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Anonymer User
3,0
Veröffentlicht am 12. Mai 2022
Es ist kein Biopic im herkömmlichen Sinne, sondern nur ein sehr schönes Stimmungsbild aus dem Hause Renoir, wo Andrée (Christa Theret) vorübergehend dem Alten Modell saß. Es passiert auch nicht all zu viel. Dafür werden wir in einen Rausch von Farben und Formen getaucht und in eine Landhausatmo gepackt, wo uralte Bäume ständig von der Sonne beleuchtet werden und ein Vorgeschmack vom Paradies aufkommt. Die junge Andrée laviert zwischen Vater (altersgerecht beeindruckend Michel Bouquet) und Sohn (Vincent Rottiers). Der alte Mann (1841-1919) ist fast bewegungsunfähig und kann ihr jetzt nur noch seine Schulter anbieten, an die sie sich liebevoll anlehnt. Mit dem Sohn wird sie die Zukunft gestalten. Er weist ihr den Weg zum Film. Soviel Realismus ist auch drin. Die Dialoge streifen den Krieg (1. Weltkrieg) und die Aktivitäten wie Baden im Meer, Spanziergänge im Park oder seine ewig vielen Stillleben reflektieren den Geist von Renoirs Bildern. Auch wenn Renoir die Kurtisanen von Tizian als Vorlage für seine zahlreichen Badenden im Kopf hatte, malte er doch lieber von einem lebenden, knackigen Modell ab. Hier in unserer Phase ist es die junge, sinnliche Andrée, von der er sagt "Das Mädchen aus dem Nichts, geschickt von einer Toten" (seiner verstorbenen Frau). Sie fühlt sich als Künstlerin und wird Sohn und Vater als Muse beflügeln. Und genau hinschauen konnte er schon noch "Sie hat Titten zum Niederknien." Ein stiller, farbenprächtiger Film, der nichts Neues zu Tage fördert, aber wie sagte schon Keats "A thing of beauty is a joy forever." Schön! Aber mit der Zeit auch etwas langweilig.
Langatmig, man sucht nach dem tieferen Sinn, wenn Madmoiselle sich nackt im Garten von dem alten Renoir malen lässt und doch nicht auf der Leinwand wieder zuerkennen ist. Sicher gibt es einen, aber der Film vermag dies nicht zu vermitteln. Nur schöne Bilder in egal welcher Beziehung reichen nach meinem Geschmack hier nicht aus. Vielleicht will der Film selbst kuenstlerisch sein?