Das oberste Gebot bei Fortsetzungen lautet: Alles muss noch eine Nummer größer werden als beim Vorgänger! Das ist bei der „Expendables“-Reihe nicht anders, von Teil zu Teil versammelt Sylvester Stallone mehr Action-Stars aus verschiedenen Generationen um sich, in der Hoffnung, dass entsprechend auch mehr Fans in die Kinos rennen. Doch mit „The Expendables 3“ überspannt der „Rocky“- und „Rambo“-Veteran den Bogen: Das Stelldichein der Stars verkommt über weite Strecken zur bloßen Nummernrevue, schließlich muss jeder der im Dutzend auftretenden Promis seinen eigenen großen Auftritt bekommen. Das Ganze wird dazu pflichtschuldig mit unzähligen selbstironischen Sprüchen garniert – eine ebenso ermüdende wie einfallslose Verfahrensweise. Weil die Immer-größer-immer-erfolgreicher-Rechnung am heimischen US-Box-Office bei „The Expendables 2“ nicht aufging und er dort – anders als auf dem internationalen Markt - hinter dem Reihenauftakt zurückblieb, entschied sich Stallone beim dritten Teil zudem dazu, erstmals eine niedrigere (US-)Altersfreigabe anzustreben. Die mit der Jugendtauglichkeit einhergehende Blutarmut sorgt in Verbindung mit den teilweise miserablen Computereffekten für eine Künstlichkeit, die so gar nicht zu einem Actionfilm alter Schule passt – und genau einen solchen erwarten die Fans von einem „Expendables“-Kracher. Und so ist der vom australischen Regisseur Patrick Hughes inszenierte dritte Film der Reihe fast schon folgerichtig auch der bislang schwächste.
Etwas Verstärkung kann jedes Söldner-Team gebrauchen, deshalb befreien Barney Ross (Sylvester Stallone) und seine Expendables den seit Jahren im Gefängnis versauernden Ex-Kollegen Doc (Wesley Snipes) aus der Haft. Gemeinsam wollen sie anschließend in Somalia einem Waffenhändler das Handwerk legen, doch dessen Identität überrascht alle: Es ist der totgeglaubte Conrad Stonebanks (Mel Gibson), ein weiterer ehemaliger Mitstreiter von Barney und Doc, und der lässt sich nicht so leicht gefangen nehmen. Barneys neuer CIA-Kontakt Max Drummer (Harrison Ford) verlangt, dass die nach dem ersten Schlagabtausch weiter dezimierten Expendables Stonebanks verfolgen, doch Barney will seine Leute nicht in den sicheren Tod schicken: Er entlässt Lee Christmas (Jason Statham) und Co. und stellt mit Hilfe des Vermittlers Bonaparte (Kelsey Grammer) eine neue, deutlich jüngere Truppe zusammen. Zu ihr gehören unter anderem der rebellische Smilee (Kellan Lutz) und die schlagkräftige Luna (Ronda Rousey), die nicht nur mit Fäusten und Schusswaffen umgehen können, sondern auch mit allerhand High-Tech-Gerät. Doch reicht diese Frischzellenkur wirklich aus, um einen mit allen Wassern gewaschenen Kriegsverbrecher wie Stonebanks zu fangen?
Schon die erste Sequenz von „The Expendables 3“ illustriert perfekt die Schwächen des Films, die sich durch die gesamte über zweistündige Laufzeit ziehen. Barney Ross und seine Truppe wollen Doc aus einem gepanzerten Gefängniszug befreien und starten ihren Angriff mit einem Helikopter, von dem aus sie erst einmal einen Großteil der Zugbesatzung niedermähen, ehe sie schließlich das Schienenfahrzeug selbst entern. Der Hubschrauber wurde hier stellenweise mit absolut nicht mehr zeitgemäßer CGI-Technik eingefügt (was zu allem Überfluss im großen Finale noch einmal wiederholt wird und da noch schlechter gelingt) und trudelt in einigen Momenten notdürftig ins Bild gebastelt auf der Leinwand herum, während die Gegner beim folgenden Geballer vom Zug fallen als seien sie ferngesteuerte Marionetten (so offensichtlich hängen die Stuntmen an Seilen). Natürlich kann Filmaction auch ohne knackende Knochen oder spritzendes Blut eine intensive Wirkung erreichen, aber hier fehlt jeder Anflug von Körperlichkeit und Raumgefühl gleichermaßen. Damit bleibt auch jede Illusion auf der Strecke und von der lebt ein Film wie dieser nun mal. Deutlich überzeugender sind die Nahkampfszenen gelungen, was auch an den routinierten Action-Stars in der Besetzung liegt. Vor allem Mixed-Martial-Arts-Sportlerin Ronda Rousey in ihrem Spielfilmdebüt und Jason Statham haben einige starke Momente, auch der finale Kampf zwischen Gibson und Stallone ist ordentlich, kann aber nicht dem Finalfight aus „Expendables 2“ mithalten.
Der Auftakt steht nicht nur exemplarisch für die teilweise miese Action, sondern auch für die in ihrer Fülle zunehmend nervigen und sich oft allzu sehr gleichenden selbstreferenziellen Witzchen und Anspielungen. Nachdem Doc aus dem Knast befreit wurde, scherzt er erst einmal, dass er dort wegen Steuerflucht einsaß – ganz wie Schauspieler Wesley Snipes selbst, der die vergangenen Jahre tatsächlich deswegen hinter schwedischen Gardinen verbrachte. Wenn später Harrison Ford als Barneys neuer CIA-Kontakt auftritt, und der sich wundert, wo der von Bruce Willis gespielte Vorgänger Church ist, bekommt er die Antwort, dieser sei „out of the picture“ – ein doppeldeutiges Wortspiel, denn „picture“ bedeutet auch Film und Willis wurde nach überzogenen Gehaltsforderungen von Stallone gefeuert und durch Ford ersetzt. So treffend einzelne dieser Insidergags auch sein mögen, in dieser hohen Dosierung lassen sie den ganzen Film letztlich zu nicht viel mehr als einer millionenschweren Eigenpromotion verkommen. Zumal hier einmal mehr ausdauernd das fortgeschrittene Alter der auftretenden Recken thematisiert wird und sich der erneut auch als Co-Autor fungierende Stallone von „Cop Land“ bis „Cliffhanger“ quer durch die eigene Filmografie zitiert. Immerhin klingt immer wieder auch echte, gelungene Selbstironie und sogar ein wenig (Eigen-)Kritik an: Dass zum Beispiel Arnold Schwarzenegger immer wieder quasi aus dem Nichts auftaucht, um ungefragt einen Ratschlag zu geben, wird irgendwann mit einem lapidaren „Thanks for showing up“ gewürdigt.
Mit Logik war es schon im 80er-Jahre-Actionkino nicht weit her und wenn die Expendables die rumänische Hauptstadt Bukarest per nächtlichem Fallschirmsprung „besuchen“, verbeugen sie sich augenzwinkernd vor dieser Tradition, die auch ihre eigene ist. Wenn im Finale allerdings ein mit C4-Sprengstoff vollgepacktes Gebäude durch Panzerbeschuss zerlegt wird, dann wirkt es nur gedankenlos, dass der Granateneinschlag keinerlei Wirkung auf das explosive Material hat. Inmitten der zwar in der Fülle und durch die riesige Zahl an Stuntmen durchaus auch mal imposanten, insgesamt aber zu monotonen Action haben es die Darsteller schwer, sich zu profilieren, zumal sie angesichts der schieren Masse an Stars meist auch nicht sehr viele Szenen bekommen. Und doch gibt es einen Reihenneuzugang, der seine Chance nutzt: Antonio Banderas. Als verzweifelt um die Mitgliedschaft in der Söldnertruppe bettelnder, aber jedes Team-Mitglied mit seinem Dauergeplappere zur Weißglut treibender Ex-Soldat gehören dem Spanier in fast jeder Hinsicht die besten Szenen des Films. Nach einem witzigen ersten Auftritt (der durch das gute Zusammenspiel mit Kelsey Grammer noch gewinnt), hat er auch in der Folge die mit Abstand besten Sprüche und liefert das absurdeste Over-Acting – damit löst er den diesmal weitgehend auf die Ersatzbank verbannten Terry Crews als Mann fürs Komische ab. Und auch wenn Banderas in den Action-Szenen Spezialisten wie Statham, Rousey oder Jungstar Kellan Lutz nicht ganz das Wasser reicht, beweist er mehrfach eindrucksvoll, dass er noch nicht zum alten Eisen gehört und fast 20 Jahre nach Filmen wie „Desperado“ und „Assassins - Die Killer“ nichts verlernt hat.
Fazit: Der Versuch, mit mehr Stars und weniger Gewalt mehr Zuschauer anzulocken, wird zum Bumerang: Nun gibt es nämlich weniger gute Szenen der einzelnen Stars und weniger harte Action nach gewohnter „Expendables“-Manier. So ist dies trotz eines exzellenten Antonio Banderas der schwächste Film der Reihe.