wird Mendes den Film machen, wird Craig wieder Bond spielen, wen wird Waltz spielen, der Dreh sei strapaziös, usw. Die Werbemaschine hörte nicht auf zu rollen und die Vorfreude stieg nach dem phänomenalen Erfolg von "Skyfall" ins unermessliche. Am Ende des Filmes ginge ich jedoch schwer enttäuscht aus dem Saal heraus. Für mich lag es aber nicht an den zu hohen Erwartungen, sondern eher am recht schwachen Drehbuch. Dabei fängt "Spectre" schlichtweg fantastisch aus. Bond verkleidet als Skelett durchstreift verdeckt den Hauptplatz von Mexiko Stadt und überall wird eine riesige Party gefeiert. Danach stolziert Craig mit eine totalen coolnes einen schmalen Weg entlang und es kommt zum Gefecht mit anschließender Rauferei im Hubschrauber. Wenn der Film diese Spannung, Coolnes und fantastische Bilder behalten hätte, wäre es mit Sicherheit ein Augenschmaus. Danach driftet er aber ins Leere ab. Nach Action suchen wir vergeblich. Ellenlange Dialoge mit wenig Substanz liegen an der Tagesordnung, völlig kindische und deplatzierte Witze werfen abgefeuert und als wäre das nicht schon alles zu viel des Guten, folgt ein Szenenwechsel dem nächsten. Bond bereist im Film gefühlt die komplette Welt und hier liegt auch die Schwäche des Filmes. Es fällt einen nur sehr schwer sich auf die Handlung (wenn man sie so nennen darf) zu konzentrieren. Spectre hat keinen roten Faden. Als wäre das alles nicht schon schwierig genug, stellt uns Mendes mit dem zweiten Plott um M und C noch weitere Steine in den Weg! Das Thema Überwachung und Schutz vor Terrorismus wird angeschnitten und man kann es ohne Probleme als zweiten Film sehen. Es hätte keinerlei negative Auswirkung gehabt, diesen weg zu lassen und stattdessen sich mehr auf Oberhauser zu konzentrieren oder auf den allgemeinen Plott überhaupt. So ist das Ende absolut vorhersehbar und erzeugt null Spannung. Den Weg nach Rom kann man sich schnell erklären, aber bei all den anderen, steht man regelrecht auf dem Schlauch. Zwar gibt es hier und da Höhepunkte, aber es wirkt niemals als etwas ganzes. Man bekommt das Gefühl, als wäre der Film in viele einzelne Episoden geschnitten worden. Der Höhepunkt ist hier selbstverständlich der Auftritt vom Oberfiesling Christoph Waltz. So beeindruckend und erdrückend seine Vorstellung auch war, so deprimierend ist der Fortgang von eben diesen. Waltz spielt gewohnt böse, zynisch und stolziert den schmalen Grat zwischen Irre und Wahnsinn. Diesen Leckerbissen nimmt uns Mendes aber auch schnell wieder weg! Danach dauert es ewig bis wir uns wieder über ihn freuen und gruseln dürfen. Ist dieser Zeitpunkt wieder gekommen, wird sein Vorhaben und sein Beweggrund nur lasch dahingeklatscht. Für den Zuschauer sind seine Gründe undurchsichtig und nicht nachvollziehbar. Um es auf dem Punkt zu bringen: Waltz Oberhauser ist hauchdünn geschrieben und schlichtweg verschenkt! Dagegen bringt die wunderschöne Lea Seydoux als junge Ärztin Madeleine Swann jede Menge Licht ins Dunkle. Sie ist sympathisch, amüsant und wirkt neben den stählernen Craig recht stark. Sie beweist, dass das Bondgirl nicht einfach nur eine hübsche Begleiterin sein muss. Dagegen ist die grandiose Monica Bellucci einfach nur verschenkt! Ich hätte mich zu Tode darüber aufregen können! Ihre einzige Rolle im Film besteht darin etwas Romantik zu bringen und Bond einen kleinen Hinweis zu geben. Im Gegensatz zu Skyfall haben Ben Whishaw als schlauer Erfinger Q und Ralph Fiennes als Chef M mehr zu tun und spielen sehr gut auf. Andrew Scott aka Moriarty spielt den von Bewachung süchtigen "C" einfach famos und hat zum Glück auch jede Menge Zeit bekommen. Dagegen darf der arme Dave Bautista (brutale erste Szene!) nicht mehr machen als nur als Schläger Mr. Hinx aufzutauchen und sagt im ganzen Film nur ein einziges Wort.
Kommen wir zur Hauptfigur. Craig hat sich im Vorfeld immer wieder negativ über seine Paraderolle gemeldet. In Skyfall wirkte er zu schwach, verletzlich und innerlich zerstört, hier darf er etwas cooler sein und sagt hier und da einen flotten Spruch. Im großen und ganzen merkt man ihm seine Langeweile aber doch an! Er bietet nur selten andere Emotionen. Nur an 2 Stellen darf er mal aus sich herausgehen.
Ein Wechsel wäre definitiv angebracht!
Musikalisch ist der Film recht gut gelungen. Er bietet einen netten Mix aus klassischen Bond Melodien und neuartiger Musik. Handwerklich überzeugt der Film und man sieht ihm sein Budget jederzeit an! Positiv fällt auch auf, wie wenig Technik benutzt wird. Besonders in den ersten paar Minuten.
FAZIT: Schade! Tolle Kulissen, sehr starke Schauspieler, ein wunderbarer Bösewicht und das alles in 150 Minuten verschenkt! Mendes "Spectre" ist kein Reinfall, aber auch kein würdiger Bondstreifen. Zwar versucht der Film klassische Elemente mit neuem zu vermischen, aber das gelingt ihm schlichtweg nicht durch die ständigen Szenenwechsel und nicht nachvollziehbaren Handlungen. Mit dem zweiten Plot im Film hat sich Mendes auch keinen Gefallen getan.