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    Die Mühle und das Kreuz
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    Schnafffan
    Schnafffan

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    5,0
    Veröffentlicht am 19. Oktober 2012
    Dass zur Beschreibung außergewöhnlicher Filmerlebnisse oft Vergleiche aus anderen Künsten wie "opernhaft" oder "gemäldeartig" bemüht werden,könnte man theoretisch als Verdeutlichung der künstlerischen Unterlegenheit des filmischen Mediums gegenüber der Oper oder der Malerei interpretieren.
    Wie aber verhält es sich,wenn es einem ambitionierten Filmkünstler und Kunstverehrer gelingt,die visuelle Grenze zwischen Malerei und Film fast völlig zu verwischen und einen Film zu schaffen,der mit seiner spezialisierten Optik nicht nur die grafische Darstellung als solche zu imitieren vermag,sondern tatsächlich das Gemälde selbst in all seinen primären Facetten (Räumliche Koordinierung sowie Farb- und Lichtkomposition) nachzustellen!? Mehr noch: Durch die Transformation des nachgestellten Bildes in den dreidimensionalen filmischen Raum das Gemälde im wahrsten Sinne des Wortes zum Leben zu erwecken! Ja und selbst darüberhinaus: Das Gemälde quasi nicht nur schlichtweg "filmisch" nachzustellen,sondern sich "in ihm" zu bewegen,einzelne Aspekte herauszustellen und sie aus anderen (Kamera-) Perspektiven und Blickwinkeln zu "beleuchten", zu untersuchen, zu interpretieren, zu ergänzen.
    Dieser Künstler ist der polnische Regisseur Lech Majewski und sein Film "Die Mühle und das Kreuz" im,über und durch das Gemälde "Die Kreuztragung Christi" von Pieter Bruegel dem Älteren ist schon deshalb ein Meilenstein der Filmgeschichte,weil die oftmals lapidar dahingesagte Bezeichnung "Dieser Film ist wie ein Gemälde." praktisch nur noch auf sein Kunstwerk angewendet werden dürfte. Auch der Ausspruch "Man kann es nicht beschreiben,man muss es sehen!" galt selten so sehr wie hier.
    Eine tiefergehende Auseinandersetzung bzw. Analyse dieses filmischen Essays könnte zwingender notwendig und auch verdienter nicht sein, diese Kurzkritik vermag jedoch erst einmal nichts anderes als eine außerordentlich ehrfürchtige Lobeshymne auf diesen Geniestreich sowie seinen Schöpfer anzustimmen.
    Majewskis Wirken ist das eines Malers,indem er wie ein solcher seine Bilder streng durchkomponiert und beinahe ein jedes von ihnen zu einem Meisterstück werden lässt,für das andere Regisseure einen oder mehrere Filme benötigen würden.
    Gleichzeitig hat seine formale wie intellektuelle Verknüpfung dieser Fragmente zu einem schlussendlich meisterhaften Ganzen etwas demiurgisches,als würde er selbst die Rolle des gottähnlichen Müllers aus dem Bild übernehmen. "Die Mühle und das Kreuz" ist neben vielem Anderen eine inspirierende Reflektion über die Göttlichkeit des Künstlers über sein Werk und die gleichzeitige Herrschaft des Werkes über seinen Künstler. Erschafft der Künstler mit seinem Werk nicht eine eigene Parallelwelt,in der sich andere wiederfinden können, sie betreten und aus ihr wiederum in unsere Welt zurückwirken? Wäre Majewski dieser Jemand,der die Welt Bruegels betrat,sie zu neuem Leben erweckte und nun wieder auf uns Zuschauer zurückwirkt?
    "Die Mühle und das Kreuz" ist mehr als eine interessante filmische Exkursion für Kunst-Studenten,es ist eine philosophische Erfahrung,in dem Monotheismus und Platonismus gleichsam eine Rolle spielen und vorallem eine filmische Offenbarung.
    Diese schlägt sich im chirurgisch präzisen Zusammenspiel der einzeln bereits für sich phänomenal funktionierenden Elemente nieder; Beleuchtung, Kostüme, Ausstattung, Musik ... alles wirkt wie aus einem Guss. Bei der Kameraarbeit verhält sich das ganz anders: Diese ist als revolutionär zu bezeichnen!!! Schließlich schafft sie das,was die größten Meister der Malerei beherrschten,nämlich das makellose Ausloten von Raum und Tiefe; nie monoton,sondern immer wieder mit großem Abwechslungs- und Schöpferreichtum.
    Und als wäre das alles nicht schon lange genug,ist die "Die Mühle und das Kreuz" schließlich noch durch seine Vereinigung der Meisterhaftigkeit eines Gemäldes mit der meisterhaften filmischen Entsprechung eben dieses Gemäldes praktisch die ultimative Bestätigung der stolzen,aber schwer untermauerbaren Meinung eines wohl jeden echten Cineasten: Film ist eben doch nicht unterlegen,es ist ganz im Gegenteil von seinen Anlagen her das vielfältigste und qualifizierteste audiovisuelle Medium unserer Kultur.
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