Apokalyptischer Überlebenskampf, ausserirdische Invasionen, Ängste vor unechten Menschen - eigentlich grossartige Themen. Themen, die in vielen Filmen schon hervorragend behandelt wurden. Allein der 70er Jahre Klassiker "Invasion of the Bodysnatchers" beweist, welch unheimliches Potential ein solcher Stoff haben kann.
"Die 5. Welle" befasst sich nun auch mit diesem Thema, basierend auf einer Romanreihe. Ich beschränke mich jedoch darauf den Film als Film zu beurteilen, denn allein als dieses Medium muss er funktionieren. Vergleiche Buch-Film sehe ich grundsätzlich als müssig und wenig zielführend. Der vorliegende Film funktioniert leider keineswegs. Es ist der bisher wohl misslungenste Versuch eine der vielen Apokalypse meets Teenie-Struggle Romanvorlagen für das Kino zu übersetzen. Während zB. die "Panem"-Reihe viele grosse Momente aufweisen konnte, oder auch der leider nicht fortgesetzte "Ender's Game" mit Spannung und visueller Wucht glänzte, misslingt bei die 5. Welle einfach zu viel.
Eigentlich beginnt alles vielsprechend - und durchaus sehr spannend. Man sieht, wie die ersten Wellen auf die Menschheit niedergehen - aus Sicht einer ganz normalen Familie, bzw. der Tochter im Highschoolalter. Die Stimmung ist beklemmend, doch irgendwie arrangieren sich die Menschen, versuchen zu überleben. Bis die 4. Welle einsetzt, die auch einen emotionalen Höhepunkt des Filmes darstellt. Wäre es doch wenigstens auf diesem Niveau weitergegangen.
Doch stattdessen schwenkt der Film mit voller Wucht in die Absurdität. "Die 5. Welle" schleudert den Zuschauer nämlich unverhofft in eine Teenieromanze, die gänzlich fehl am Platze ist. Ganz zu schweigen von den hölzernen Dialogen mit der Tiefgründigkeit von Glückskeksweisheiten ist die Situation an sich so unpassend, dass man das weitere Schauspiel nur noch kopfschüttelnd betrachten kann.
Ein Mädchen, welches gerade eine Apokalypse durchmacht und kurz zuvor seine gesamte Familie grausam verlor, verfällt gar plötzlich in schwülstige Liebeswallungen, nachdem sie das nasse Sixpack eines Schönlings in der Morgensonne erblickte.
Das kann doch nicht ernst gemeint sein!
Und damit nicht genug, fortan ist die gesamte Handlung derart unlogisch und sprunghaft, dass das zu Filmbeginn erzeugte Bedrohlichkeitsgefühl der Lächerlichkeit preisgegeben wird. Grob gezeichnete Klischeebilder (Militärreden, eifrig trainierende Kadetten, coole Girls etc.), völlig vorhersehbare Twists, sowie "überraschende" Momente, die mehr als unlogisch sind.
Wenn der rettende Helfer mitten in einer schwer bewachten Militärbasis ganz plötzlich genau im richtigen Moment aus genau dem richtigen Lüftungsschacht gesprungen kommt; wenn zuvor meilenweit entfernte Kinder ebenfalls im richtigen Moment ganz plötzlich mit einem Hummer herbeischnellen; wenn überall im Wald Alien-Scharfschützen lauern, man aber dennoch lautstark plappernd samt Lagerfeuer in eben diesem Wald zeltet
- dann ist es einfach zu viel des Guten.
Einziger Lichtblick in diesem Film ist die Hauptdarstellerin Chloe Grace Moretz, die das beste aus ihrer Rolle macht. Für die allzu simplen Dialoge kann sie nichts, sie ist aber sichtlich bemüht ihrer Rolle Leben einzuhauchen. Es ist zu hoffen, dass dieser Film ihrer Karriere nicht schadet. Da sie jedoch schon unter vielen grossen Namen (ua. Scorsese, Burton) quer durch alle Genres gespielt hat, und das stets überzeugend, kann man da wohl optimistisch sein.
Zusammenfassend kann man sagen: Schade! Grosse Produktionsgelder, eine durchaus interessante Storyvorlage, talentierte Schauspieler - alles sinnlos verfeuert. Ob die geplante Trilogie umgesetzt wird ist mehr als fraglich. Ich hoffe es nicht. Als Fan dieses Genres wurde ich lang nicht mehr derart enttäuscht.