Der erste Teil der Paradies-Trilogie von Ulrich Seidl, das sei vorweggenommen, macht den Wunsch nach mehr, der ja demnächst erfüllt wird.
Gezeigt werden reife europäische Damen, die in Afrika ordentlich die Sau rauslassen wollen. Ihnen geht es um Sex mit Schwarzen. Wienerin Teresa geht es wegen Harmoniemangel und Alltag um Liebe. Sie lernt bei der Anreise in Kenia die wichtigste Worte in Suaheli und lässt sich von geübten Miturlauberinnen überzeugen, wie einfach Sex mit den einheimischen Männern zu haben ist. Teresa ist zunächst unentschlossen und macht lieber österreichische Sprachspäßchen mit dem Barmann. Doch eigentlich muss man nur die Umfriedung des Hotels überschreiten und schon wird auch die Unattraktivste mit Angeboten bedrängt. Einige der Anbieter gehen geschickter und zurückhaltender vor. So beginnt das emotional und finanziell teure Urlaubsschicksal von Teresa.
Kann das glaubhaft sein, dass eine Frau über 50 von echter Liebe überzeugt ist, obwohl der Partner im Urlaub kennengelernt wird, kaum Deutsch spricht und vielleicht halb so alt ist? Wenn man Wissenschaftlern glauben darf, bewirken die Schmetterlinge im Bauch auch bei Lebenserfahrenen wahre Liebeswunder und der Verstand führt plötzlich ein Nebendasein, Probleme sind keine Probleme mehr, hakuna matata. Es ist sehr glaubhaft und überzeugend, was da vor der Kamera abgeliefert wird. Die Schauspieler arbeiten nahezu ungezwungen natürlich, dass sich der Betrachter sehr schnell mit den Figuren der Geschichte identifizieren kann. Und auch mit deren Primitivität: Es wird reichlich gezeigt, was Urlauber mit Geld so alles wünschen dürfen und die Bezahlten über sich ergehen lassen müssen. Mehrere Versuche benötigt Teresa um festzustellen, dass Liebe so nicht funktioniert. Wie sie es auch anstellt, prallt sie immer wieder ab. Dadurch fährt der Betrachter kopfschüttelnd und –nickend kraft der realitätsgetreuen Darstellung durch die charakterlichen Tiefen der Österreicherin und gewinnt dabei an Mitleidensstärke. Es ist immer wieder beachtenswert, dass es Regisseuren gelingt, diese Stimmungen zu erzeugen. Besonders nahe geht der bittere Moment, in welchem die Verwandtschaft ihren Geburtstag nicht beachtet und die sich anschließende geschmacklose Party mit den „Urlaubsfreundinnen“ die einzige Lösung zur Rettung des Abends zu sein scheint, auch um Teresa in die Reihe der Abgebrühten und zur seelischen Beschädigung zu zwängen. Unterstützend zum Gelingen des Filmkunstwerks wirken die überwiegend verwendete Naturbeleuchtung und der angedeutete Doku-Style, der ohne Nahaufnahmen, Kommentar und Filmmusik (aber oft nicht ohne deutsche Untertitel zur österreichischen Sprache) auskommt. In der Schlussszene sieht man nochmals den Unterschied zwischen Wünschen und Realität, Österreich und Kenia und jung und alt.