Als begeisterter Leser eines Buches stellt man meist/ immer hohe Erwartungen an eine Buchverfilmungen, so auch in diesem Fall. Ich hatte alle drei Bände der Reihe verschlungen und war vor allem von Gwendolyns Witz, Selbstironie und Tollpatschigkeit, der spannenden und detailreichen Handlung sowie den übrigen Hauptcharakteren, die mit so viel "Liebe" gezeichnet worden waren, dass man sich problemlos in die Geschichte um Gwendolyn und Gideon hineinfallen lassen konnte, begeistert und erwartete mit Spannung die Verfilmung.
Dann wurde der erste Trailer zum Kinostart von Rubinrot veröffentlicht, der nicht einmal schlecht aussah - abgesehen davon, dass weder Gwendolyn noch Gideon auch nur annähernd meiner Vorstellung der Figuren entsprachen. Seis drum. Hier muss man ganz klar festhalten: Geschmäcker sind verschieden und es gibt sicher unzählige Fans, denen die beiden Darsteller genau ins Bild gepasst haben...
Dennoch bin ich mehr als nur enttäuscht von diesem Film!
Einerseits wären da die beiden Hauptdarsteller. Streckenweise gaben sie sich wohl wirklich Mühe ihre Charaktere nach der Buchvorlage bzw. dem Filmskript darzustellen, doch Großteils merkte man ihnen die Überforderung mit den Rollen an. Gerade auch im Mittelteil wo sie im Hydepark angegriffen wurden und wieder in der Gegenwart gelandet sind - nicht eine Minute habe ich Gwendolyn ihre Gefühle abgekauft und genauso verhielt es sich mit Gideon. Oft hat man auch das Gefühl nur einen auswendig gelernten Dialog um die Ohren gehauen zu bekommen, dem jegliche darstellerische "Tiefe" fehlt. Sehr schade, bedenkt man, dass die Filmhandlung nur von diesen beiden Charakteren getragen wird.
Andererseits finde ich es unglaublich, wie schlecht das Buch adaptiert wurde. Eine der spannensten Szenen am Ende des ersten Bandes wurde einfach an den Anfang des Films gestell, obwohl der Zuschauer meiner Meinung nach einfach ein wenig damit überfordert ist zu verstehen, weshalb jetzt plötzlich
Lucy und Paul auftauchen
und weshalb Gideon so reagiert etc. Handlungsstränge werden komplett aufgelöst und in merkwürdiger Art und Weise wieder zusammengeführt. Ist es beispielsweise sooo schwer Gwendolyn am Anfang des Films in einem Nebensatz sagen zu lassen, dass sie
Geister
sehen kann? Stattdessen wird eine absolut unsinnige und sicher für die Produktion zeitaufwendige Szene eingebaut in der sie - oh Wunder - feststellt, dass sie den
Schulgeist
sehen und sogar mit ihm kommunizieren kann. Das Geld was hier hineingeflossen ist, hätte man durchaus auch darin investieren können, die Filmhandlung enger an die wirklich gelungene Buchvorlage anzulehnen! An dieser Stelle wäre es durchaus interessant zu wissen, inwieweit die Autorin mit dem Filmskript einverstanden war.
Auch die anderen Charaktere, die das Buch steht’s humorvoll und interessant gestaltet haben, gerade auch Gwendolyns beste Freundin, Mr. Bernhard etc. tauchen ab und an bzw. gar nicht auf und bleiben ebenso blass und farblos, wie die darstellerischen Fähigkeiten der Hauptdarsteller. Die inneren Dialoge Gwendolyns, die mich im Buch mehr als einmal zum lachen gebracht haben, fehlten fast gänzlich, was wirklich schade war.
Authentisch sind in dieser Verfilmung wirklich nur die Kulissen, welche sehr detailgetreu und überzeugend wirken und die Darstellung von Madame Rossini, der französischen Schneiderin.
Alles in allem ist dies ein Film, der sich in erster Linie an diejenigen zu richten scheint, die das Buch bisher nicht gelesen haben und eine mittelmäßige Kinounterhaltung suchen. Für wirkliche Fans der "Liebe geht durch alle Zeiten" - Reihe empfiehlt es sich auch weiterhin bei den Büchern zu bleiben und darauf zu hoffen, dass nicht auch noch die Bände zwei und drei dieser unglaublich schlechten Produktion zum Opfer fallen.