"Insidious", der erste Teil, war für mich der interessantere Film als der hochgelobte "The Conjuring". Denn obwohl letzterer formal und inszinatorisch besser ist, bot "Insidious" mit seiner Geisterwelt einfach mal ein richtiges Horrorsetting. Zudem konnte der Teil 1 mit allerlei falschen Fährten punkten. Ich war also auf Teil 2 sehr gespannt - und wurde enttäuscht.
Dabei kann die Fortsetzung gleich zu Anfang mit einer wirklich wichtigen Stärke punkten: Im Gegensatz zu so vielen anderen Horrorfilm-Sequels, ist das 2. Kapitel wirklich eine inhaltliche Fortführung! Der Film setzt nahtlos an Teil 1 an (klärt aber praktischerweise für Neulinge mit dem Prolog ganz gut auf) und löst das Geheimnis um Joshs Verfolger auf. Das ist gut gemacht, das ist richtig, und das Ganze geht auch atmosphärisch los.
Wo "Insidious: Chapter 2" allerdings versagt, sind Stil und Handwerk. Das ist eben nicht nur enttäuschend, sondern überraschend zugleich, da James Wan bei "The Conjuring" ja genau andersherum das Ergebnis ablieferte: Eine bekannte Geschichte, jedoch perfekt inszeniert. Doch hier nun trifft man a) auf viel zu viele Horrorklischees, die gerade in der ersten Hälfte eher nerven: Müssten die Charaktere nicht etwas geisterresistenter sein? Warum kriegen wir wieder knarzende Türen, die an sich ja cool sind, aber hier so wirken als würden sie die Geschichte ausbremsen? Die Schocker sind an sich formidabel, es ginge schlechter, aber auch besser. Wahrscheinlich ist für die Kenner von Teil 1 auch hier viel Luft raus, weil man ja weiß wie diese Geister vorgehen und sind. Deswegen wünscht man sich noch schneller noch mehr Hintergründe!
Viel gewichtiger aber b) das schlechte Writing: Manche Dialoge sind schlichtweg auf hinterstem Niveau, kitschig und langweilig - fast wie bei einer Familienkomödie! Dann natürlich die nervigen Geisterjäger, die mit ihren Lachern die Atmosphäre stören, und damit ohnehin noch einmal gewisse Effekte verstärken. Denn: Der Übergang und generell die Geisterwelt wirken überhaupt nicht mehr so atmosphärisch wie in Teil 1. Dafür werden hier sogar eher nebensächlich wirkende Spuren zu Teil 1 geschlossen. Doch wozu, wenn das den Fluss des Films stört? (Gewisse Unlogiken an der Sache stören machen gar nicht.) Viele in meinem Kino haben auch gelacht, sie waren nervig damit. Aber manchmal konnte man es nachvollziehen.
Tja, und so geht der Film dann leider irgendwie auch zu Ende und wirkt ziemlich abgeschlossen. Das Geheimnis ist gelüftet, ein bisschen standardmäßig wirkt es, aber zumindest wurden die offenen Enden aus Teil 1 abgeschlossen. Nur wie? Leider nicht sehr gut! Immerhin spielt Patrick Wilson gut, aber dieses Drehbuch...!
Fazit: Eine Fortsetzung, die wirklich fortsetzt - was sehr selten im Horrorgenre ist. Diese Stärke wird jedoch durch ein lausiges Drehbuch und einer hölzernen, unfreiwillig komischen Darbietung zerstört.