Schön, dass Soderbergh hier wieder einen sehr guten Beitrag abliefert! Bei ihm kann man sich, gerade auch weil er sich etwas traut, nie sicher sein, ob er sich dabei nicht auch verzettelt - wie z.B. nun bei "Haywire" oder den beiden Che-Filmen, die ich persönlich bestenfalls als durchschnittlich empfand. Doch manchmal geht der kühle Soderbergh-Stil richtig gut auf. Bei "Side Effects" gefiel mir dabei, im Gegensatz zu manch anderen Leuten, gerade der Anfang am besten. Hier schafft es der Film mit dem Thema der Psychopharmazie und Therapiegesellschaft nicht nur hochaktuell zu sein, sondern das ganze zusätzlich auch noch lebensnah (durch den Vergleich von Großbritannien & USA in einem Gespräch von Dr. Banks und einem Kollegen) sowie auch realistisch zu vermitteln. Letzteres gelingt insbesondere durch die geniale Darstellerschaft: Tatum als typischer junger Finanzmensch, der sich verzockt hat; Mara als eine "deaktivierte" Lebensfrau; schließlich Law, der die Hauptrolle des Films darstellt, als ein Arzt, der wahrlich gut gezeichnet zwischen aufopferungsvollem Arzt-Dasein, dem Glauben an seine Idee und, später, notgedrungen als abgebrühter Trickser pendelt. Gerade Law spielt hier famos und man fiebert mit ihm. Wenn letztlich - Spoiler! - alle Dreck am Stecken haben, so ist er definitiv noch der Sauberste von allen. Sein Arzt besitzt sehr viele Facetten, die alle wunderbar zum Tragen kommen.
Soweit so gut, könnte man meinen. Wenn man sich nicht über den Film im Voraus informierte, könnte man denken alles bleibt bei einem Drama, in einer Mischung aus "Traffic" und "Erin Brokovich". Was dann mit dem Film-noir-artigen Thrillerplot im Twist folgt, ist ebenfalls auch sehr gut, spielt er doch sehr mit den Erwartungen des Zuschauers (und lässt auch klar werden, warum Catherin Zeta-Jones nach langer Abwesenheit doch zum Hauptcast gehört). Für mich persönlich (!) macht das den Film aber nicht mehr so interessant. Denn meiner Meinung nach hätte Soderbergh ruhig einfach weiter den gesamten Ansatz des Gesellschaftsdramas weiter verfolgen sollen. Wie es auch quasi im Film gesagt wird: Sobald die Gerichtsverhandlung um ist, hat sich der Film ganz anders entwickelt. Er hätte aber auch einfach seine Linie beibehalten können und wäre damit unter Umständen sogar besser gewesen! Das ändert aber nichts an der Klasse des Thrillerplots.
Allerdings kann man hier auch einige Schwächen erkennen: So passt es nicht zum realistischen Ansatz das Banks seine Patientin weiter behandelt. Hätte das Gericht da nicht längst dazwischen gefunkt? Hätte er sich damit vor dem Ethikrat nicht noch weiter hereingeritten? - Ebenso, als Anmerkung zum vorherigen Handlungsverlauf: Manchmal ist der "Medikamentenslang" einen kleinen Tick ZU stark. Da fehlen dann die Charaktere, die eben nicht nur über all das reden, um einen Kontrast zu bieten. Freilich ist es natürlich Soderberghs Ansatz so fokussiert darüber zu berichten - also kein so gewichtiger Minuspunkt.
Fazit: Soderbergh gelingt sein Experiment, wobei die, obwohl gute, Thrillerhandlung gar nicht nötig gewesen wäre. Dazu nämlich hat er den dramatischen und gesellschaftskritischen Anteil schon vorher zu gut ausgelotet.