"BFG - Big Friendly Giant" von Steven Spielberg beruht auf dem Kinderbuch "Sophiechen und der Riese" von Roald Dahl, meinem absoluten Lieblingsautor aus meiner Kindheit. Daher hatte ich mich auch wie ein Schneekönig auf diesen Film gefreut und vielleicht etwas zu hohe Erwartungen hineingesteckt. Schlecht war er nicht, die Schauspieler sind toll, die mise en scène wirkt liebevoll, detailreich und farbenfroh, es gelingt, ein wenig von der Magie dieser Geschichte um die Freundschaft zwischen dem Waisenkind Sophie und dem freundlichen Riesen BFG auszustrahlen. Ich habe mich gefreut, die Bilder aus dem Buch von dem wunderbaren Zeichner Quentin Blake in der Optik des Films wiederzuerkennen. Die Figuren sind ebenfalls gut getroffen: die etwas altkluge, vorlaute, aber pfiffige Sophie und der gutmütige, aber einsame und ein wenig traurige Riese.
Aber leider wirkte das für meinen Geschmack zu gewollt, zu berechnend auf rührselig gemacht. Das Freche, Skurrile und Schräge aus dem Buch kam meines Erachtens zu wenig zum Ausdruck. Es wirkte alles sehr glattgebügelt auf mich - und dann noch einmal mit einer dicken Schicht Fondant und Zuckerguss zugekleistert.
Das ist schade, aber wahrscheinlich hat man sich davon eine erhöhte Massentauglichkeit erhofft. Ob es funktioniert, ist fraglich. Ich fürchte, für die heutigen Kinder ist der Film zu lang, zu ruhig und zu wenig actiongeladen. Er wirkt ein wenig aus der Zeit gefallen - als ich ein Kind war, in dem Alter, als ich das Buch las (also irgendwann um 1990 herum), hätte mir dieser Film sicher mehr Spaß gemacht. Damals waren Kinderfilme ruhiger, gemächlicher und weniger mit Effekten aufgebrezelt als heutige Kinderfilme à la "Madagascar". Da könnte ich mir vorstellen, dass es heutigen Kindern zu langweilig ist, weil sich die Sehgewohnheiten in den letzten 20-30 Jahren krass geändert haben.
Im Grunde genommen ist der Film am ehesten was für erwachsene Nostalgiker, die zuckersüßen Kitsch mögen und eine Schwäche für Erbauungssprüche haben à la "Ein Tag ohne Lächeln ist ein verlorener Tag", "Du musst nur an dich glauben, dann schaffst du alles" oder "Hör auf dein Herz, es weist dir den Weg", die einem in besonders sentimentalen Disneyfilmen oder als ästhetisch fragwürdige Wandtattoos in Baumärkten des Öfteren begegnen.
Fazit: Netter, schöner Film, der aber leider etwas banal geraten ist und Schwierigkeiten haben wird, sein Publikum zu finden.