Nun, ich habe diesen Film gerade in der Sneak gesehen und wollte dazu mal meine erste Kritik schreiben. Vorher muss ich jedoch sagen, dass ich das Buch nicht kenne und somit den Film eigenständig bewerte und keine Vergleiche zu dem Buch ziehen kann.
Meine Bewertung teile ich mal in 3 Unterpunkte auf: Story, Darsteller/Rollen und Inszenierung.
Fangen wir mit der Story an, diese gefiel mir vom Grundgedanken soweit ganz gut. Ein bisschen "Hunger Games", eine Prise "Divergent", gemischt mit einem ähnlichen Hintergrund wie "Equilibrium" und "Brave New World", das könnte interessant werden. Leider jedoch erwarteten mich in den ca. 100 Minuten des Filmes mehr Langeweile als alles andere. Die Story zieht sich besonders in den unwichtigen Momenten wie Kaugummi und nimmt somit gar kein Tempo auf. Temporeiche Storyentwicklungen gibt es zwar auch, jedoch unpassender Weise im Hauptteil des Films, der das "Aufwachen" des Protagonisten behandelt. Anstatt diese Charakterentwicklung langsam und gleichmäßig zu durchlaufen, wie es in viiiielen anderen Jugendfilmen besser geschieht, gleicht es in "Hüter der Erinnerung" eher dem Umlegen eines Lichtschalters. Besonders absurd wurde es allerdings zum Ende, da der Film zwanghaft versuchte Action und Tempo einzubringen, die Story allerdings erneut nicht folgen konnte und sich somit komische, kurze Actionsequenzen im Wechsel an endlos lang erscheinende Charakter-Aufnahmen reihten. Abgerundet wurde das alles dann von einem seltsam, absurden Ende, welches versucht eine Helden-Figur zu etablieren, welche man als Zuschauer jedoch nicht als das empfindet.
Noch dazu kommt ein anscheinend übermenschliches Super-Baby, welches alle Klimalagen und Katastrophen überlebt, was den Film stellenweise unfreiwillig komisch wirken lässt.
Zudem ist die Handlung meiner Meinung nach mit mehreren Logiklöchern gespickt, was auch noch einmal Abzüge in der B-Note gibt.
Nun, zu den Darstellern und Rollen: Also ich muss sagen, dass mir Jeff Bridges und Meryl Streep in ihren gegenpoligen Rollen gut gefallen haben. Beide schaffen es ihre Charaktere gut darzustellen und sie, ihren Rollen entsprechend, glaubhaft rüberzubringen. Im Gegenzug schaffen dies die Darsteller der Hauptcharakter jedoch weniger. Besonders zum Protagonisten konnte ich persönlich wenig Bezug aufbauen, was zu einem auf seinen teils fragwürdigen Entscheidungen, zu anderem auf seiner schwer mitfühlbaren Charakterzeichnung und -Entwicklung basierte. Die schauspielerische Leistung der Jüngeren war jedoch okay, ich denke die Charaktertiefe fehlte nicht in ihrer Darstellung sondern in der Charakterzeichnung des Drehbuches.
Somit zum dritten und letzten Punkt, der Inszenierung: Die Entscheidung den Film großteils in Schwarz-Weiß zu drehen empfand ich persönlich als Highlight des Filmes. Dieser simple Effekt lässt den Zuschauer gut in die Welt der "Gleichheit" bzw. "Blindheit" des Filmes hineintauchen. Natürlich ist mir bewusst, dass die Personen, sowie anfangs auch der Protagonist, des Filmes auch alles nur farblos sehen und es daher dumm gewesen wäre den Film in Farbe zu drehen. Jedoch wurde es hier auch gut als Stilmittel genutzt, um die farblose, langweilige und eintönige Welt des Filmes darzustellen, was man als Zuschauer auch sofort so auffasst. Allein dieser Teil der Inszenierung ist einen Stern wert!
Leider wird dieser schöne Stil aber an vielen Stellen durch sehr schlechte Kameraführung oder fragwürdige gestalterische Entscheidungen arg verdorben. Wenn in einem ansonsten ruhigen Film plötzlich eine Verfolgungsjagd aufkommt, welche die Shaky-Cam-Einstellungen aus Filmen wie aus "28 Days Later" oder "Cloverfield" an Wackelei noch übertrifft, dann frag ich mich doch was sich Regisseur und Kameramann dabei gedacht haben. Denn anders als in den genannten Beispielen, bringt es in diesem Film weder Spannung noch Dramaturgie auf, sondern ist schlicht und einfach nervig und fehlplatziert. Getoppt wird das alles allerdings noch von einer Szene in der ich im Kino wirklich nicht wusste ob ich lachen oder weinen soll. Der folgende Abschnitt enthält große Spoiler, Lesen auf eigene Gefahr, ich hab euch gewarnt! ;)
Die gemeinte Szene ist die, in der sich Jonas durch den Geber in den Vietnam-Krieg zurückversetzt. An der eigentlichen Szene habe ich für den Verlauf der Story nichts auszusetzen, aber ich frage mich was um alles in der Welt den Regisseur dazu getrieben hat in dieser Erinnerung einen so übertriebenen Griesel-Filter aufzulegen, das es aussieht als sei diese Szene von 50 Jahren gedreht worden. Okay, er dachte vielleicht es wäre ein cooler Effekt wenn man es so darstellt als wäre es wirklich damals im Vietnam gedreht worden, aber selbst dann macht das einfach logisch keinen, wirklich auch nicht den geringsten Sinn, da Jonas IN der Erinnerung ist und es somit selbst sieht. Nach dieser Logik, haben die Menschen früher alles mit Super8-Griesel-Effekten gesehen, und vor der Erfindung des Farbfernsehens gab es nur schwarz-weiß. Gut das wir heute alles in Full-HD aufnehmen und uns damit nicht mehr rumschlagen müssen.
Nunja. Alles in allem war der Film wirklich eher schlecht als recht. Einige Freunde die ihn sich ebenfalls angeschaut haben sind während der Vorstellung zwischendurch weggedöst, was der wirklich langsamen, uninteressanten Story zu Lasten fällt. Das Problem des Filmes ist das er versucht zu vieles zu sein, und im Endeffekt doch gar nichts davon ist. Für einen Jugendfilm fehlt ein Held in den man sich versetzen kann, für eine Gesellschaftskritik fehlt dem Film der philosophische Aspekt. Für Fans des Buches ist er eventuell etwas wert, für alle anderen jedoch wird er nur ein weiterer Film sein, der versucht auf der Erfolgswelle von "Hunger Games" mitzuhalten, jedoch im Gegensatz dazu schon bald in Vergessenheit geraten sein wird.