Gleich vorneweg. "Sinister" ist einer der besten Horrorfilme der letzten Jahre. Filme wie "The Conjuring" oder "Insidious", die ebenfalls in den letzten Jahren gehypt wurden, erreichen nicht die dichte gruselige Atmosphäre wie "Sinister". Was macht diesen Film so gut. Das Herz des Films sind die Videoaufnahmen die der Hauptdarsteller, fantastisch gespielt von Ethan Hawke, sich ansieht. Diese zeigen grausame Mordszenen. Während unser Protagonist immer weiter nach dem Zusammenhang der einzelnen Filme sucht, verliert er sich immer mehr in seinen eigenen Ängsten, was dem Zuschauer sehr begreiflich dargelegt wird, da die einzelnen Filme schon sehr unter die Haut gehen. Dabei werden gekonnt blutigere Szenen weggelassen und auf die menschliche Fantasie gesetzt, eine meiner Meinung nach viel schwierige, aber wenn gekonnt viel gruseligere Methode, als dumpfes drauf rum Gemetzel alla "Saw" oder "Hostel". Gerade dann wenn der Hauptdarsteller die Szenerie nicht mehr aushält und sich weg dreht, folgt die Kamera seiner Bewegung oder lässt den Filmen verschwommen im Hintergrund weiterlaufen. Um die Filme herum entwickelt sich die Geschichte wobei der am Anfang stehende Grund, ein Tatsachenroman zu schreiben, immer weiter in den Hintergrund rückt und viel mehr nur noch als Vorwand für ihn selbst dient weiter zu machen, wobei eigentlich nur seine perfide Neugierde weiterzuforschen vorangetrieben wird. Eine Art der Methode den "Voyeurismus" den jeder Zuschauer auslebt deutlich zu machen. In Filmen wie "Augen der Angst" wurde dieses Thema bereits sehr detailliert dargestellt. Aber Sinister setzt hier noch einen drauf in dem er den Zuschauer lange Zeit vor ungelöste Fragen stellt. Man weiß genauso wenig wie der Protagonist weshalb diese Morde geschehen sind, man hat Ahnungen, vielleicht auch eine gewisse Vorstellung, aber bis zum Schluss wird relativ gekonnt ein klares Ende verschleiert. So sitzt man also da und sieht sich immer wieder diese Filme an und der psychologische Kick tritt ein, der Ekel vor dem Gesehenen und die Neugierde was weiter passiert. Ähnlich wie bei einem Autounfall oder der Herzattacke eines Menschen auf der Straße. Man will nicht hinsehen, muss aber. Um die Hauptfigur selbst drehen sich die einzelnen Familienfiguren. Die gestresste und besorgte Hausfrau die ihre Kinder beschützen will, sowie dem pubertierenden Sohn mit Angstattacken in der Nacht und der kleinen Tochter die gerne Bilder an die Wand malt. Genau hier setze ich aber einen Kritikpunkt an. Während die Kinder in ihrer Schauspielarbeit noch sehr überzeugend sind, sind die Figuren trotzdem etwas blass und lassen die Veränderung die sie durchmachen sehr eintönig wirken. Die Mutter ist eine austauschbare Figur. Zwar solide gespielt, aber eigentlich nur der familiäre Anteil am voranbringen der Story. Zwar müsste ihre Figur nicht unbedingt mehr Spielzeit haben, sie könnte aber etwas mehr Charakter besitzen. Die Nebendarsteller finde ich persönlich wiederum sehr gut in Szene gesetzt. Der nerdige und übernervöse Polizist "soundso" (besonders gut gespielt von James Ransone), der hilfreiche nur über den Laptop zu sehende Okkultismus-Professor und der mit hoher Moral ausgestattete Sheriff. Während dem "Schauen" der Filme baut sich aber auch noch eine weitere Metaebene auf uns zwar die des Okkultem. Auch hier überzeugt der Film mit einigen ausgefeilten Ideen und erzeugt erneut viel Grusel. Was ebenfalls besondere Anerkennung verdient ist die musikalische Untermalung, oder besser gesagt die ganze Ton-Technik. Nicht zu viel, aber auch nicht zu wenig ist hier das Motto und damit trifft es genau in den Punkt. Die Drehorte sind wiederum sehr austauschbar, erfüllen aber ihren Zweck. Die Ausleuchtung wiederum ist sehr gut gemacht. Fazit: Ein sehr gruseliger und psychisch dichter Psycho-Horror-Film der mit einem stark aufspielenden Hauptdarsteller, einer vom Voyeurismus geprägten Story und einer super musikalischen- wie Ton- Untermalung lebt. Absolut sehenswert, aber nichts für schwache Gemüter.