Ein Science-Fiction Drama der Wachowski Geschwister für 175 Millionen Dollar also - etwas das mich doch genretechnisch auf jeden Fall anspricht. Also kann man sich das ja mal zu Gemüte führen, vor allem nachdem ich mich nach Gravity und Interstellar in Weltraumbilder auf großer Leinwand verliebt habe ;)
Nun, Science Fiction kriegtz man hier auf jeden Fall geboten - dramatisch ist hier eher die Umsetzung des Films, welche in einem schnellen Tempo die Geschichte abwickelt.
Eine junge Frau names Jupiter (Mila Kunis), Angehörige einer russischen Immigrantenfamilie, verdammt dazu im Leben Toiletten anderer Menschen zu schrubben wird plötzlich das Schicksal zuteil das Machtgefüge der Galaxie gehörig zu erschüttern.
Gerade noch auf dem OP-Tisch
um ihre Eierstöcke für 'n Batzen Kohle zu verticken (wtf?!)
verwandelt sich das OP-Team in die hinterlistige Organmafia äh -Verzeihung- Aliens die sie zur Strecke bringen wollen.
Wie gut, dass doch gerade in dem Moment der genetisch veränderte Lykantant Ex-Soldat Caine (Channing Tatum) sie aufspürt um sie zu retten und an die Wahrheit über die Erde, die Menscheit und vor allem ihrer Bestimmung heranzuführen.
Denn nach zigtausend - ich nehme mal an Erdjahren - verstarb die Herrscherin der Galaxis und Mutter ihrer Kinder Balem (Eddie Redmayne), Titus (Douglas Booth) und Kalique (Tuppence Middleton) und ein Krieg um das Erbe und die wirtschaftliche Vorherrschaft entbrennt.
Wie ungut für diese wiederum, dass jetzt ausgerechnet in der jungen Dame Jupiter auf der Erde
(die ja gar nicht die Geburtstätte der Menschen ist (Parallele zu "Matrix")
derartige Gene installiert sind, die sie zur rechtschaffenden Herrscherin und Bestimmerin macht bzw. sie als Reinkarnation jener Mutter fungiert.
Klar, dass diese Bedrohung der Waagschale der Macht ausgeschaltet werden muss.
Nach einem kurzen Abstecher bei Stinger (Sean Bean), einem Ex-Kollegen von Caine, der jetzt lieber Bienen züchtet und sich um seine Tochter kümmert, findet sie sich mitten im Weltall auf massiven Raumschiffen und Raumstationen (am Planeten Jupiter (für sie in dem Fall "Nomen est Omen")) unter den üblen niederträchtigen Protagonisten wieder, wo jeder versucht die neue Würdenträgerin derart zu beeinflussen bzw. zu korrumpieren um die Herrschaft zu erlangen. Jetzt gilt es für Jupiter sich zu behaupten sich ihrem Schicksal zu stellen.
Klingt ziemlich abgefahren und das ist es auch. Man wird mit sehr vielen Eindrücken, Figuren, Konstrukten und auch Schlachten bombardiert, dass es zum Teil schwer fällt den Überblick zu behalten bei der Geschwindigkeit, die dieser Film an den Tag legt.
Und das ist auch das Problem des Films: Die Story, an sich ja nichts neues - ein armes Individuum auf der Erde ist auserwählt um eine machtvolle Position einzunehmen, der es sich vorher nicht bewusst war (hier erneute Parallele zu "Matrix"). Allerdings ist sie hier zu grobschlächtig umgesetzt, sodass man nicht wirklich Zeit hat sich mit den neuen Bedingungen auf logischer Basis auseinandersetzen zu können.
Vieles wird einfach vollzogen ohne wirklich einen klaren Handlungsstrang erkennen zu können, der Bezug auf vorherige Schlussfolgerungen nimmt.
Erst soll Jupiter konsequenterweise getötet werden, dann verschleppt man sie von irgendwelchen Wesen, die wem auch immer loyal gegenüber sind, daraufhin wird sie von der Tochter der verstorbenen Herrscherin willkommen geheißen um ihr hier genau was zu vermitteln(?), außer um einen kleinen Vorgeschmack zu liefern was die Menschen auf der Erde erwartet (Stichwort: "ernten")?
Ist ja auch sehr logisch einem Erdling die Verwertung/Ausrottung der Menscheit unter schönheitskosmetischen Anhaltspunkten lobzupreisen, wenn aber gerade dieser Erdling Beziehungen zu eben jener Spezies innehat und noch dazu denselben Planeten rechtmäßig "nach galaktischer Thronfolge" besitzt..
Dann eine angestrebte und fast vollzogene
Hochzeit mit Titus
, gegen welche kein anderes Familienmitglied etwas zu haben scheint, ein anderes Schiff namens Aegis, das hier militärische Ordnungsfunktion innehat die alles überwachen und bisweilen einschreiten, die Abdankungsszene wo plötzlich alles einstürzt, weil Caine mit einem kleinen motorisierten Flitzer das rote Auge (den ewig währenden Wirbelsturm auf Jupiter) durcheinanderbringt. =D
Und was sollte diese sarkastisch-überzogene Behördenszene (da fiel mit sofort der "Passierschein A38" aus "Asterix" ein), die den Film in seinem Grundton doch gehörig unterbricht?!
Im Großen und Ganzen mag man die Motivationen der einzelnen Charaktere hier verstehen, aber dabei wirkt es zum Teil sehr inkonsequent umgesetzt, bei der vermeintlichen Ernsthaftigkeit die der Film an den Tag legen möchte.
Der Film bringt so viele unterschiedliche Elemente ein, greift aber keins richtig auf, alles wirkt daher ziemlich abstrus und aus der Luft gerissen, weiß daher nicht zu fesseln und so kam bei mir ab und an Langeweile auf.
So gestaltet sich auch die Darstellung der Hauptcharaktere, die größtenteils keinerlei Tiefe besitzen, sodass man sich mit ihnen auch wenig identifizieren kann und ich würde mal sagen jeglichen Verlauf ihres Schicksals mit einem Schulterzucken hinnehmen würde.
Die Charaktere werden zu wenig vorgestellt, ihre Ambitionen sind dem Zuschauer größtenteils fremd.
Daher wirkt es auch unplausibel, dass sich Miss Jupiter Jones so Schlag auf Schlag in ihrer neuen Rolle anscheinend zurechtfindet, sie zwar oft betont nach Hause zu wollen, aber dennoch sich keinerlei große Gedanken zu machen scheint was ihr soeben für eine Bürde auferlegt wurde.
Anstatt mit Mäusen tanzt Miss Jupiter aka Cinderella hier zudem mit Bienen, die sie in ihrem royalen Blut ja bestätigen.
Mila Kunis mag zwar attraktiv aussehen, aber eine prägnante Charakterdarstellerin ist sie nicht, da fehlen doch noch etliche Emotionen, die sie dem Charakter zugunsten der Glaubwürdigkeit hätte einverleiben können.
Genauso blass kommt Channing Tatum alias Caine daher, der hier eigentlich nur als Prügelknabe agiert mit einer etwas argen Vergangenheit, die aber in diesem ganzen Szenario untergeht, da man dieser auch keinen Raum zukommen lässt. So muss man sich als Zuschauer mit dem begnügen was man vorgeführt bekommt - ein zuweilen in Actionszenen agil und solide agierender Darsteller, der aber in ruhigeren Szenen eher wie ein verlegener Grünschnabel dasteht und in seinem Beziehungsaufbau zum Charakter Jupiter gehörig überfordert wirkt.
Die Dialoge zwischen den beiden sind zum Teil bis auf die paar aufklärenden Passagen kitschig blöd, nichtssagend und bringen den Film wenig voran.
Eher mehr hervorzuheben sind dagegen die schauspielerischen Leistungen der Akteure der intrigierenden Kinder der verstorbenen Herrscherin, allen voran Bösewicht Eddie Redmayne als Balem, der fast krankhaft und wahnsinnig vor Machtbestrebungen mit langsam elitären Bewegungen und sporadisch cholerischen Aussetzern seine Funktion als Machtoberhaupt manifestieren möchte. Im Zuge mit einer fast heiser zischenden vereinnehmenden Stimme wirkt er doch sehr interessant auf der Leinwand.
Auch Douglas Booth als Titus verleibt seiner Rolle als snobistischer eitler Aristokrat doch auch solide Authentizität ein.
Sean Bean als Stinger kommt hier leider viel zu kurz, aber auch in der kurzen Präsenz merkt man seine Schauspielerfahrungen und er wirkt in seinen kurzen Auftritten als gebeutelter Ex-Soldat doch wesentlich wahrhaftiger als sein Kollege Mr. Tatum als Caine, der eher dagegen wie ein großer Wonneproppen wirkt.
(Stinger erwähnt in dem Film einmal das schwere Schicksal seiner Tochter, man sieht sie auch kurz, aber mehr als diese Aussage erfährt man so gut wie nicht - ein beispielhaftes Element im Film bezüglich der oberflächlichen Charaktereinführung).
Interessant sind auch zuweilen die verschiedenen zahlreichen Alienfiguren, allen voran die "Dinoechsen", die eine guten animierten Auftritt hinlegen, schön knurren und wunderbar fies sind.
Die opulenten Actionszenen beziehungsweise Animationen sind auch hauptsächlich schön umgesetzt. Sound und Bild ergänzen sich gut, viel Bombast und einige Explosionen. Nette Schlachtszenen im Weltraum, allerdings alles in einem meiner Meinung nach kitschigem Rahmen.
Die interferierenden Schießereien wirken auch manchmal mit der Zeit nicht mehr so aufregend, da sie ziemlich ähnlich ablaufen.
Der Jupiter und das Eintreten in die Atmosphäre des Gasriesen hat man wiederum optisch sehr gut fabriziert.
Der 3D Effekt kommt dem Film durchaus sehr zugute und macht die Actionszenen intensiver. Mich hat nie etwas gestört, nichts war irgendwie verwaschen.
Die Musik war nicht herausragend aber auch nicht störend - sie war schlicht passend.
Fazit: Opulenter Science-Fiction Kitsch mit einer dürftigen Story und mangelhaften Darstellung der Hauptcharaktere, dafür einige kurzweilige Action-Elemente, nette Animationen und interessanten Randfiguren. Subjektiv für mich ein halber Stern mehr, weil es im Weltraum angesiedelt ist.