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Movie-Dude
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3,5
Veröffentlicht am 7. August 2012
Exit Humanity ist ein recht interessanter Zombiefilm. Allerdings einer, auf den man sich einlassen muss. Er ist nicht so zugänglich, wie viele seiner heutigen Genre-Verwandten. Vor allem ist er nicht besonders actionlastig. Das liegt zum einen am Setting und zum anderen an der Darstellung der Zombies. Angesiedelt ist der Film im ausgehenden Wilden Westen (nach dem Bürgerkrieg) im Staat Tennessee. Anstatt der genreüblichen Zombie-Apocalypse in der Großstadt gibt es also kleinere Zombiegruppen bzw. einzelne Zombies, die in dünn besiedelten Gegenden durch Wald und Wiese straucheln. Und das führt uns gleich zum nächsten Punkt: Die Zombies rennen nicht sondern schlurfen, wanken und straucheln, so wie es ihrem Archetyp entspricht. Durch diese Faktoren – kein geballtes Aufkommen und langsamer Gang – wirken die Zombies weit weniger bedrohlich, als es Fans der rennenden und marodierenden Vertreter gewöhnt sein mögen. Auch Freunde von expliziten Gore-Effekten werden diese hier nicht vorfinden. Doch das tut dem Film in meinen Augen keinen Abbruch. Rennende, untote Zombies machen für mich nämlich streng genommen so viel Sinn wie fliegende Werwölfe. Überdies gelingt es dem Film auch mit seinen traditionellen Zombies gut, eine Endzeit-Stimmung zu transportieren. Denn auf normale Menschen zu treffen, ist verdammt selten geworden …. und überdies nicht immer ungefährlich. Protagonist des Films ist ein Kriegsveteran, der abgelegen mit seiner Frau und seinem Sohn im Wald lebt. Als er eines Tages von einer mehrtägigen Jagd zurückkehrt, findet er seine Frau als wandelnde Untote vor. Sein Sohn ist verschwunden. Von da an nimmt die persönliche Tragödie des Protagonisten ihren Lauf, wobei sie sinnbildlich für die am Abgrund stehende Menschheit verstanden werden kann. Visuell ist der Film gut gemacht. Besonders stimmungsvoll ist die Einteilung in mehrere Kapitel, die stets mit einer kleinen Sequenz eingleitet werden. Des Weiteren gibt es Zwischensequenzen, die im gezeichneten Stil daherkommen. Beide Elemente fügen sich gut in den Film ein und machen optisch was her. Die meisten Darsteller überzeugen ebenfalls.
Eigentlich bin ich kein Fan von Zombifilmen. Das liegt vor allem an den Zombis. Sie können laufen, sehr schnell sogar und wenn ich jemanden laufen sehen möchte, schalte ich doch eher zu den olympischen Läufern, die nur unwesentlich schneller sind, als ihre untoten Artverwandten.
Diese Art von Zombies findet man in Exit Humanity nicht. Der Film beginnt mit dem Kommentar, dass in der 'Jetzt'-Zeit eine Untotenplage die Erde heimsucht und auf der Suche nach einem Heilmittel und dem Ursprung stieß man auf ein Buch von Edward Young, der dieses sechs Jahre nach seiner Rückkehr vom amerikanischen Bürgerkrieg begonnen hatte. Der Film und die ganze Erzählung dreht sich ab nun um Edward Young und ist eine gelungene Charakterstudie, die im pendelhaften Schwung zwischen Extremen das Prinzip "Menschlichkeit" zu orten versucht - was dadurch erreicht wird, indem man dem menschlichen das Untote - also Böse, Bestienhafte - entgegensetzt. Außerdem setzt sich der Zuschauer mit extremen Gegensätzen auseinander: Die Menschlichkeit gegenüber den Untoten ist nur eines davon, das andere sind die Gegensätze der handelnden Personen, die belebte gegenüber der unbelebten Natur und die frühere Zeit gegenüber der dunklen Zeit und die Hoffnung auf Besserung (die ja gekommen ist, wie man durch das erwähnte Kommentar zu Beginn weiß).
Wer also nach Action sucht, wird nur teilweise fündig. Wer massig Blut sucht, der wird mit diesem Film nicht zufrieden sein. Wer aber nach einer anspruchsvollen Erzählung eines Protagonisten in einer Extremsituation sucht, der wird hier fündig werden. Einziges Manko sind leichte anachronistische Fehler, über die man aber hinwegsehen kann.