Nachdem mich das Trio (inklusive Kameramann) bestehend aus Regisseur Justin Kurzel, Hauptdarstellerin Marion Cotillard und Michael Fassbender mit Macbeth schwer beeindruckte, konnte ich den nächsten Film kaum erwarten- insbesondere weil ich ein großer Anhänger der Assassins Creed Reihe bin! Madrid: Callum Lynch (Michael Fassbender) sollte eigentlich wegen Mordes in Texas hingerichtet werden bzw. worden sein. Stattdessen erwacht er in einem riesigen Gebäude der Firma Abstergo in Madrid auf. Diese steht unter der Leitung des Wissenschaftlers Alan Rikkin (Jeremy Irons) und seiner Tochter Sophia Rikkin (Marion Cotillard). Abstergo möchte ein Heilmittel gegen Gewalt finden. Dieses Heilmittel soll der heilige Apfel von Eden sein. Lynch soll dabei mithilfe seiner Gene und der Maschine "Animus" in die Rolle seines Vorfahren Aquila schlüpfen. Dieser lebte als Assassine während der spanischen Inquisition...
Wer die Spielereihe der Firma Ubisoft kennt, der weiß, was einen erwartet. Eine gigantische Stadt mit ebenso vielen Menschen. Ubisoft schafft es immer wieder große Städte vergangener Tage wie Rom, Istanbul, Jerusalem, Paris oder auch zuletzt London während der Industrialisierung faszinierend realistisch ins virtuelle Leben zu rufen. Als Assassine werden uns sämtliche Freiheiten geboten. Egal ob man meucheln, klettern, reiten, oder einfach erkunden möchte. Es ist jedes mal ein unglaubliches Abenteuer und ganz nebenbei lernt man auch sehr viel über die Geschichte. Kurzels Ansatz ist zwar gut, aber er schafft es leider nur in sehr wenigen Momenten den Geist der Reihe gebührend einzufangen. Die größte Schwäche ist die große Fülle an Informationen. Während Ubisoft seine Reihe aufeinander aufbaut und der Spieler von Episode zu Episode mehr Informationen erhält, packt Kurzel hier fast alles in einem knapp 2 stündigen Film. Wenn ich mich nicht etwas mit der Geschichte Rundum den Apfel, den Konflikt zwischen Assassinen und Templern auskennen würde, hätte ich hier mit Sicherheit nach einer Stunde komplett die Übersicht und das Interesse verloren. Visuell kann der Streifen auch bedingt überzeugen. Das Gebäude von Abstergo sieht beeindruckend aus und die jeweiligen Kostüme stechen positiv hervor, das, was mich mehr reizte, enttäuschte leider. Hier möchte ich nicht wieder den Vergleich zu den Spielen suchen. Die Szenen in der Vergangenheit sind leider enttäuschend. Ein Adler (Symbol von AC), begleitet den Zuschauer nach Andalusien im Jahre 1492. Was wir bekommen, ist eine gigantische Staub Wolke! Zwischendurch wird gekämpft und irgendwo dazwischen taucht unser Assassine auf. Diese Szenen haben mich stark an Kurzels Macbeth erinnert. Doch während dort diese tristen Bilder hervorragend gepasst haben, stört es hier viel mehr. Dem Film fehlt es deutlich an klaren und deutlichen Bildern- und das leider fast den ganzen Film über! Was dagegen schwer beeindruckt, ist die ständige Parallele zu Lynch in der Gegenwart. Der Animus beeindruckt schwer. Es ist ein großer Arm der Lynch in diese Vergangenheit nicht nur eintauchen lässt, sondern auch reale Bilder projiziert. Sprich: Die Bewegungen die Lynch als Aquila macht, macht er auch in der Gegenwart. Dabei springt die Kamera immer wieder geschmeidig zwischen den beiden Zeiten und es sieht einfach wahnsinnig cool aus wenn Fassbender in der Gegenwart herumklettert oder auch kämpft. So entsteht auch eine mehr als ansehnliche Szene in der Aquila und seine Freundin Maria vor den Templern wegrennen und quer durch die Dächer der Stadt herumspringen. Als Spieler überlegt man immer wieder, wo man wohl als nächstes hingesprungen wäre. Was die Kämpfe betrifft, ist AC recht spektakulär inszeniert. Die Bewegungen erinnern einen oft an einen Martial Arts Film. Für meinen Geschmack waren das jedoch zu viel Kampfszenen. Gegen Ende ensteht sogar eine regelrechte Orgie der Gewalt. Fassbender macht als bissiger Callum Lynch eine recht gute Figur. Man merkt ihn an, dass er an der Reihe wirklich interessiert ist. Er zeigt beim Klettern und Kämpfen eine sehr gute Figur und als Assassine in der Ausbildung sieht er ebenfalls verdammt lässig aus. Da freue ich mich auf mehr. Marion Cotillard ist wohl eine der talentiertesten Schauspielerinnen der Gegenwart. Ihre Rolle fällt überraschenderweise recht groß aus. Sie brilliert jetzt nicht wie als Lady Macbeth, aber sie holt das bestmögliche aus ihrer Rolle raus. Die Handlung konzentriert sich zumeist auf diese zwei, und auch wenn die restliche Besetzung vom Namen her sehr gut, ist keiner wirklich nennenswert. Was aber auch an der kurzen Leinwandzeit liegt. Was den musikalischen Teil betrifft, ist es recht episch ausgefallen. Wir wurden Gott sei Dank mit der hippigen Musik verschont! Dafür spielt sie sich für meinen Geschmack zu aggressiv in den Vordergrund. Die Kamera enttäuscht ebenfalls. Bei den hektischen Kampfeinlagen ist sie oft zu nah am Geschehen. Bei einer Verfolgungsjagd werden sogar die Beine der Pferde gefilmt (?!).
FAZIT: Als AC Fan sehe ich den Auftakt als mäßig gut an. Die Darstellung der Vergangenheit enttäuschte mich stark und gab mir in viel zu wenigen Szenen das AC Gefühl. Als neutraler Zuschauer, muss ich den Film leider eine schlechte Note vergeben. Der Film bietet zu viele unnötige Kampfszenen (auch wenn diese recht cool aussehen), statt sich der Handlung mehr zu widmen. Die Figuren sind recht eindimensional, der Film mit zu vielen Themen vollgepackt, zweite Hauptfigur Aquila bekommt praktisch null Hintergrund, Andalusien ist fast nur eine Staubwolke die wohl die schlecht animierten Schlachten verdecken soll. Trotz aller Kritik, sehe ich den Film nur als Auftakt an und freue mich auf Teil 2.