Es ist eine überaus düstere und nicht völlig unrealistische Zukunftsvision, die Regisseur Tommy Wirkola hier entwirft. Nach diversen Horrorfilmen (u.a. "Hänsel und Gretel: Hexenjäger" und "Dead Snow") gönnt sich der Norweger mit dem vorliegenden Film eine ausgereifte Dystopie, die vor allem aufgrund des konsequenten Einsatzes der Hauptdarstellerin gut funktioniert. Noomi Rapace spielt die verschiedenen Schwestern mit einer ähnlichen Differenziertheit, wie man es zuletzt bei James McAvoy in "Split" gesehen hat. Freilich lässt es sich nicht ganz vermeiden, dass einige der Figuren eine starke äußere oder emotionale Ähnlichkeit mit Rapaces Paraderolle Lisbeth Salander haben, doch gerade in den übrigen Rollen versteht es die gebürtige Schwedin, ihrem Portfolio einige bemerkenswerte Leistungen hinzuzufügen.
Interessanterweise spielt der Film einmal nicht in einem zukünftigen Amerika, sondern in einem fiktiven großeuropäischen Staatenbund. Das verleiht dem Ganzen gleich eine ganz neue Unmittelbarkeit, die man bei mancher Hochglanzproduktion aus Hollywood vergeblich sucht. Der Hauptdrehort Rumänien vermittelt das Gefühl aus Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft schon durch das Szenenbild auf passende Art, das sämtliche Baustile von der Gründerzeit, über den sozialistischen Wohnungsbau, bis hin zu futuristischen Glasfassaden beinhaltet. Darüber hinaus übertreibt es Wirkola nicht mit der Stilisierung. Diese Welt ist trotz hochmoderner Technologien und neuartiger Fahrzeuge alt und abgenutzt, ihre Bevölkerung wenig mehr als kleine Rädchen im Getriebe, die auf eine bessere Zukunft hoffen.
Apropos bessere Zukunft: Die von der Regierung propagierte Vorsorge für bessere Zeiten sorgt für einen der Twists in diesem Film, der ein wenig an eine gewisse zentrale Szene in Duncan Jones' "Moon" erinnert. Natürlich meinen es die Entscheider auch in dieser Welt nur gut mit dem was sie tun, doch Glenn Close gesteht man mit ihren maskenhaften Lächeln wenig mehr zu, als die eindeutig gezeichnete Antagonistin zu sein. Auch die Verfolgungsjagden sind ein wenig obligatorisch, wenigstens lassen sich die sieben Schwestern in ihren eigenen vier Wänden allerhand einfallen, um ihren Häschern zu entkommen. Dennoch löst sich am Ende nicht alles in Wohlgefallen auf. Hier gilt es Konsequenzen auszuhalten und auch von den sympathischen Charakteren kommt bei weitem nicht jeder ungeschoren davon.
Wenn jedoch Opfer gebracht werden müssen, dann geschieht das weniger pathetisch als man das von so manchem US-Machwerk gewohnt ist. Ein paar kleinere Logiklücken muss man leider verkraften, bevor es zu einem entscheidenden Showdown kommt, der das Schicksal der anfangs verschwundenen Schwester enthüllt. Alles in allem ein ausgewogener Mix aus dystopischer SciFi, ordentlicher Schauspielkunst und europäischem Genrekino. Einmal mehr davon, bitte.