Lieblose Trash-Fortsetzung mit charmanter Optik
Tim Burton setzte seinen Fuß in die Welt von Hollywood, als er damals mit „Beetlejuice“ (1988) einen seiner ersten großen Filme drehte. In den 90ern und auch teilweise in den frühen 2000ern war Burton dann eine der prägendsten Stimmen in der Filmwelt und sein Stil wird bis heute geliebt von vielen Fans. Doch spätestens ab seinem „Alice im Wunderland“-Remake, wurden seine Werke plötzlich leere Abziehbilder seiner früheren Filme. Auch mit seiner Serie „Wednesday“ konnte ich nichts anfangen. Doch nun, im Jahre 2024, sind 35 Jahre seit „Beetlejuice“ vergangen und Tim Burton dreht eine Fortsetzung zu seinem Comedy-Klassiker. Unter dem einfallsreichen Namen „Beetlejuice Beetlejuice“ kehren drei der Hauptdarsteller von Teil 1 zurück und die Story setzt auch in der Filmwelt 36 Jahre später an.
Mein Interesse für den Film hielt sich in Grenzen und dennoch war eine gewisse Begeisterung da. Der Trailer versprach eine Rückkehr zu alter Form, zumindest teilweise. Doch natürlich steht bei einem derartigen Film vor allem eins an erster Stelle: Der Nostalgie-Faktor. „Beetlejuice Beetlejuice“ ist kein Film, der sonderlich daran interessiert ist die Geschichte vom ersten Teil weiter zu führen. Es geht darum viele Momente vom ersten Teil neu zu erleben, dabei gibt es viele Zitate an Teil 1 und durch die Drehbuchschreiber Alfred Gough und Miler Millar, die schon Burtons „Wednesday“ geschrieben haben, wird schnell klar, dass hier eher ein Trendfilm produziert werden soll. Und so fühlt sich „Beetlejuice Beetlejuice“ schließlich auch an. Statt einem Film, der aus einer Idee mit Leidenschaft geboren wurde, haben wir hier ein Produkt, welches ausschließlich für Leute gemacht ist, die den ersten Film kennen und lieben.
Die Story: Lydia Deetz ist mittlerweile Mutter und dreht nun paranormale Geister-Tv-Shows, während ihre Tochter Astrid nicht an Geister glaubt. Doch eines Tages sieht Lydia plötzlich Beetlejuice vor ihren Augen und es dauert nicht lange, bis der Lottergeist zurück in ihr Leben tritt…
Simpler und plumper geht es nicht wirklich. Die Story ist ohne Zweifel das Schwächste an dem Film. Dass Beetlejuice jetzt nach 36 Jahren plötzlich auftauchen und gefährlich werden kann, erschließt sich in keinster Weise. Wieso erst jetzt? Na egal, es geht ja um Spaß, richtig? Die Geschichte ist da egal. Aber in Teil 1 gab es ja zumindest eine Story. Selbst wenn der Film völlig Banane war, so wusste man doch zu jeder Zeit, was welche Figur im Film will. Die Story war einfach, aber nachvollziehbar und legte damit den Grundstein für eine wilde Achterbahnfahrt. Hier hingegen ergibt praktisch nichts einen Sinn. Vor allem die beiden „Antagonisten“ im Film sind ein Witz. Während der erste viel zu schnell erledigt ist, wird Beetlejuices Ex-Frau (gespielt von Monica Bellucci) groß aufgebaut und als Seelen-saugender Endgegner inszeniert, nur um am Ende sofort besiegt zu werden. Ein Hauch von Nichts… Beetlejuice hingegen, der eigentlich als charmanter Bösewicht die Figuren bedrohen soll, ist hier eher der abgeranzte Kumpel. Seine Bedrohung wird behauptet, ist aber nie da, anders als im ersten Teil.
Zudem ist es einfach schade, dass drei der großen Figuren vom ersten Film fehlen. Jeffrey Jones als Vater Deetz ist zwar als Figur mit dabei, aber der Schauspieler wurde aufgrund seiner sehr problematischen Straftaten verständlicherweise nicht mit ins Boot geholt. Doch die Maitlands (Alec Baldwin und Geena Davis) werden nur in einem Nebensatz erwähnt („Wir haben Schlupfloch für sie gefunden.“). Dabei hatten die beiden mit Lydia so ein enges Band im ersten Film…
Teilweise kann der Film mit absurden und skurrilen Szenen amüsieren. Ab der Hälfte beginnt das Ganze deutlich mehr Fahrt aufzunehmen und macht hier und da sogar Spaß. Doch an anderen Stellen ist der Film überraschend brav und gehemmt. Wo Teil 1 noch absolut unberechenbar und wild daher kam, versucht Teil 2 viele ikonische Szenen aus dem Vorgänger krampfhaft neu aufzulegen. Am besten ist die Fortsetzung, wenn sie mal was Originelles probiert, aber das passiert leider nicht so häufig…
Die Schauspieler wirken zudem extrem gelangweilt und zwar nahezu allesamt. Gerade die drei großen Stars aus Teil 1 haben mich enttäuscht. Winona Ryder wirkt wie die Mutter aus „Stranger Things“, dabei war sie im ersten Teil so rebellisch und verkorkst. Catherine O´Hara hat nicht mehr den Esprit und die Schärfe vom ersten Teil und Michael Keaton wirkt einfach (so ehrlich muss ich sein) zu alt für die Rolle. Während er in „Birdman“ von 2014 noch gekonnt einen Schauspieler spielte, der seinen alten Erfolgen hinter her jagt, ist nun leider genau das aus ihm geworden. Zuerst nahm er in „The Flash“ (2023) seine Rolle als Batman wieder auf und nun spielt er wieder den Lottergeist, aber deutlich lustloser. Trotzdem machen die Szenen mit ihm in der Regel den meisten Spaß, das muss ich zugeben.
Jenna Ortega sieht zwar aus wie Wednesday und spielt sie auch größtenteils so, aber ihre Performance war zumindest eine von den besten im Film. Auch Willem Dafoe hat mit seinem Part viel Spaß gehabt, der sich auf mich übertragen hat.
Die größte Stärke des Films, ist die Optik. Burton und CO nutzten für die Fortsetzung erstaunlich viele praktische und klassische Effekte, darunter Stop-Motion und viel Puppenarbeit. Zudem wurde mit vielen, echten Sets gearbeitet. Optisch sieht das Ganze sehr schick aus und gibt dem Film einen hübschen Halloween-Look. Warum können nicht mehr Filme mit diesen kreativen Methoden arbeiten?
Musikalisch kehrte Danny Elfman zurück und verpasst seinem Score von damals einen neuen, peppigen Anstrich, der mich im Film zumindest ab und zu begeistern konnte. Bin sehr auf den Soundtrack gespannt…
Fazit: „Beetlejuice Beetlejuice“ ist keine Katastrophe, aber auch alles andere als ein guter Film! Ich als Fan des ersten Films wurde stark enttäuscht mit einer lachhaften Story und gelangweilten Alt-Stars. Nicht selten wirkt der Film wie ein aufwendig gedrehter Sketch, in dem die alten Darsteller aus Spaß ihre Rollen wieder aufnehmen. Richtige Figuren sehen wir hier aber nicht und auch keinen richtigen Film, sondern ein Produkt, dass ohne Teil 1 und die nostalgischen Gefühle dazu, fast nichts darstellt. Es gibt einige spaßige Szenen und optisch ist die Fortsetzung wirklich schick und charmant. Doch nach einer Woche hat man diesen Film hier wieder vergessen, während Teil 1 unvergessen bleiben wird!