Aus meiner Kritik auf YouTube:
Letztes Jahr kam Bohemian Rhapsody in die Kinos und war ein riesiger Erfolg. Mit Einnahmen über 900 Millionen US Dollar, vier Oscar Auszeichnungen und sehr positiven Kritiken ist er der erfolgreichste Musikfilm aller Zeiten. Kein Wunder, dass an diesen Erfolg jetzt angeknüpft werden soll, weswegen Paramount einen Film zu Musiker Elton John mit Taron Egerton in der Hauptrolle geplant hat und dieser kommt jetzt am 30 Mai in die deutschen Kinos. Der Regisseur von Rocketman Dexter Flechter hat auch schon bei Bohemian Rhapsody mitgearbeitet und hat etwa ein Viertel des Filmes gedreht, da der eigentliche Regisseur Bryan Singer seinen Job nicht ernst genommen hat und viele schlimme Vorwürfe im Raum stehen.
Zu Beginn: ich bin kein Fan von der Musik Elton Johns. Natürlich liebe ich seine Musik zu der König der Löwen und auch so hat er viele wunderschöne Lieder, aber ich höre ihn nicht in meiner Freizeit. Auch habe ich mich noch nie mit der Person Elton John wirklich befasst, weshalb ich falls der Film historisch ungenau ist, es nicht sagen kann. Auch habe ich ihn im englischen Original gesehen, was ich jedem nur empfehlen kann. Nun zur Story.
Rocketman befasst sich mit der Geschichte von einem der größten Musiker unserer Zeit: Elton John. Der Film arbeitet mehrere Teile seines Lebens ab, von seiner Kindheit, zu seinen ersten Erfolgen bis hin zu seinem Welterfolg. Und wie es auch schon bei Bohemian Rhapsody der Fall war, steht und fällt der Film mit seinem Hauptdarsteller. In diesem Fall Taron Egerton. Taron Egerton kenne ich vor allem durch die genialen Kingsman Filme, in welchem er mich sehr überzeugen konnte. Und in diesem Film zeigt er wirklich, was er für eine schauspielerische Macht ist! Taron Egerton hat sich für diesen Film mindestens eine Oscarnominierung verdient. Er sieht nicht nur aus wie Elton John, sondern man kauft ihm das auch alles ab. Ab der ersten Sekunde konnte mich Taron Egerton überzeugen und spielt diese Rolle mit einer Finesse, die ich das letzte Mal von Rami Malek in Bohemian Rhapsody gesehen habe. Er ist wirklich der Star des Filmes und singt sogar selber! Aber auch die anderen Darsteller sind allesamt gut! Richard Madden also Robb Stark sieht nicht nur aus wie Hugh Jackman, sondern er kann auch richtig gut schauspielern. Er spielt den machthungrigen Manager von Elton und das mit einer Durchtriebenheit, die einfach echt genial ist, trotzdem ist er nicht eindimensional, sondern man kann seine Ziele durchaus verstehen, jedoch sind seine Wege diese zu erreichen moralisch fragwürdig. Auch ist er der Lover von Elton John und es gibt die erste homosexuelle Sexszene in einem Blockbuster. Fun Fact am Rande. Bryce Dallad Howard für die ich eh eine kleine Schwäche habe, spielt die Mutter von Elton, welche aber eher an ihre Affäre denkt als an ihren Sohn.
Wenn man an Elton John denkt, denkt man vielleicht nicht nur direkt an die Musik, sondern auch an seine vielen schrillen Kostüme, welche er über die Jahre hinweg angezogen hat. Auch hier gibt es einige, die man wieder erkennen kann, aller spätestens im Abspann. Mich würde es sehr wundern, wenn der Film nicht für die besten Kostüme und für das beste Make Up nächstes Jahr bei den Oscars nominiert werden würde. Auch die Kamera und die Effekte sind ziemlich gut und auf einem ziemlich gleichen Niveau wie bei Bohemian Rhapsody.
Rocketman ist kein klassisches Musical, dennoch ist die Musik natürlich im Mitelpunkt und echt wunderschön. Besonders die Szenen, die Taron Egerton selber singt. Das Highlight war für mich die erste Szene, in der Taron Egerton das erste Mal so wirklich mitspielt also nach der Bar Szene. Die Choreografie, die Präsenz von Egerton und die Kostüme sind atemberaubend, aber auch die bekannte Szene im Stadion, in der er Rocketman singt, hat mich begeistert. Was mich jedoch nicht so sehr begeistert hat, war das erste Drittel des Filmes. Ich fand die Kinder Darsteller grausam und damit meine ich nicht den Gesang, sondern die Performance. Ich würde damit einfach nicht warm und es ist mir auch zu Klischee behaftet. Auch finde ich es schade, dass zu Beginn die Handlung und die Gefühle fast nur von der Musik getragen wird. Klar gehört das zu einem Musical, aber Filme wie Singin in the rain oder auch La La Land haben das für mich deutlich besser hingekriegt. Dennoch ist das nur meine persönliche Meinung und es kann sein, dass genau das auch vielen Leuten gefallen hat, nur mir halt nicht.
Auch hätte ich gerne mehr Performances auf der Bühne gesehen, hier wird immer wieder viel zu früh weggeschnitten. Storytechnisch muss man vor allem loben, dass der Film kein Blatt vor den Mund nimmt. Johns Drogenkonsum, seine Sucht nach Alkohol, seine Suche nach Liebe und seine Empfindsamkeit stehen klar im Fokus. Vor allem seine Homosexualität, welche neunmal zu Elton John gehört, wird wirklich Nicht tot geschwiegen, sondern es ist ein zentrales Element im Film. Das alles macht den Film in sehr vielen Momenten ernst und sentimental. Es ist wirklich interessant mehr über die Figur Elton John zu erfahren, aber ich hätte mir gerne noch gewünscht, dass der Mensch hinter Elton John mehr thematisiert wird. Da muss man das erste Drittel zwar loben, aber ja... ich hätte gerne noch mehr gesehen. Negativ zur Story muss ich aber sagen, dass es keinen roten Faden gibt. Es gibt nicht diesen einen Moment auf den der Film aufbaut. Bei Bohemian Rhapsody war das Live Aid, aber hier gibt es diesen einen besonderen Moment, das Highlight am Ende leider nicht. Das fand ich sehr schade. Auch gibt es hin und wieder ein paar Szenen, die schon etwas Trash sind. Vielleicht Habe ich da ein paar Referenzen nicht verstanden, aber ein paar Szenen waren mir einfach zu lächerlich. Ich erinnere da an das Kind im Pool und Apollo Elton.
Die Dialoge sind größtenteils sehr unterhaltsam, was besonders an den unfassbar vielen vulgären Ausdrücken liegt, mit welchen die Dialoge bespickt sind.
Was ist also mein Fazit? Ich habe lange gehadert ob ich dem Film 7 oder 8 Punkte geben will, am Ende sind es die 8 geworden. Rocketman glorifiziert die Figur Elton John nicht, sondern wir kriegen immer wieder einen Blick hinter die Kulissen. Er ist eine Diva und ein Showman, dennoch bleibt der Film irgendwie zu unpersönlich, da wir die Figur Elton John zwar kennenlernen, aber in nur wenigen Szenen die Person dahinter. Der Star ist Taron Egerton, welcher für seine Rolle einige Auszeichnungen bekommen muss. Rocketman ist mutig im Bezug auf Homosexualität und Rocketman ist mutig weil wir einen Musiker im Selbstzerstörungs Modus sehen.
Elton John Fans werden einige Referenzen sehen, die ich nicht gesehen habe, dennoch hat mir der Film gut gefallen, also ist er auf jeden Fall auch für jemanden, der Elton John nur durchs Radio kennt und die Figur näher kennenlernen will. Mehr kriegt man aber nicht. Wem das genügt, kriegt einen schrillen Film, welcher tolle Kostüme, wunderschöne Musik, tolle Effekte, aber im Endeffekt das eine besondere Ereignis fehlt, das ihn unvergesslich macht.