In einem Interview mit dem Deutschlandradio Kultur hat Christian Bale gesagt, dass es in jedem Film möglich sei humorvoll zu sein, sofern sich der Regisseur dafür interessiert. Tut das David O. Russell also in "American Hustle" und bereitet dem Ex-Batman damit eine Bühne auch mal komödiantisch sein zu dürfen? So halb! Aber das ist nicht schlecht, denn diese Satire hier weiß sehr gut zwischen lustigen und ernsten Szenen zu pendeln, sie gut miteinander zu verbinden und so eine Geschichte zu erzählen, die absurd genug daher kommt, ohne unrealistisch zu wirken. Erzählerisch ist das die Stärke von "American Hustle". Die Story kommt jedoch wirklich etwas langsam in Fahrt und könnte vielleicht hier und da etwas mehr Ausleuchtung vertragen oder durchdachter wirken (merkwürdig ist, wie sich offenbar niemand recht daran stört, dass mit dem "Scheich" ja gar nicht arabisch gesprochen wird?!). Ein wirkliches Problem ist das nicht. Manchmal könnte der Film in seinen lustigen Momenten nur noch lustiger, in seinen ernsten Momenten noch ernster sein.
Auf der anderen Seite stehen die Schauspieler, die allesamt Glanzleistungen abliefern. Christian Bale fand ich in seiner Rolle grandios, doch etwas schade war, dass sein Irving Rosenfeld zwar immer irgendwie im Fokus bleibt, ihm die markanten Szenen aber nach einer gewissen Zeit abhanden gehen. Diese Aufgabe übernehmen die anderen Stars. Insbesondere Bradley Coopers FBI-Agent Richie DeMaso wirkt alsbald wie die eigentliche Hauptfigur des Films. Auch das ist nicht schlimm, aber der Film wirkt hier ein wenig unentschieden. Wieder könnte man das besagte Interview mit Bale zitieren, der dort auch sagte bei "American Hustle" handle es sich eher um einen Ensemblefilm - Recht hat er, nur eben geht's leicht zugunsten von Cooper.
Eben deswegen habe ich mich letztlich auch für knappe 4,5 Sterne entschieden. "American Hustle" ist ein starker Film, der aber hier und da aber ein paar Schnitzer in den Details hat (und sei es nur die Musik, die zu früh ausgeblendet wird). Dadurch immer noch absolut sehenswert, aber man hat irgendwie das Gefühl hier fehlt noch etwas und bleibt am Wegesrand liegen. Trotzdem ist es schön zu sehen wie man all diese Elemente miteinander verbinden kann und sogar zu Graustufen bei der Betrachtung von Politikern fähig ist (denn die beziehen ja immer am meisten Prügel - also Hut ab!).
Fazit: "American Hustle" ist eine tolle Satire, definitiv gelungen, mit super Schauspielern, einem tollen Soundtrack und was nicht noch alles dazu gehört! Aber hier und da ein paar feine Nuancen scheinen zu fehlen, um den Film noch besser zu machen als er eigentlich schon ist.
P.S. Jemand schrieb der Film könnte eine Parodie auf "Casino" sein - toller Einfall! Unter diesem Motto sollte man "American Hustle" noch einmal sehen.