Nach dreißig Jahren eine Fortsetzung zu einem Science-Fiction-Klassiker zu machen, der in die Filmgeschichte einging, ist sehr riskant und das hätte eigentlich nur schief gehen können. Wäre im Team nicht jeder ein Genie wäre es vermutlich der Fall gewesen, doch diese Gruppe an Leuten die hier zusammenkam und mit Ridley Scott als Produzenten dieses Meisterwerk geschaffen hat - ganz ehrlich: Respekt!
Spätestens jetzt sollte man wissen, dass Denis Villeneuve, der unter anderem auch "Prisoners" und "Arrival" gedreht hat, einer der größten Regisseure seiner Zeit ist. Seine Inszenierung in "Blade Runner 2049" ist ruhig, eindringlich, grandios. Das Tempo ist langsam und er lässt sich die Zeit die Geschichte zu erzählen und das Gesamte auf den Zuschauer wirken zu lassen. Es erinnert ein wenig an einen Kubrick-Film: langsam aber nicht langweilig. Wenn die Action dann eintretet, dann wirkt diese wie eine Wucht, die aus der Stille kommt.
Roger Deakins Kameraarbeit ist bewundernswert. Mit dem Schnitt und den grandiosen Effekten brennen sich die Bilder ins Hirn. Man kriegt die Augen nicht von der Leinwand, auch wenn es an wenigen Stellen kleine Längen gibt, schaut man nicht auf die Uhr. Die Bilder erzeugen einen Sog und faszinieren.
Dabei kriegen die Bilder eine Unterstützung: Der hypnotisierende Soundtrack von Hans Zimmer und Benjamin Wallfisch erinnert von den Tönen her an den Original Score von Vangelis, hat aber trotzdem was ganz eigenes. Sehr kraftvoll und einprägend.
Die Story ist meiner Meinung nach tiefgründiger und emotionaler als die seines Vorgängers. Die Frage was uns Menschen ausmacht und von den Replikanten unterscheidet tretet mehrmals ins Bewusstsein der Zuschauer und die Story ist intelligent aufgebaut und steckt voller Überraschungen und Wendungen. Für Gänsehaut sorgt bereits der Anfang und das Niveau sinkt in keiner einzigen Minute - sondern steigt sogar im letzten Drittel!
Die Schauspieler sind alle großartig. Ryan Goslings ruhiges Spiel ist richtig stark und spielt meiner Meinung nach besser als Harrison Ford - auch wenn dieser einen tollen Job macht! Jared Leto als Antagonist hat wenig Screentime, überzeugt aber mit starkem Spiel und viel Präsenz. Ana de Armas hat eine sehr interessante Figur, weshalb ich nicht mehr dazu sagen möchte.
Auch das Setdesign und die Auswahl der Farben ist grandios. Der Film nimmt einen mit auf eine zweieinhalb stündige Reise in das Jahr 2049 - düster, spannend, atmosphärisch, beeindruckend, mysteriös, fesselnd. Denis Villeneuve hat das Unmögliche geschafft.
Fazit: Nicht nur ein audiovisuelles Meisterwerk, sondern auch auf inhaltlicher Ebene sehr stark und tiefgründig. Sei es die Inszenierung, die Kamera, der Soundtrack, die Schauspieler oder das Setdesign - jedes Crewmitglied hat bei diesem Film eine grandiose Arbeit geleistet. Für solche Erlebnisse wurde das Kino erschaffen. "Blade Runner 2049" topt in meinen Augen sein bereits grandiosen Vorgänger. Mal schauen wie viele Oscars drin sind.