Düster wird es im Marvel Cinematic Universe, sehr düster. Während Tony Stark darauf fixiert war, uns seine immer wiederkehrenden Dämonen näherzubringen und sein Kumpel Thor sogar in „dunklen Königreichen“ interagiert hat, wird nun auch „Avengers“ - Oberhaupt und Amerikas Vorzeigebürger Nummer 1 von der düsteren Gefahr in den eigenen Reihen konfrontiert, ehe uns dann ungefähr ein Jahr später Bösewicht Ultron in die ewige Finsternis schicken will. So ein wenig versatz- und baukastenähnlich wirkt die eingeleitete „Phase 2“ der Strategen von Marvel also schon, auch wenn es erfreulich ist, dass sie nicht zwingend dem Credo „höher, schneller, (hier mal) explosiver“ hinterherhecheln. Und da ist es auch irgendwie logisch, dass man Problemkind Numero Uno mit einem deutlich dreckigeren, raueren und humorfreieren Film auf die Sprünge hilft.
Wobei völlig humorfrei? „The Return of the First Avenger“, so der deutsche etwas vorsichtige Titel, der sich im Laufe der Handlung aber sogar auszahlt, beginnt mit einem gewitzten Läufer, der die 20 km in 30 Minuten läuft, wobei er „den Start verissen hat“ wohlgemerkt. Anschließend notiert er sich Dinge, die er nachholen sollte, aber der amüsante Eröffnungsgag täuscht darüber hinweg, was anschließend erst richtig loslegt. Seine Arbeit für die Organisation Schield kommt ihm nämlich zurecht nicht mehr ganz geheuer vor.
Die Regisseure Anthony und Joe Russo legen ihre Vision des „Cap“ an Spionage Thriller der 80er deutlich sachlicher und trockener an und das funktioniert erst einmal ziemlich souverän. Keine Frage, tiefschürend ist auch hier sehr freundliche Oberflächenbetrachtung und Soldat Steve Rogers hämmert seine Kontrahenten zudem ungewöhnlich übermenschlich und recht mühelos zur Seite, aber es wird eben auch ein ganz wichtiges Element nicht unterwandert, dass obwohl oder gerade wegen seiner Vorlage irrwitzig zu wirken scheint: Glaubwürdigkeit. Trotz seines comichaften Überzugs behauptet „The Return of the First Avenger“ niemals etwas zu sein, was er nicht ist. Man ist schlau geworden aus Teil 1, arrangiert sich mit verpassten Chancen und fügt die Story somit zu einem homogenen Ganzen, das unterhält, über mehr als zwei Stunden relativ plausibel wirkt und sogar an der ein oder anderen Stelle deutlich überrascht. So ist es auch nur folgerichtig, dass Protagonist Rogers sich wie das filmische Produkt zwischen Moderne und Tradition zu entscheiden versucht.
Konzeptionell betrachtet, schwingt „Captain America 2“ einfach weiter. Er setzt recht nahtlos an seinem Avenger Assemble an und betrachtet, auch dank gelungenem aktuellen Bezug, das Innere der Geheimorganisation Shield, ohne Comicfans abstrus zu überinformieren. Dabei ist es ebenso erfreulich, dass auch das zweite Abenteuer von Steve Rogers die Wurzeln des ersten Teils nicht verleugnet und sie dankbar in den Kontext der Story einbettet.
Ausgelöst durch ein wahrlich wirkungsvoll in Szene gesetztes Attentat auf Nick Fury, taucht Steve Rogers mit Black Widow alias Natasha Romanoff unter und garantiert durch einige spannende Szenenwechsel Atmosphäre und Kurzweiligkeit zu gleich.
Die Actionsequenzen sind erneut souverän gefilmt, was sich für einen Blockbuster dieser Güteklasse aber auch gehört, dennoch leidet die ein oder andere dynamischere Szene auch schonmal unter Kinderkrankheiten. Sinnvollere Kamerapositionen und etwas mehr Geduld in den Schnittsequenzen hätten hier Unterhaltungs – und Actionwert deutlich höher treiben können, obwohl die Russo – Brüder mit der Schiffsszene zu Beginn beispielsweise einige sehr coole Kickass – Szenen generieren können.
Protagonist Chris Evans funktionert durchaus, auch wenn es einem im Kinosessel bei der ein oder anderen Motivationsrede schonmal zwickt, und es kommt ihm diesmal sehr zu gute, dass er durch seine Nebendarsteller wunderbar entlastet wird. Scarlett Johansson's Black Widow atmet erneut den Geist ihrer Vorlage und es umgibt sie auch weiterhin ein mysteriöser und anziehender Schleier. Glücksgriff ist, obwohl Samuel L. Jackson und Robert Redford hier ein wirklich gut aufgelegtes Duell spielen und wahrscheinlich auch eher als Werbefiguren herhalten sollten, Falcon – Darsteller Anthony Mackie, der hier einen rasanten sowie emotional wichtigen Freund von Captain America zum Besten gibt, trotzdem aber nie unter ironisch – nervender Überzeichnung leidet und für einen Marvel - Sidekick seltsam geerdet wirkt. Da kann die Präsenz und Dringlichkeit des Winter Soldiers (Sebastian Stan) nicht ganz mithalten.
Das Finale greift den Aspekt des Castes dann treffend auf. „The Return of the First Avenger“ lebt von seinen Facetten und Nebendarsteller, Steve Rogers funktioniert nicht mehr als alleiniger Katalysator für die Handlung und darf sich, treu der modischen Auslegung von Comics (vgl. „The Dark Knight Rises“), deutlich zurücknehmen, ohne dass der Film dabei einen Qualitätsverlust oder Bruch zu spüren bekommt. Ganz im Gegenteil. Der zweite „Captain America“ ist dramatisch unterlegtes Popcorn – Kino einer sehr eigenen Sorte, deutlich ernster, deutlich konzentrierter, doch trotz über zwei Stunden Spielzeit auch durchgehend spannend und unterhaltsam. Die Russo's sollten auf dem Zettel bleiben.
P.S.: Zum Abschluss des Films wird der Zuschauer mit einer der besten After Credit – Scenes in der Marvel – Historie auch noch zusätzlich belohnt.