Lief gestern in der Sneak und war deutlich lustiger, als ich es von einer Will Ferrel-Komödie erwartet hatte, oft kann ich mit dem Kerl nämlich gar nichts anfangen.
Wie in der Filmstarts-Kritik schon ganz gut beschrieben, steckt eine Menge Wahrheit hinter dem Humor. Es geht in dem US-Wahlkampf oft wirklich nur ums Geld und darum, den anderen Kandidaten bloßzustellen. Und das wirkt nicht nur für uns Europäer immer so, es ist tatsächlich so, wie ich im letzten Winter in Amerika bei der Vorwahl der Republikaner feststellen musste. Mit für uns zusammenhanglosen und komplett unklaren Wahlkampfpointen wird um die Zustimmung der Menschen gerungen. Im Film war die erste richtige Wahlrede der beiden Kandidaten bespielhaft dafür. Ferrel wirbt dafür, neue Jobs zu erschaffen, erklärt aber nicht wie. Galifianakis weist darauf hin, dass sein Gegenkandidat keine wirksamen Argumente gibt, wie in deren District neue Arbeitsplätze entstehen könnten und sagt, wie er es besser machen würde: 'die Großunternehmen wieder hierhin locken!' Die Zustimmung des Saals ist ihm plötzlich sicher. Dem rational denkenden Zuschauer stellt sich hingegen wieder die Frage: 'Wie?' Dieses Argument ist genauso schwammig, wie das von Ferrel. Die Unterstützung hat er hauptsächlich dadurch gewonnen, dass er den anderen bloßgestellt hat.
Und leider ist das im richtigen US-Wahlkampf nicht anders, da habe ich mir auch Wahlkampfreden angehört, die so unlogisch und schlecht erläutert waren, dass man sich wirklich fragen muss, warum die Republikaner weiterhin fast die Hälfte der Stimmen sicher hat (das schlimmste 'Argument' war 'Marriage is marriage' vom jetztigen Kandidaten Romney zur Verteidigung des Eherechts und gegen die Homoehe).
Upps, jetzt bin ich wohl doch zu politisch geworden, was gerade in dem Special der am meisten diskutierten Kritiken noch an den FS-Autoren kritisiert wurde :-D Es ist nur schwierig, einen so politischen Film nicht mit dem tatsächlichen Geschehen in den USA zu vergleichen.
Um auf den Film zurückzukommen: die Schauspieler liefern natürlich wieder die Leistungen ab, die wir von ihnen gewohnt sind, keinem ist irgendwas zu peinlich. Und natürlich driftet die Storyline auch mal ins Lächerliche ab (ich fand den Auftritt von 'Uggie' klasse, aber ich glaube, in meinem Kino haben zu wenige 'The Artist' gesehen, da dieser nicht einmal regulär dort lief...), aber über allem steht weiterhin die Kritik an den Wahlkampfmethoden beider Parteien (wenn den Reichen nicht passt, wie sich ihr Kandidat verhält, wechseln sie auch mal gerade die Fronten). Da sich der Film nicht direkt auf eine Partei festlegt, da beide Kandidaten offensichtlich ungeeignet sind, macht das der Abspann, in dem (meine Lieblingsband) Green Day gespielt wird ('99 Revolutions' aus dem im Januar erscheinenden 'Tré'), die ja bekanntlich demokratisch eingestellt sind.
Insgesamt ein anschaubarer Film, oft sehr witzig, manchmal lächerlich, jederzeit mit leider sehr viel Wahrheit dahinter. Ich rate jedoch jedem, sich lieber einmal 'The Ides of March' vor der Wahl im November anzuschauen, wo diese Kritik natürlich deutlicher ist als in einer Komödie.