Also ich muss zugeben, dass ich "The Great Wall" bei weitem nicht so schlecht fand, wie er von der Presse geredet wird. Im Gegenteil. Der Film ist natürlich kein Meisterwerk und in Anbetracht der Tatsache das ein Meister in Regiestuhl saß, auch etwas enttäuschend. Aber der Film bietet wirklich gute Unterhaltung, die kurzweilig ist und nicht mehr. Die Handlung ist schnell zusammengefasst. Zwei Söldner kommen nach einer längeren Suche an der chinesischen Mauer an. Dort müssen sie sich in einem Kampf gegen Monster stellen, die unaufhaltsam auf die Mauer zu marschieren. Damit zunächst das Positive. Zhang Yimou (einer meiner Lieblingsregisseure) ist ein Garant für große Bilder und grandiose Choreografien. Daran scheitert der Film auch nicht. Die Aktion die im Film vorkommt (und davon gibt es viel) sieht großartig aus und erinnert in Teilen an die großartigen Filme "Hero" und "House of flying daggers". Auch rein von der Ausstattung gibt es nichts zu meckern. Die Kostüme sitzen und sehen umwerfend aus. Auch die Kameraarbeit liefert solide ab. Auch die Probleme der Sprache hat man gut gelöst. Wo in Tat die Schwäche des Filmes liegt, ist an dem hohen amerikanischen Anteil, der mitwirkt. Dafür hat sich Yimou leider zu unrecht hergegeben. Das Drehbuch ist blass. Der Film reduziert sich nur auf die Aktion, ohne das irgendwelche näheren Infos gegeben werden, die man eigentlich von Yimou gewohnt ist. Die Dialoge sind Standard aus Hollywood und die Figuren gewohnt blass. Wie man es eben auch aus den üblichen Hollywoodblockbustern kennt. Matt Damon ist unterfordert, während Pedro Pascal immerhin ein cooler Sidekick ist. Willem Dafoe ist überflüssig und kann null Punkten, während für mich die großen Stärken in den asiatischen Darstellern Andy Lau und Tian Jing. Auch negativ anrechnen muss die Musik, die in so einem Fall auch besser in chinesische Hand gehört hätte, sowie die Effekte. Aber das sieht schon extrem künstlich aus. Daran merkt man, dass Yimou wohl nicht so viel zu sagen hatte. Eigentlich zeichnen sich seine Filme doch durch tolle Figuren aus, die extrem Tragisch sind (man nehme nur den Namenlosen, die Assassinen und den Kaiser aus "Hero" oder die königliche Familie aus "Der Fluch der goldenen Blume"), auch die Effekte bin ich so nicht gewohnt von ihm. Wenngleich es wieder klasse ist, wenn hunderte Statisten auf den Plan treten. Das wirkt authentisch und einfach cool. Dafür lieb ich Yimou. Allgemein hätte ein chinesisches Team mehr daraus machen können, als die Kollegen aus Hollywood. Hier zeigt sich, dass China, meiner Meinung nach, Amerika schon überholt hat, wenn es um die Umsetzung von bahnbrechenden Blockbustern geht. Ich bin offen für weitere Zusammenarbeiten, wenn gleich eine höhere Beteiligung Chinas begrüßenswert wäre, da gerade der Teil des Films zu überzeugen weiß. Kurz: "The Great Wall" ist kein totaler Reinfall. Er ist gute Unterhaltung, mit ein paar schönen Schauwerten, Kostümen und Choreografien. Der Film verliert aber durch das zu hohe Mitspracherecht Hollywoods. Den die großen stärken des Filmes liegen im asiatischen Teil, die allerdings durch amerikanische Eintönigkeit unterbrochen wird. Dennoch macht Yimou das Beste aus den Gegebenheiten.