Ich bin richtig begeistert vom Film!
Die Kritiken kann ich wirklich kaum nachvollziehen und vor allem der Wertungsspiegel, sprich die finale Wertung, ist für mich absolut ungerechtfertigt. Ganz besonders wenn man den Film im Vergleich zu anderen Genrefilmen (und ich spreche nicht nur von Videospielverfilmungen) bewertet ist, muss man in meinen Augen von einem gelungenen Film sprechen.
Im folgenden aber ein paar Details warum.
Die Handlung mag nicht die komplexeste sein, aber sie ist solide und spannend erzählt. Wer sich schon am Edenapfel als solches stört, ist entweder im falschen Genre oder sollte sich noch mal überlegen ob die Marke Assassin's Creed überhaupt was für ihn ist, denn da gehören die Artefakte, der ernste Grundton und die Sci-Fi Elemente eben einfach dazu.
Da komm ich auch schon zum nächsten (Plus-)Punkt:
Was AC von anderen Historienabenteuern/Verschwörungsfilmen abhebt, ist eben die Verknüpfung durch eine Gegenwartshandlung mit leichtem Sci-Fi Einschlag. Leicht, deswegen, weil (auch wenn einige in ihren Kritiken da groß anders posaunen) die Idee hinter genetischen Erinnerungen und auch der potentiellen Möglichkeit diese mittels Maschinen anzuzapfen, gar nicht mal so abwegig ist.
Für mich war die Entscheidung die eigentliche Handlung im Jetzt spielen zu lassen und die Animusausflüge als Highlight zu inszenieren die richtige Entscheidung und funktioniert auch sehr gut.
Der neue Animus hat mir persönlich übrigens sehr gut gefallen und das Design sorgt für einige richtig tolle Bilder, wenn zwischen den Bildern die Protagonist Cal in der Erinnerung sieht und dem was man eigentlich im Animusraum sieht gewechselt wird.
Auch wenn ich als Fan mir ein paar Spielminuten mehr gewünscht hätte, fand ich den Film vom Tempo her sehr gut. Ein gehetzter Anfang auf den ich mich schon eingestellt hatte, war dann in meinen Augen gar nicht so gegeben. Das Tempo stimmte einfach.
Was anderes was ich gelesen hatte, waren (sinngemäß) "bedeutungsschwangere Dialog, um die ansonsten flache Handlung wichtig wirken zu lassen". Ich fand den Ton genau richtig und überhaupt nicht überdramatisiert, sondern eben gut geschrieben. Mit wenigen Worten den nötigen Inhalt zu transportieren ist für mich eben gutes Drehbuch.
Gut, der Grundkonflikt der Handlung ist erst mal simpel, aber zum einen kennt man da ganz andere Klopper des Genres bei denen es in der Presse nicht so zerpflückt wurde, zum anderen ist das eben nur der oberflächliche Handlungsstrang. Interessant wird es, da beide Seiten des Konflikts nicht schwarz oder weiß gezeichnet sind. So wird die Handlung eigentlich aus der Perspektive des Templerordens gezeigt, während in den Spielen die Assassinen die Protagonisten sind. Auch die Methoden und Ziele der beiden Seiten werden immer wieder fragwürdig präsentiert, so dass man selber anfängt beides zu hinterfragen.
Aus vielen Kritiken hab ich doch eine gewisse Unwilligkeit herausgelesen, solche Themen im Film wirklich an sich ranzulassen oder den Film überhaupt ernst zu nehmen, könnte man meinen, denn sonst kann ich einige Aussagen nicht nachempfinden.
Wir waren auch mit einem Themenfremden im Film (der auch eher skeptisch eingestellt war) und ihm hatte der Film auch sehr gut gefallen und er hatte auch nicht das Gefühl als Nicht-Fan der Spieleserie außen vor zu bleiben.
Ja, der Film bietet einen Mehrwert für Fans, denn die Liebe zum Detail in den Sets, den Kostümen, den Bewegungen und den Requisiten ist ein richtiges Fest, sieht aber eben auch für alle anderen cool aus! Eastereggs sind einige im Film verteilt, aber immer so, dass sie wirklich nur den aufmerksamen Fans als solche auffallen. Sehr gute Mischung.
Wen ich nicht genug loben kann sind der Kameramann bzw. Kurzel's Cinematography-Team, denn die Bilder sind einfach nur klasse und verdammt hochwertig und den Komponisten (und Bruder vom Regisseur) Jed Kurzel für diesen unglaublich genialen Soundtrack! Schon in Macbeth war ich von der Intensität seiner Arbeit gefesselt und auch in Assassin's Creed hat die Musik eine Eigenständigkeit, Mystik aber auch Schönheit, die einfach begeistert und den Film noch einmal auf ein neues Level hievt.
Die Schauspieler sind natürlich alle Klasse und holen eben mit ihrer starken Präsenz aus jeder Szene das Beste raus. Wie in Macbeth, ist hier meine Vermutung bestätigt worden, das Kurzel minimalistisch im Dialog, aber dafür vielsagend in Bildern und im Schauspiel arbeitet. Man sieht eben in den Gesichtern was in den Figuren abgeht, da braucht man keine vielen Worte. Ein Punkt der einem Teil des Publikums, dass vor allem das moderne Action Hollywoodkino gewohnt ist, wo es für die selbstverständlichsten Handlungen noch eine verbale Erklärung gibt, sauer aufstoßen könnte.
In der Vorstellung gestern in Düsseldorf war es übrigens ordentlich voll im Saal, also ob der Film so eine totale finanzelle Bauchlandung macht, wie bisher vermutet, da wäre ich mir nicht so sicher, auch wenn er sicher hinter den erhofften Zahlen zurückbleiben wird. Ich bin da aber auch kein Zahlenjongleur und hoffe einfach, dass Ubisoft weiter Vertrauen in die Reihe haben wird. Ich denke auch, dass die Mundpropaganda letztlich deutlich positiver ausfällt, als die "offiziellen" Kritiken es am Anfang taten.
Ich kann jedem hier nur empfehlen dem Film eine Sichtung zu geben, sich selbst ein Bild zu malen und sich nicht von den Kritiken abschrecken zu lassen. Und im Kino bekommt man da auch einen ordentlichen Mehrwert, denn optisch und auditiv werden hier richtige Schmankerl geliefert.
Ich gebe dem Film im Genre 9/10 Punkten (etwas mehr Laufzeit hätte das Ende vielleicht noch ein wenig runder gemacht)
und als Film insgesamt 7/10, denn er bietet tolle Schauwerte und ist spannend inszeniert, so dass er nicht nur Fans der Spiele unterhalten kann.
Ich persönlich finde es ganz eindeutig die gelungenste Videospielverfilmung bislang, da sie eben nicht nur Fans anspricht und auch wenn man sich über Fortsetzungen freuen würde, ist der Film auch selbständig genug um auch als Einzelwerk konsumiert zu werden.