In einer vorhergehenden Rezension habe ich mal geäußert, dass ich gut erzählte Geschichten mag.
An dieser Einstellung hat sich grundsätzlich auch nichts verändert, dies mag auch der Grund sein, warum „The Counselor“ bei mir so derbe durchfällt.
Fangen wir mit der Technik an, ich glaube kein Regisseur profitiert mehr von der HD Entwicklung als Ridley Scott. Scotts Filme leben von gestochen scharfen Aufnahmen seines fast immer beeindruckenden Casts. So auch „The Counselor“.
Sieht einfach immer klasse aus. Dariusz Wolski (Kamera) scheint Scott mittlerweile, ebenso wie Verbinski und Burton, davon überzeugt zu haben, dass er die eigenen und besonderen Visionen eines Regisseurs einfangen kann. Beim „Counselor“ wie auch schon bei „Prometheus“ liefert man visuell solide Arbeit ab. Die ästhetisch aufgehellten Bilder erinnern den Zuschauer immer daran, dass hier ein Ridley Scott Film läuft. Was jetzt hier klingt, als könnte es langweilen, funktioniert tatsächlich bei jedem Scott-Film immer wieder. Warum auch nicht, als passionierter Werbefilmer, weiß er einfach wie man mit Bildern Zuschauer fängt. Selbst Angela Merkel würde unter der Regie von Ridley Scott wie Meagan Fox wirken.
Sound und Musik sind unaufdringlich, wenn man ehrlich ist, sogar so sehr, dass man selbst direkt nach dem Film keine Szene aus seiner Erinnerung kramen kann, welche eine auffallend schlechte oder auffallend gute Audiounterstützung hat. Das kann entweder gut oder schlecht sein. Da bin ich selbst noch unschlüssig.
Der Cast ist von den Namen her schon fast frech. Man fragt sich zwar, wie ausgerechnet Cameron Diaz mit in die Riege von Hollywoods 1A Ensemble gerückt ist, aber man muss sich fairerweise eingestehen, dass Sie dann am Ende nicht nur eine der prägnantesten Rollen hat, sondern diese auch noch gut rüber bringt. Fassbender als namengebender Counselor passt wie die Faust aufs Auge. Man nimmt ihm in jedem Moment des Films die Entwicklung des Protagonisten ab. Die Gleichgültigkeit die er aufzeigt von Beginn bis zur Mitte des Films, wenn ihm einer der im „Milieu“ erfahrenen Komplizen erklärt, welche Methoden die Drogenbosse anwenden um Ihr „Gleichgewicht“ wieder herzustellen und die folgenden Momente in denen er realisiert, dass nun eventuell eben diese Methoden Anwendung finden, bis zu dem Zeitpunkt an dem ihm klar ist, dass er nichts mehr tun kann um den Strudel aufzuhalten, sind einfach fantastisch dargeboten.
Der restliche, namhafte Cast ist lediglich vorhanden. Verhält sich an der Stelle ähnlich der Audiountermalung. Man wird aber das Gefühl nicht los, das liegt an dem unglaublich schlechten Erzählstil.
Wo wir auch schon beim Punkt sind, der den ganzen Film kippt. Das Drehbuch sieht derart widersprüchliche Szenen vor, das man in keinem Moment den Dialog oder Monolog der Szene gedanklich zuordnen kann. Ein kleines Spoilerbeispiel,
Gangster Reiner (Bardem), welcher für mein Empfinden in seiner Rolle zuvor als eine Mischung aus Gandalf dem Weisen und Erkan und Stefan dargestellt wird, erklärt dem interessierten Counselor in einer kurzen Rückblende, was Malkina (Diaz) auf einem Golfplatz mit seiner Windschutzscheibe angestellt hat. Hier zu erwähnen, dass es um eine sexuelle Handlung mit eben jener Frontscheibe geht, ist fast überflüssig, da in der ersten ¾ Stunde derart viele Synonyme für den Akt bemüht werden, dass man sich fragt, ob das hier nicht vielleicht eine Aufzeichnung der Venusverleihung ist.
Jedenfalls erzählt der intellektuelle Prolet die Geschichte mit einem solchen Entsetzen, das der geneigte „männliche“ Zuschauer die Welt nicht mehr versteht. Ich spreche an der Stelle mal ganz offen, wenn ich als „Tom Gerhardt-Verschnitt“ meinem „Kumpel“ erzähle, was da auf dem Auto vorgefallen ist, dann hagelt es verdammt nochmal „Ghettofäuste“.
Der Drehbuch Autor schreibt so viel über sexuelle Handlung, dass man meinen sollte, er wüsste von was er da redet. Aber als Otto Normal Kopulator denkt man eher darüber nach was die ellenlangen Monologe übers „Liebemachen“ überhaupt bezwecken. In den etwas prüderen USA mag das noch schockieren. Der durchschnittliche Europäer wird es ermüdend finden und auch an der Realität vorbei gequatscht.
Die Mono- und Dialoge sind ebenso befremdlich, wie lang. Kaum ein Protagonist bekommt nicht die Chance seine Weisheiten derart geschwollen in die Kamera zu philosophieren, dass man zu der Überzeugung gelangt das Sigmund Freud die AGBs des Drogenhandels aufgesetzt hat.
Ich kam nicht umhin die Filmstarts Kritik zu lesen, da ist die Rede von einer Spannungskurve die einer Nulllinie gleichkommt. Kann ich so unterschreiben. Einen Film komplett ohne ein Element der Spannung zu inszenieren, ist ein Experiment was nach hinten losgegangen ist.
Jetzt können die Leute schimpfen, dass ich kein Arthouse Kino mag und das „The Counselor“ kein Mainstream ist, sondern künstlerisch anspruchsvoll ist. Aber wer (außer den Franzosen) sagt denn bitte, dass anspruchsvolles Kino nicht spannend und unterhaltsam sein darf? Des Weiteren bin ich der Überzeugung, dass Herr Scott, als Produzent, sehr wohl einen finanziell erfolgreichen Film auf die Leinwand bringen wollte, was ja offiziell nicht unbedingt eine Eigenart des Arthouse Films ist.
Fazit: Wäre der Film ein Musikstück, wäre das komplett dissonant. Einzig das schockierende Ende und die solide technische Seite versöhnt ein wenig.