Ein Mann, ein Knall – Michael Bay. Kein Regisseur unserer Gegenwart ist wohl eher im Mittelpunkt satirischer Seitenhiebe auf die Filmindustire Hollywoods. Das könnte einem fast schon leid tun, würde Herr Bay im Gegensatz dazu jedoch nicht völliges Desinteresse daran zeigen. „Lasst sie meckern, sie schauen die Filme trotzdem.“ hat wohl auch seine Zielgruppe verärgert. Aber Recht hatte er trotzdem, soviele kann es kaum gejuckt haben, bereits am Startwochenende besiegte „Transformers: Age of Extinction“ alle Zweifel.
Und was ist jetzt mit Qualität? Sollte man mit so einer Frage überhaupt ansetzen? Wenn die Kritiker in hohem Maße gegen einen Film ätzen, die Zuschauer wiederum mit vollen Kinosälen kontern, sollte man als Otto Normal sicher sein: Ein Spiel der Extreme ist es letztlich wohl nicht. Und so kommt es meiner Meinung nach auch.
„Age of Extinction“ ist nicht der schlechteste der Reihe, dafür merzt Bay mit einem deutlich angenehmeren Schauspiel – Trio und zurückgeschraubten Albernheits – Level sehr markante Schwachpunkte aus, wenn auch nicht komplett. Trotzdem ist auch hier wieder der Bay'sche Wurm drin. Die Dialoge sind zwischendurch immer mal wieder Fremdkörper, die Story um die titelgegebenen Transformer ziemlich diffus und vor allem im Schlussdrittel gehen Bay Übersicht, Logistik und Regie völlig flöten.
Setzen wir mal zu Beginn an: Die Fahnen wehen immer noch am Hause der Wahlbergs (oder wie er und seine Familie heißen, sollte allerdings nicht überdurchschnittlich interessieren), aber Trommeln und Militär sind zumindest weg. Da sticht schon Neuerung eins ins Bild, überzogenem Hurra – Patriotismus muss man hier nicht frönen, bis auf eine kurze Black Ops – Aktion fällt der Schauplatz Amerika zumindest diesbezüglich nicht auf, sondern Bay kommt hier der Intention der Transformer, die Spielzeughersteller Hasbro wohl auch ursprünglich im Sinn hatte, näher als zuvor: Nämlich dem Spaß an der Zerstörung.
Familie Wahlberg und Co sind hier deutlich dezenter angelegt als der aufdringliche und polarisierende LaBeouf und verkaufen viel lieber gute alte amerikanische Familienwerte. Das kann und muss nicht unbedingt besser im Auge des Betrachters liegen, macht aber zumindest pädagogisch deutlich mehr Sinn als unterschwellig den Krieg durch den Mensch zu euphorisieren und passt daher auch in einen actionlastigen FSK12 – Blockbuster. Sicherlich, der nervtötende Sidekick der unter Witzspastiken und bescheuerten Slapstick – Einlagen leidet, ist zwar immer noch mit von der Partie, aber Bay lässt ihn unerwartet schnell vor die Hunde laufen. Brutal, klar, aber viel angenehmer zum Zuschauen.
Zumal „Age of Extinction“ eine Spielzeit von 165 Minuten(!) nur bedingt kreativ ausnutzt und das war jetzt sehr höflich. Was machen eigentlich die Transformers in „Transformers“ außer Kämpfen? Ideologisch versucht Bay hier wieder Bezüge zur Vergangenheit/Ursprung zu ziehen wie „Revenge of the Fallen“ und versandet mit einer unausgereiften Geschichte hier deutlich. Mehr als kindliche Motive „diese Transformers kommen aus dem All und diese da von den Menschen“ sollte Bay dann doch zu bieten haben. Aber zumindest mit dem außerirdischen Stahl „Transformium“, dessen Namensgebung einer der unfreiwillig komischsten Höhepunkte ist, versucht Bay eine kleine moralische Denkfalte auf die Stirn des Zuschauers zu provozieren. Dass fortschreitende Technik zur Gefahr wird, ist nicht völlig neu, nicht mal in der Themenpalette von Michael Bay, doch die gute Absicht ist zu erkennen und es ermöglicht Optimus Prime mal wieder eine Rede zum Amoralismus der Menschen zu entwerfen. Die kennen wir allerdings schon auswendig.
Apropos: Trotz vermeidbar flacher Witzen und strapazierenden Raufereien, Optimus Prime und seine Truppe, mal wieder optisch einprägsamer als namentlich (weiß gar nicht, ob sich überhaupt alle vorgestellt haben), sind wie die menschliche Komponente angenehmer gestaltet, vor allem der mürrische und an einen Zwerg angelehnte Autobot ist eine gelungene Erweiterung zu den Fanlieblingen Prime und Bumblebee. Die Dinobots, hochstilisierte Symbole für die Kritik an Bay in den letzten Wochen, fallen da auch aufgrund geringer Spielzeit weder positiv noch negativ besonders auf.
Ebenfalls eine deutliche Steigerung macht das Schauspielensemble durch: Mark Wahlberg als etabliertes Gesicht zu nutzen, stimmt einen in vielen durchaus auch mal dämlichen Momenten des Films etwas milder, wie der beispielsweise andauernde Konflikt, wieso ein 20-jähriger nicht mit Wahlberg's drei Jahre jüngerer Filmtochter ausgehen darf. Puh. Dennoch, ein Wahlberg mit Waffe ist in den gelungensten Momenten des Films das Beste was der Reihe passieren konnte. Neben einem wirklich in allen Belangen blassen Jack Reynor ist Nicola Peltz sowas wie die Ahnung einer schauspielerischen Steigerung im Gegensatz zu ihren weiblichen Vorläufern. Aber eigentlich auch nur, weil da nicht weniger ging. Eine gute Alternative hingegen ist Schauspieler Stanley Tucci, der den Dreh einfach raus hat und deswegen sogar in einem Transformer – Film eine recht gute Figur macht. Neben der wohl auch einzig glaubhaften charakterlichen Entwicklung, das liegt aber nicht am Drehbuch sondern wohl eher an Tucci selbst, gelingen ihm teilweise schon mal Dinge die in einem Transformer – Film als schwierig gelten: Witze.
Eine mittelschwere Enttäuschung ist dann aber wohl das Finale. Bay schafft es im Laufe einfach keine spannende oder gar auf einen Höhepunkt zuspitzende Stimmung zu generieren und so verkommt der Film hier zu einer an den Vorgänger erinnernden, unübersichtlichen und lärmenden Verschleiß – Orgie. Was noch schlimmer ist, dass das Sounddesign diesmal gar nicht richtig sitzt. Orchestrale Streicher ohne Höhepunkte, die die Kampfszenen in keinster Weise unterstützen, auf die Spitze wird das getrieben, als die Stimme des Frontsängers der „Imagine Dragons“ den Dialog von Optimus Prime im finalen Aufeinandertreffen unterbricht.
Fazit: Jetzt habe ich mich redlich um Objektivität bemüht, aber am Ende muss ja auch nochmal die Meinung raus. Ich war, bin und werde wohl nie ein Fan der „Transformer“, aber das liegt nicht zwingend an „Age of Extinction“. Regisseur Michael Bay bemüht sich in seinem vierten Film um eine neue Gangart und etwas mehr Menschlichkeit statt der vollen Pathos – Dröhnung, aber vieles verläuft eben wieder im Sand und das Finale beschließt erneut sich ganz auf Krawall zu verstehen. Somit kann man auch dem vierten Film trotz Versuch und Scheitern kein gutes Zeugnis attestieren. Es bleibt abzuwarten, was von Bay noch kommt, vielleicht irgendwann etwas besseres, was nur knapp am Durchschnitt gescheitert ist.
Wem das immer noch zu wenig Kritik am Werk ist, dem sei von mir empfohlen: Massiert die erstarrten Stirnrunzeln und versucht vielleicht mal auf das wirklich einzig, unwiderlegbare Argument der Fangemeinde zu hören: “Es ist doch nur ein Film.“