Streng: Kritiken

Wer außer Franzosen könnte solch einen Film drehen, wem außer Franzosen mit ihrem Marquis ist es gegeben so in die Tiefen menschlicher Abhängigkeit, menschlicher Lust und Qual zu schauen ohne widerwärtig zu werden. Ich denke, wir tun uns generell schwer mit solchen Filmen und erst recht solchen Themen, denn sie beleuchten manchmal tief schlummernde gut behütete innerste Geheimnisse oder gar Bedürfnisse und Begierden unserer Seele. Abhängigkeit und Selbstaufgabe in Schwäche und Stärke.
Wer davor keine Angst hat, sollte sich den Film anschauen, denn er lohnt sich, wer nur einen Streifen Sex sucht, sollte lieber was anderes schauen.

Namen sind ja Schall und Rauch. Von daher wird hier im Film gänzlich auf Namen verzichtet und die Darsteller schlüpfen „anonym“ in ihre Rollen. Die „wahre Gegebenheit“, die diesem Film zugrunde liegen soll, ist mir zwar unbekannt, aber sie scheint ausreichend genug gewesen zu sein, dass daraus ein Drama gemacht wurde ;-). Die beiden Hauptdarsteller (Benoît Poelvoorde und Laetitia Casta) sind jeder für sich auf gewisse Weise dominant und so findet sich mal der eine oder der andere in der dominanten oder unterwürfigen Rolle. Die Liebschaft, die sich zwischen den Beiden entwickelt, nimmt mit der Zeit immer wieder extreme Auswüchse an. Es wird zwar nicht näher darauf eingegangen, warum die Personen diese Neigungen entwickelt haben, aber wer fragt da bei gewissen Vorlieben auch näher nach? Auch manche Reaktionen oder Aktionen haben mich überrascht, da ich diese Eigenschaften dem gespielten Charakter nicht zugeordnet hätte. Um welche es sich hier genau handelt, werde ich nicht näher beschreiben, da das was ich gesehen und erwartet habe ja nicht allgemein von jedem auch so gesehen bzw. erwartet wird. Dies zeigt schon, dass der Film eher kein Unterhaltungsknaller ist sondern mehr ein tiefsinniger Film, auf den man sich mal einlassen sollte.

Streng ist ein Erotikthriller von Hélène Fillières, die mit "Une histoire d'amour" (So der französische Originaltitel) bei ihrem ersten Spielfilm mit voller länge Regie führt.

Darin lässt sich eine junge Frau (hervorragend gespielt von der schönen Laetitia Casta) auf eine Beziehung mit einem älteren, äußerst reichen Bankier (Benoît Poelvoorde) ein. Die beiden Hauptrollen werden in der Geschichte nicht näher benannt, und werden auch im Abspann nur als "die junge Frau" und "der Bankier" genannt. Keine der im Film auftretenden Figuren erhält einen eigenen Namen, was zu der mysteriösen Athmosphäre im Film beiträgt und das Machtspiel zwischen den beiden, dass sich in ihrer sadomasochistischen Beziehung entwickelt, in den Vordergrund rückt. Außerhalb das Schlafzimmers hat 'er' das Sagen, was er durch erschreckend ausfallende Dialoge deutlich macht. Doch wenn es um den Sex geht ist 'sie' dominant. Diese gegenseitige Ausnutzung und Erniedrigung schaukeln sich nach und nach hoch, bis die Situation eskaliert...

Streng ist ein Film, auf den man sich erst ein wenig einlassen muss, dann bietet er jedoch eine Menge Spannung!