Es ist wohl kaum vorstellbar, dass Rassimus, Ausbeutung und derartige Unterdrückung so gesellschaftsfähig sein konnte. Und eine beispielhafte Erzählung über derlei menschliche Abgründe liefert dieser Film, der auch noch auf eine wahre Geschichte basiert. Dies wiederum berührt umso mehr und sollte einem jeden das Bewusstsein schärfen, dass so etwas keinerlei Berechtigung hat - sei es auch nur in irgendeiner Art und Weise.
Ein freier Afroamerikaner wird aus seinem bürgerlichen Leben im weitläufig liberalen Norden und aus seiner Familie gerissen, um schlagartig als erniedrigter Sklave zu fungieren. Und die seelischen und körperlichen Strapazen die in den nächsten zwölf Jahren auf ihn warten sind unbeschreiblich grausam.
Mit Gleichgesinnten, aber als Menschen zweiter Klasse, wird er zuerst deportiert und verkauft. Der Handel geht dabei zu wie auf einem Basar, ohne Rücksicht auf familiären Zusammenhalt. Schnell wird klar, dass den Schwarzen, welche hier Sklaven sind, das Menschliche aberkannt und deren Wünsche, Gefühle und Hoffnungen ignoriert werden. Hier zählt der reine Profit, begangen von größtenteils arroganten weißen Snobs, deren Menschlichkeit, sich in folgendem Zitat widerspiegelt: "Mein Mitgefühl hat den Umfang einer Münze."
Das was die Sklaven erwartet sind Plantagen- und Handwerksarbeiten zu schonungslosen Bedingungen.
Der Protagonist Solomon Northup muss sich fortan nun seinen Weg durch diese Situation bahnen,
was ihm beim augenscheinlich umsorgenden und nachsichtigen Plantagenbesitzer Ford noch gut gelingt
, vor allem da er im Vergleich zu einigen anderen Sklaven, gewisse Bildung genossen hat und einen insgesamt klugen Verstand besitzt und diesen auch zu seinem Vorteil zu nutzen weiß.
Doch solch eine "Besserstellung" birgt Gefahren und erzeugt Eifersucht und somit muss er Rückschläge hinnehmen, wie z.B. die
Auseinandersetzung mit dem ruchlosen Hitzkopf und Vorarbeiter Tibeats
.
Er versucht sich dem noch anfangs zu erwehren, doch Entrinnen kann er seinem Sklavenschicksal und der damit verbundenen Härte nicht und dabei wird auch klar, dass er in dieser großen Gemeinschaft der Sklaven alleine ist, denn
als er dem Erhängen entronnen ist, aber nun halb stranguliert seine Stunden am Baum fristen muss
läuft im unmittelbarem Umfeld das Tagesgeschehen unvermittelt weiter. Vom Regen in die Traufe
kommt er nun zum brutalen Plantagenbetreiber Epps und auf (etwas klischeebehaftet, aber historisch belegt) Baumwollfelder
, wo der Wahnsinn erst richtig seinen Lauf nimmt.
Hart durchgreifend, rein profitorientiert und seine eigenen Interessen über das der anderen stellend.
Ausgiebige Peitschenhiebe, wenn die Arbeitsleistung der Sklaven nicht zur Zufriedenheit des "Masters" gereichen, sind an der Tagesordnung.
Seine Frau, ein wohl sexuell frustriertes eiskaltes Südstaatenweib, ist da nicht besser. Vor allem durch eitle Ignoranz über dem was da auf der Plantage vor sich geht zeichnet sie sich aus.
Der eingeführte Charakter Patsey, eine kleine zierliche Sklavin, verschärft diese Situation, da der oft in Raserei verfallende Epps sich dieser in erheblichem Maße widmet, was aber letztendlich, auch im Hinblick auf seine Frau, ihr nicht gut bekommt.
Die Wucht der Hart anklagenden Bilder, so grausig sie auch schon vorher war, entfaltet nun die volle Würze.
Dies gestaltet sich vor allem in einer eindrücklich intensiven Szene, in der Patsey bestialisch und unnachgiebig ausgepeitscht wird, unter anderem auf Geheiß vom Sklaventreiber sogar vom Hauptprotagonisten selbst, welcher hier natürlich selber psychsicher Folter ausgesetzt wird.
Diese physische und psychische Schraubzwinge, und ein Höhepunt an Ungerechtigkeit, hat sich bei mir als Zuschauer so ansehnlich ausgewirkt, sodass meine Augen nicht trocken blieben.
Eine weitere Szene, welche diese Ungerechtigkeit gegenüber den Schwarzen vor Augen führt, ist,
dass ein weißer Feldarbeiter, welcher am wenigsten Ertrag erarbeitet hatte, keinerlei Bestrafung erfährt, was an sich ja richtig ist, aber im Vergleich zu der Behandlung der Sklaven, einfach unverständlich erscheinen mag.
Frischen Wind in die Geschichte bringt dann
ein Gegner der Sklaverei, der mit seinen sozialethischen Ansichten über die Freiheit des Individuums und die Infragestellung geltender menschlicher Gesetze, Gehör von Solomon und Aufschluss über sein Leben und seine Herkunft findet.
Dies leitet dann das Ende der Geschichte ein und das Finale ist sehr emotional und ergreifend und vermag aber nicht über das Gesamtelend hinwegtäuschen.
Alles in allem ein harter und unnachgiebiger Film, der deutlich auf die damaligen Missverhältnisse anklagend den mahnenden Finger zeigt und das auch nur zurecht. Man mag sich als "normaler" Bürger gar nicht vorstellen, welche Ungerechtigkeit damals grassiert hat, aber dieser Film vermag einen Teil davon beachtlich zu vermitteln. Von der Story her famos, da ich auch keine logischen Unschlüssigkeiten entdecke und das Thema an sich sehr gut und einprägsam aufgearbeitet wurde. Schauspielerisch auch sehr zu loben, vor allem Chiwetel Ejiofor, der Hauptdarsteller, dem man seine Rolle absolut abkauft, Michael Fassbender (brilliant, wie man so ein kühles Gemüt und diese Rage verkörpern kann) und Lupita Nyong’o als Patsey, die gebeutelte Lustsklavin, kann man da auch mit erwähnen.
Soundtrack dezent und nicht wirklich auffällig, was dem Film aber nicht schadet.
Somit möchte ich meine Kritik schließen mit folgendem Satz: "Menschen sind nicht gleich - aber ihre Rechte!"