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Marc-aus-Aachen
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4,0
Veröffentlicht am 28. Juli 2012
Bei Filmen, deren Protagonisten Behinderte sind (sei es körperlich oder geistig) bin ich generell skeptisch: entweder wird PC-mäßig arg auf die Tränendrüse gedrückt, oder ein Hollywoodstar arbeit heftig daran, sich einen Oskar zu erspielen. Diese Skepsis verlogt angesichts dieser belgischen Kleinproduktion aber sehr schnell. Denn 1) ist kein Hollywoodstar weit und breit in Sicht, und 2) ist der Film herrlich anti-PC. Spastiker Philip ist nicht nur Motor und Antreiber, nein er erweist sich auch als bisweilen kindisches A****och, der auf den Gefühlen seiner Freunde und Unterstützer herumtrampelt und mehrmals deutlich zurechtgewiesen werden muss. Robrecht Vanden Thoren (Philip) liefert die enorm überzeugende Performance eines Menschen ab, der voller Energie steckt, dem sein Körper aber im Weg steht. Weswegen diese Energie dann auch ins Negative umschlagen kann. Gilles De Schrijver (Lars) ist der hübsche "Frauentyp", dessen Schicksal der Geschichte eine große Bitterkeit verleiht. Der Zuschauer landet hart und trocken auf dem Boden der Tatsachen. Tom Audenaert (Josef) ist schließlich der Romantiker, das große, gütige Herz des Trios. Er, der unter den Ausbrüchen Philips am meisten leidet, findet schließlich sein Glück.
Der Film bietet mehrere grandiose Szenen, die die Behinderungen unserer Helden "gnadenlos" für Slapstick ausnutzen, um dann unvermittelt in Panik und Verzweiflung umzuschlagen, und dann doch noch einen glücklichen Dreh zu finden. Dabei wird der Zuschauer in kurzer Abfolge durch ein Wechselbad der Gefühle geschubst, das sich gewaschen hat (das erste Hotel / Josef muss pinkeln / Lars mit der Spanierin am Pier). Was ich dem Film hoch anrechne.
Fazit: jedem Freund von Alternativmovies/skurrilen Roadmovies/Buddymovies kann ich diese mutige kleine Geschichte ans Herz legen