Mit seinem letzten Film hebt Regisseur Miyazaki ab!
Studio Ghibli wäre nie das geworden, was es ist, ohne Hayao Miyazaki. Seine Filme sind nicht nur der Grundstein des Studios, sondern auch einige der besten Animationsfilme aller Zeiten geworden. „Prinzessin Mononoke“ von ihm ist nach wie vor einer meiner liebsten Filme aller Zeiten! 2012 kam schließlich sein letztes Werk heraus: „Wie der Wind sich hebt“. Ein Film über einen jungen Flugzeug-Ingenieur vor dem zweiten Weltkrieg. Wie passend für Miyazaki, denn der hat sein Leben lang schon eine Liebe für Flugzeuge aller Art. Und das konnte man in vielen seiner Werke auch immer wieder sehen, Flugmaschinen haben in den meisten seiner Filme eine große Bedeutung. Und dies ist nun sein Schwanengesang, sein letztes filmisches Werk. Hat Miyazaki seine Karriere mit einem Knall beendet? Ja und nein.
Die Handlung dreht sich um Jirō Horikoshi, der nach dem ersten Weltkrieg Flugzeuge entwirft. Seit seiner Kindheit träumt er davon und es gibt nichts, was ihn so begeistert… Bis er eines Tages bei einem Erdbeben auf die schöne Naoko trifft…
Der Film ist rein historisch sehr nah an der Realität dran. Jirō Horikoshi gab es tatsächlich, auch wenn viele Details in seinem Leben offenbar abgeändert wurden. Auch der in seinen Träumen erscheinende Gianni Caproni hat wirklich gelebt und war ein berühmter italienischer Luftfahrtingenieur. „Wie der Wind sich hebt“ hat dennoch viele der typischen Ghibli-Eigenschaften vorzuweisen, wie etwa der märchenhafte Faktor. Immer wieder versinkt Jirō in seinen Tagträumen, bei denen er vor allem von Flugzeugen fantasiert. Ein sehr schönes Element, das der Geschichte die nötige Portion Magie gibt.
Die „tatsächliche“ Magie in der Geschichte geht vor allem von Naoko aus, in die sich Jiro dann auch verliebt. Und diese Liebesgeschichte ist auch an vielen Stellen sehr schön erzählt, aber wird plötzlich viel zu schnell abgehandelt. Beide lernen sich kennen und in der nächsten Szene wollen beide schon heiraten. Mir ist bewusst, dass der Film sich über viele Jahre erstreckt mit seine Geschichte, aber gerade diese Romanze hätte noch mehr Aufmerksamkeit verdient. Denn von Naoko kriegen wir als Zuschauer gar nicht so viel mit, außer, dass sie krank ist. Somit fühlt sich auch der zentrale Konflikt von Jirō (Was ist wichtiger: Die Arbeit oder die Liebe?) gegen Ende nicht so dringend an. Und das ist natürlich schade, auch wenn der Film deswegen nicht schlecht wird. Die Liebesbeziehung der beiden wird dennoch sehr authentisch und gefühlvoll dargestellt, mit einer nötigen Portion Kitsch.
Ansonsten mag ich auch hier wieder die ruhige Erzählweise des Films. Es gibt hier und da etwas rasantere Szenen mit den Flugzeugen, aber der Hauptfokus liegt auf Jiro und seinem Leben. Die Welt vor dem zweiten Weltkrieg wird hier auch sehr gut dargestellt und ich mag es sehr, dass es nicht um einen Piloten geht (wie es in den meisten Filmen über Flugzeuge der Fall ist), sondern um einen Flugzeugingenieur. Das macht das Ganze deutlich interessanter und vor allem realistischer. Wie bei allen Ghibli-Filmen, steht auch hier der Realismus sehr im Vordergrund und stellenweise hab ich mich auch an „Die letzten Glühwürmchen“ erinnert gefühlt durch die Kriegsthematik. Diese wird aber längst nicht so drastisch präsentiert, sondern eher heruntergespielt, aufgrund der Tatsache, dass Jirō natürlich auch Flugzeuge für den Krieg entwirft, dies aber nur teilweise kritisch behandelt wird.
Im technischen Bereich kann ich wie immer nur Lob aussprechen. Fantastisch animiert ist „Wie der Wind sich hebt“ und obwohl es „nur“ um eine Geschichte in der Wirklichkeit geht, so sind doch die Animationen beeindruckend und stellenweise atemberaubend. Die Flugszenen sind grandios und selbst die kleinsten Momente bestechen durch eine meisterhafte Kunst der Animation.
Oben drauf gibt´s wie immer einen wundervollen Score von Joe Hisaishi, der Hauskomponist von Miyazaki. Besonders toll finde ich die europäische Instrumentierung der Musik, da auch einige Szenen und Handlungen zum Beispiel in Deutschland stattfinden.
Fazit: „Wie der Wind sich hebt“ ist vielleicht einer von Miyazakis schwächeren Filmen (zumindest in meinen Augen), aber nichtsdestotrotz eine sehr schöne Geschichte. Charmante Figuren, die Prise Magie, großartige Animationen und berührende Musik machen diesen Film zu einem herzerwärmenden Anime-Erlebnis.