Der erste Teil galt als Meilenstein des Genres: The Raid war minimalistisch, brutal, fantastisch geschnitten, perfekt choreografiert und hielt jede Versprechung, die wohl jemals an Action-Fans gemacht wurde. Nach einem solch imposanten Auftakt fällt es schwer zu glauben, dass Regisseur Gareth Evans noch größere Dimensionen im Sinn hatte, die er aufgrund des geringen Budges nicht umsetzen konnte. Was sich nach reinem Marketing-Versprechen anhört, entpuppt sich beim Schauen von The Raid 2 jedoch als wahr: Der Film ist tatsächlich größer, wahnsinniger und schlicht perfekter als sein Vorgänger!
Polizist Rama will nach den Ereignissen des ersten Teils seinen korrupten Vorgesetzten an's Messer der Justiz liefern, wird jedoch widerwillig Teil einer Task-Force, die größere Ambitionen hegt: Rama soll sich undercover in ein Gefängnis einliefern lassen, um dort mit dem Sohn eines Gangsterbosses in Kontakt zu treten, dessen Organisation zu infiltrieren und verschiedene Mafia-Familien gegeneinander auszuspielen, um deren korrupte Vernetzungen endgültig zu kappen. Als der Mafia-Sprössling nach seiner Entlassung entscheidet, seinen Vater zu stürzen, gerät die Situation außer Kontrolle...
The Raid 2 dauert ganze 150 Minuten und die neue Zeit, die sich der Film nehmen kann, merkt man ihm in den ersten Minuten deutlich an. Langsam und sehr verschachtelt erzählt kommt die Geschichte in Fahrt, konzentriert sich aufgrund der ohnehin ausufernderen Story dennoch immer nur auf das Nötigste und bleibt auf dem Punkt. Dennoch könnten sich Zuschauer, die nur eine Variation des ersten Teils erwartet haben, hier leicht auf den Schlips getreten fühlen. Das weiß Evans und schürt durch geschickte Zeitsprünge stets die Vorfreude und Neugier seines Publikums, bis es dann zum ersten Mal kracht. Und zwar so richtig! Obwohl man der ersten Kampfszene vorwerfen kann, in ihrer Existenzberechtigung arg willkürlich begründet zu sein, zeigt sie deutlich, was The Raid 2 kann: Irre Kamerafahrten auf engstem Raum, unglaublich dynamische Schwenks und Schnitte, bis zur Perfektion gebrachte Bewegungsabläufe und geniale Einfälle innerhalb der Kämpfe. Spätestens ab diesem Moment weiß man, dass man im richtigen Film sitzt, obwohl man nicht erahnen kann, dass dieses Niveau bis zum Finale konstant gesteigert wird.
Da wäre zum einen eine brachiale Gefängnisschlacht in knöchelhohem Schlamm, während der sich die Kamera durch schier endlose Gefechte arbeitet und einen beispiellosen Sog entfaltet. Ebenfalls im Gedächtnis bleibt eine geniale Verfolgungsjagt mit Kämpfen von bis zu 5 Personen innerhalb fahrender Autos. Auf kleinstem Raum schafft es die Kamera dennoch, allgegenwärtig zu bleiben, verlässt den Innenraum der Fahrzeüge in Plansequenzen, um nahtlos in andere Fahrzeüge hinein und hinaus zu fahren - unglaublich! Und spätestens beim alles übertreffenden Endkampf, Mann gegen Mann in einer Restaurantküche, ist der ultimative "Wow-Effekt" garantiert. An Intensität und Perfektion ist diese Szene nicht mehr zu übertreffen und lässt den Zuschauer schweißgebadet zurück.
Ebenfalls positiv fällt die Kameraarbeit in den ruhigeren Momenten auf: Die Farbgebung ist manchmal beinahe artifiziell und fügt sich hervorragend in das stilistische Gesamtkonzept des Films ein. Es entsteht eine punktgenaue Bildsprache, die spielerisch mit der Atmosphäre und Stimmung des Films umzugehen weiß und durch ungewöhnliche oder teilweise ungewöhnlich lange Einstellungen unterstützt wird. Das ist wichtig, denn ein neuer Schwerpunkt von The Raid 2 liegt auf Erzählung und Charakterisierung. Und obwohl das Konzept in den meisten Fällen aufgeht, offenbaren sich hier die einzigen Makel des Films.
Evans traut seinem Hauptdarsteller hier deutlich mehr Schauspielkunst zu als noch in Teil eins, wo sich der über weite Strecken bis auf hektische Dialoge zwischen Tür und Angel beinahe stumme Held durch ein Stockwerk nach dem anderen prügelte. Identifikationspotential wurde beim Publikum lediglich durch Bewunderung seiner Kamf-Performance aufgebaut. In Teil zwei muss Iko Uwais nun einiges mehr leisten und das gelingt ihm nicht immer. Im Vergleich zu seinen Gegenspielern ist Rama vermutlich der flachste Charakter des Films - Pflichtgefühl und Überlebenswille könnten tatsächlich seine einzigen Eigenschaften sein - und diesen Umstand kann Uwais durch sein Spiel nicht immer korrigieren. Abgesehen davon leistet der restliche Cast jedoch solide Arbeit, vor allem Alex Abbad als Bejo kann überzeugen. Wenige Momente wirken zu dick aufgetragen oder zu subtil und stören die Dynamik geringfügig, was dem Film jedoch kaum schadet.
FAZIT:
Die Erwartungen an The Raid 2 waren hoch, doch mit einem Feuerwerk aus brillianter Optik, perfekter Action und einer groß angelegten Geschichte wird der Film diesen nicht nur gerecht, sondern übertrifft sie bei weitem! The Raid 2 ist für jeden Actionfan und/oder Filmliebhaber der erhoffte neue Meilenstein.